Freitag, März 29, 2024

Ibandronat gegen Knochenmetastasen bei Brustkrebs

Das Bisphosphonat Ibandronat, das zur Therapie von Knochenmetastasen bei Brustkrebs-Patientinnen zum Einsatz kommt, hat eine gute renale Verträglichkeit.

Im Grunde genommen haben Bisphosphonate die Versorgung von Patientinnen mit Brustkrebs und Knochenmetastasen verändert und gehören heutzutage zur Standardbehandlung. Beispielsweise verringern Bisphosphonate bei postmenopausalen Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium die Rezidive von Knochenmetastasen um etwa ein Viertel und die Krebstodesfälle um ein Sechstel. Übrigens war die klinische Entwicklung von Bisphosphonaten in der Onkologie weitgehend auf Innovationen akademischer Gruppen und nicht auf „Big Pharma“ angewiesen. Die häufig auftretenden Knochenmetastasen und schmerzhaften skelettalen Komplikationen bei Brustkrebs kann man jedenfalls sowohl durch orale als auch ­parenterale Gabe von Ibandronat behandeln. Wobei man ständig daran forscht, die orale Bioverfügbarkeit zu optimieren.

 

Gute Nierenverträglichkeit

Bei der parenteralen Verabreichung sind aufgrund der guten Nierenverträglichkeit bei einer Kreatinin-Clearance > 30ml/min keine Dosisanpassungen notwendig. Zudem steht eine gut verträgliche 15-Minuten-Kurzinfusion für alle Patienten mit einer Kreatinin-Clearance > 50ml/min zur Verfügung.

 

Skelettkomplikationen mit Ibandronat senken

Ibandronat ist als Amino-Bisphosphonat der dritten Generation bei Patienten mit Brustkrebs und Knochenmetastasen zur Prävention skelettbezogener Ereignisse sowie bei tumorinduzierter Hyperkalzi­ämie mit oder ohne Metastasen im Einsatz. Mit Ibandronat konnte das Risiko skelettaler Komplikationen – zu denen vertebrale und nicht-vertebrale Frakturen, aber auch die Notwendigkeit einer Strahlentherapie bzw. eines chirurgischen Eingriffes zählen – im Vergleich zu Placebo um 40% (6mg Ibandronat i.v., alle 3–4 Wochen) bzw. 38% (50mg Ibandronat oral, täglich) reduziert werden.

 

Einschränkung des Knochen­umbaus und Schmerzreduktion

Eine verstärkte Knochenumbaurate – erkennbar an einer erhöhten Konzentration an Knochenumbaumarkern wie kollagenen Abbauprodukten – korreliert mit einer erhöhten Rate an skelettalen Komplikationen und geht mit einer schlechten Krankheitsprognose einher. Andererseits korreliert eine unter Bisphosphonat-Therapie zu beobachtende Abnahme der Knochenumbaumarker mit einer Verminderung von Skelettkomplikationen.

So konnte durch die tägliche Einnahme von 50mg Ibandronat die Serumkonzentration des wichtigen Knochenumbaumarkers, des »C-terminales quervernetztes Telopeptid vom Typ I Kollagen (S-CTX)« innerhalb von 12 Therapiewochen um durchschnittlich 76% gesenkt werden.

Zudem kann Ibandronat sowohl als orale als auch parenterale Formulierung auftretende Knochenschmerzen langanhaltend reduzieren. In Studien wurde bereits über ­einen Zeitraum von zwei Jahren ­eine Schmerzreduktion um bis zu 25% (6mg i.v.) bzw. 24% (50mg oral) unter den Ausgangswert nachgewiesen.

 

Keine relevanten Veränderungen des S-Kreatinins

In einer prospektiven, randomisierten Parallelgruppen-Studie erhielten Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom und normaler bis mittelschwer eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance von > 50ml/min) entweder 6mg Ibandronat als 15 Minuten-Kurzinfusion oder als 60-minütige ­Infusion alle 3–4 Wochen über insgesamt 6 Monate.

Ibandronat ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Bisphosphonate.

In keiner ­Behandlungsgruppe traten klinisch relevante Änderungen der Serum-Kreatininwerte sowie der berechneten und gemessenen Kreatinin-Clearance auf. Zudem wurden auch die erhobenen glomerulären und tubulären Nierenfunktionsmarker (N-Acetyl-β-Glukosamidase, α1-Mikroglobulin, Mikroalbumin) weder durch die 15minütige noch durch die 60minütige Infusion klinisch signifikant verändert.

Insgesamt wurde die Ibandronat-Kurzinfusion über 15 Minuten gut vertragen, wobei das Nebenwirkungsprofil jenem bei 60-minütiger Infusionsdauer entsprach.

 

Initialdosis 12-mg i.v. untersucht

Unlängst untersuchte eine Phase-2-Studie die Auswirkungen einer Initialdosis von 12-mg Ibandronat i.v. gefolgt von 50mg täglich bei 34 Brustkrebs-Patientinnen mit Knochenmetastasen. Dabei zeigte die Therapie vielversprechende Ergebnisse, wobei keine zusätzlichen Nebenwirkungen durch die Verabreichung der 12 mg Initialdosis auftraten.


Literatur:

Hanif M, Shah S, Rasul A, et al. Enhancement of Oral Bioavailability of Ibandronate Through Gastroretentive Raft Forming Drug Delivery System. In Vitro and In Vivo Evaluation. Int J Nanomedicine. 2020;15:4847-4858. Published 2020 Jul 8. doi:10.2147/IJN.S255278

Drugs for postmenopausal osteoporosis. Med Lett Drugs Ther. 2020;62(1602):105-112.

Coleman R. Bisphosphonates and breast cancer – From cautious palliation to saving lives [published online ahead of print, 2020 Jul 31]. Bone. 2020;140:115570. doi:10.1016/j.bone.2020.115570

Barrett J1, Worth E, Bauss F, Epstein S. Ibandronate: a clinical pharmacological and pharmacokinetic update. J Clin Pharmacol. 2004 Sep;44(9):951-65.

Macpherson IR, Bray C, Hopkins C, Hannon RA, Lewsley LA, Ritchie DM, Canney P. Loading dose ibandronate versus standard oral ibandronate in patients with bone metastases from breast cancer. Clin Breast Cancer. 2015 Apr;15(2):117-27. doi: 10.1016/j.clbc.2014.09.009. Epub 2014 Oct 2.

Diel IJ, Kurth AH, Sittig HB, et al. Bone pain reduction in patients with metastatic breast cancer treated with ibandronate-results from a post-marketing surveillance study. Support Care Cancer. 2010;18(10):1305-1312. doi:10.1007/s00520-009-0749-5


Quelle: Ibandronat gegen Skelettkomplikationen bei Mammakarzinom. MEDMIX 4/2009.

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