Dienstag, April 16, 2024

Individuelle Therapie bei Asthma

Step up – step down: ein effektives Management der Therapie bei Asthma bronchiale setzt heute eine individuelle Behandlung voraus.

Die steigende Häufigkeit von Asthma in der Kindheit scheint mit einer zunehmenden Häufigkeit der Sensibilisierung gegen Umweltallergene einher geht. Auch die teilweise übertrieben Hygiene in den ersten Kindheitsjahren spielt eine Rolle und unterstützt die Umwelt- oder Hygiene­-Hypothese zur Erklärung der steigenden Häufigkeit von Asthma und Allergien. Glücklicherweise konnte in den letzten Jahren Optimierungen der medikamentösen Therapie bei Asthma die Situation für die Patienten allgemein etwas verbessern.



 

Frühzeitige entzündungshemmende Therapie bei Asthma

Die wichtigste Erkenntnis der vergangenen Jahre, die die Behandlung des Asthma bronchiale dramatisch verändert hat, besteht darin, die asthmatische bronchiale Inflammation – Entzündung – durch inhalative Kortikosteroide bereits dann zu bekämpfen, wenn die leicht intermittierende in die leicht persistierende Form übergeht.

Eine angepasste individuelle Therapie bei Asthma mit der Möglichkeit einer frühzeitigen antiinflammatorischen Therapie mit geringen Mengen inhalativer Kortikosteroide hat heutzutage der Erkrankung etwas an Schrecken genommen.

 

Angepasste, ­individuelle Asthma-Behandlung

Eine angepasste, ­individuelle Therapie bei Asthma ist für alle betroffenen Patienten notwendig. Einem Asthmatiker kann prinzipiell zwischen zwei empfohlenen Vorgangsweisen wählen. Wenn er mit Atemnot und eingeschränkter Lungenfunktion zur Behandlung kommt, dann kann eine konsequente Therapie zuerst Symptomfreiheit bringen. Und zwar step up, hoch genug und lang genug, um anschließend eine Therapiereduktion im Step down-Verfahren durchzuführen.

Ist er zum Zeitpunkt der Diagnose bei unauffälliger Lungenfunktion beschwerdefrei, kann ein inhalatives Broncholytikum bei Bedarf verordnet werden, um nach Notwendigkeit im Verlauf der Erkrankung ein Step up-Prozedere einzuleiten. Der leichte intermittierende Asthmatiker ist ein Patient, der tagsüber seltener als zweimal pro Woche und nachts seltener als zweimal pro Monat Beschwerden hat, und dessen FEV1 < 80 Prozent der Norm ist. Dieser Patient erhält ein kurzwirksames Broncholytikum bei Bedarf, der folgendermaßen definiert wird:

  • ein Symptom tritt auf.
  • Die sogenannte Peakflow-Kontrolle durch den Patienten zeigt einen Wert, der niedriger liegt als sein Optimum minus 20 Prozent.
  • Der Patient gerät in eine Situation, in der ein Bronchospasmus droht, beispielweise vor ­einer ausgeprägten körperlichen Belastung.



Wenn aber der Bedarf an inhalativen Betamimetika größer wird, selbst wenn die Lungenfunktion noch im Normbereich ist, geht man von einem persistierenden leichten Asthma aus. Bei täglichen Problemen und FEV1 zwischen 60 und 80 Prozent des Sollwertes spricht man von einem mittelgradigen Asthma. Schweres Asthma ist charakterisiert von einem FEV1 über 60 Prozent des Sollwertes.

 

Langwirksame Betamimetika und inhalative Kortikosteroide

Die individuelle Therapie bei Asthma mit langwirksamen Beta-2-Mimetika ist angezeigt, wenn der Patient öfter als zweimal pro Tag ein kurzwirksames Broncholytikum benötigt. Wenn langwirksame Betamimetika indiziert sind, sollte auch die Gabe von Kombinationspräparaten mit inhalativen Kortikosteroiden überlegt werden.

Eine individuelle Therapie mit Anticholinergika bei Asthma bronchiale ist dann indiziert, wenn die Nebenwirkungen von Betamimetika nicht toleriert werden. Beziehungsweise wenn die Kombination von Anticholinergika mit Betamimetika eine Verbesserung der Symptomatik herbeiführen kann.

Wie eingangs erwähnt, bekämpft man heute die asthmatische bronchiale Inflammation durch inhalative Kortikosteroide bereits schon dann, wenn leicht intermittierendes in leicht persistierendes Asthma übergeht. Wenn der Patient öfter als ein- bis zweimal die Woche tagsüber oder auch öfter als ein- bis zweimal pro Monat nachts ein kurzwirksames Betamimetikum benötigt, dann muss er eine geringe Dosis eines Kortikosteroids zusätzlich inhalieren.

 

Antinflammatorische Therapie bei Asthma

Langfristig kann man die eminent inflammatorisch medierte Erkrankung nur durch eine antiinflammatorische Therapie bei Asthma bronchiale kontrollieren. Und die muss dann einsetzen, wenn der Patient öfter als einmal pro Woche Symptome hat beziehungsweise ein Broncholytikum benötigt.




Literatur:

Bernstein JA, Mansfield L. J Asthma. Step-up and step-down treatments for optimal asthma control in children and adolescents. J Asthma. 2019 Jul;56(7):758-770. doi: 10.1080/02770903.2018.1490752. Epub 2018 Sep 12.

Related Articles

Aktuell

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...
- Advertisement -

Latest Articles

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...

Medikamente können die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigen

Vorsicht im Verkehr: Die Einnahme mancher Medikamente können die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigen, weil sie beispielsweise die Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr herabsetzen. Die Einnahme bestimmter Medikamente...