Laktatazidose ist eine lebensgefährliche Komplikation, die meist bei Diabetes-Patienten mit Metformin-Therapie auftritt, die Sterblichkeit ist sehr hoch.
Die Laktatazidose ist eine schwere krankhafte Übersäuerung des Körpers (Azidose), die eine rasche Therapie erfordert. Dabei ist der Krankheitszustand mit niedrigem pH-Wert in Gewebe und Blut verbunden. Allerdings muss die Laktatazidose als Stoffwechselstörung nicht zwingend mit Diabetes und hierzu vor allem mit Metformin zusammenhängen. Wenngleich die Symptomatik der diabetischen Ketoazidose ähnelt. Die Berücksichtigung der Ursache der Laktatazidose ist aber ein entscheidender Schritt in der Therapie. Denn durch die unzähligen Ursachen können die Behandlungsmethoden sehr unterschiedlich sein. Die sehr seltene, aber ernsthafte Laktatazidose ist ein medizinischer Notfall, der jedenfalls ohne ausreichend rasche Behandlung schnell zum Tod führen kann. Daher muss man die Laktatazidose-Patienten auch auf der Intensivstation behandeln.
Entstehung
Die Laktatazidose entsteht im Grunde genommen durch einen gestörten Zellstoffwechsel, bei dem der sauerstoff-verbrauchende Blutzuckerabbau nicht vollständig funktioniert. Als Zwischenprodukt des Stoffwechsels häuft sich dann Laktat an. Denn der energiegewinnende Abbau von Glukose zur Milchsäure ist auch ohne Sauerstoff möglich.
Die Häufigkeit der Laktatazidose können Ärzte verringern, indem sie zusätzliche Risikofaktoren berücksichtigen. Dazu gehören ein schlecht eingestellter Diabetes, eine Ketose, längeres Fasten, Thiaminmangel und übermäßige Alkoholzufuhr. Weiter erhöhen Einschränkungen der Leberfunktion sowie jegliche mit einem Sauerstoffmangel (Hypoxie) einhergehende Zustände das Risiko.
An der Diagnose Laktatazidose muss man auch an nicht-spezifische Symptome denken. Und zwar können das Muskelkrämpfe, Bauchschmerzen sowie eine enorme Schwäche und Kraftlosigkeit sein. Weiter kann sich die Situation verschlimmern durch schwere Atemnot (azidotische Dyspnoedie mit erniedrigtem pH-Wert des Blutes) und abnorm niedriger Körpertemperatur (Hypothermie) mit nachfolgendem Koma.
Diabetes-Therapie mit Metformin und Laktatazidose
Die Metformin-assoziierte Laktatazidose (MALA) ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation der Metformin-Anwendung. Sie ist mit einer hohen Mortalität verbunden.
Eine Metformin-assoziierte Laktatazidose kann immer dann auftreten, wenn ein Patient unter Metformin eine Störung der Nierenfunktion erleidet, die zur Akkumulation, Ansammlung, von Metformin führt. Wobei es zur Laktatazidose unter der Metformin-Therapie vor allem bei jenen diabetischen Patienten kommt, die bereits auch zuvor schon an einer signifikanten Niereninsuffizienz litten. Allerdings gab es bislang kaum Daten zum gemeinsamen Auftreten einer osmolaren Lücke und einer Metformin-assoziierte Laktatazidose bei Nierenfunktionsstörungen. Häufig kann beides gleichzeitig auftreten, daran sollten laut jüngsten Untersuchungen Mediziner auch stets berücksichtigen.
Eine rezente Studie zeigte, dass ältere Patienten mit Diabetes, die eine Niereninsuffizienz entwickeln, genauso häufig ins Krankenhaus wegen Laktatazidose müssen, wenn sie Metformin oder Sulfonylharnstoffe einnehmen.
Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, akutes Abdomen, Hyperventilation sowie eine Schocksymptomatik sind die typischen Symptome. In schweren Fällen kann die Laktatazidose bis zum Schock und Versagen der Nierenfunktion führen.
Den medizinischen Notfall Laktatazidose auf der Intensivstation behandeln
Der Patient muss wiederbelebt, mit Feuchtigkeit versorgt und möglicherweise sogar mechanisch beatmet werden. Die Behandlungsergebnisse von Patienten mit Laktatazidose hängen von der Ursache, dem Alter des Patienten, anderen Begleiterkrankungen, ARDS, Multiorganversagen sowie dem Ansprechen auf die Therapie ab.
Unter dem Strich sind betroffene Patienten ein medizinischer Notfall. Deswegen muss man sie auch auf der Intensivstation behandeln. Denn rund um die Uhr ist eine ärztliche Versorgung notwendig. Vor allem auch, um den Kreislauf des Patienten zu stabilisieren.
Die Behandlung beschränkt sich vor allem auf unterstützende Maßnahmen, obwohl die Hämodialyse eine schützende Wirkung haben kann.
Schließlich ist es sehr wichtig, dass man die Hauptursache entdeckt. Da es viele Ursachen für Laktatazidose gibt, wird die Erkrankung am besten von einem multidisziplinären Team behandelt. Diese sollten aus Chirurgen, Endokrinologen, Internisten, Ärzte- und Pflegepersonal für Intensivmedizin sowie Pharmazeuten bestehen.
Bei Patienten mit septischem Schock sollten die Ärzte ihre Patienten mit 30 ml / kg kristalloide Lösungen innerhalb von 3 Stunden nach der anfänglichen Beurteilung versorgen. Meist kommt gegen Infektionen Breitbandantibiotika zum Einsatz. Die Verwendung von Vasopressoren gilt als ein Unterscheidungsfaktor zwischen schwerer Sepsis und septischem Schock. Hierzu ist anfangs Noradrenalin Mittel der Wahl.
Wenn Metformin für die Laktatazidose verantwortlich ist, muss das Medikament sofort abgesetzt und gegen ein alternatives Präparat getauscht werden. In schweren Fällen kann sogar eine Lebertransplantation notwendig werden.
Je nachdem, wie hoch der Laktatwert und wie niedrig der pH-Wert im Blut des Patienten sind, kann auch eine Dialysebehandlung angezeigt sein. Damit man mittels Blutwäsche den Körper entgiften kann.
Die Rolle von Natriumbikarbonat
Da der Körper bei dieser Krankheit zu viel Säure enthält, kommt oft Bikarbonat zu Einsatz. Wobei es dazu in der Vergangenheit auch verschiedene widersprüchliche Studienergebnisse gab. Bei Verabreichung wird Bikarbonat am besten als langsame intravenöse Infusion bei ausreichender Belüftung und Ersatz von Calcium verabreicht, um mögliche nachteilige Auswirkungen zu mildern.
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Quelle: https://www.nlm.nih.gov/medlineplus/ency/article/000391.htm