Bei Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma empfehlen Experten eine Ultraschall-Untersuchung als Mittel der ersten Wahl, um den Hirndruck zu messen.
Unter dem Strich erleiden in unseren Breiten hunderttausende Menschen einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma, wobei vor allem der erhöhte Hirndruck bei beiden Erkrankungen lebensgefährlich werden kann. Deswegen ist eine schnelle Diagnose entscheidend, um langfristige Folgen und eine dauerhafte Behinderung möglichst vermeiden zu können.
Mit Ultraschall den Hirndruck nach Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma überprüfen
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) empfiehlt nach Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma den Ultraschall zur Abschätzung und Verlaufskontrolle des Hirndrucks. Sowohl der transkranielle Ultraschall als auch die Optikusnervenscheiden-Sonografie sind hierzu sinnvoll. Denn beide Verfahren kann man am Krankenbett einsetzen und bei Bedarf leicht wiederholen.
Erhöhter Hirndruck gefährdet gesundes Hirngewebe
Wenn es im Gehirn durch eine Verletzung von außen zu einer Blutung kommt, dann wird gesundes Hirngewebe verdrängt und der Hirndruck erhöht sich. In diesem Sinne können auch Schlaganfälle oder Tumor-Erkrankungen einen ähnlichen Effekt auslösen.
Da das gesunde Gewebe aufgrund der knöchernen Schädeldecke nicht ausweichen kann, wird es ab einem bestimmten Hirndruck geschädigt. Wenn man diesen lebensgefährlichen Zustand nicht schnell genug diagnostiziert, dann stirbt der Betroffene.
„Daher ist es von enormer Bedeutung, einen erhöhten Hirndruck frühzeitig zu erkennen und bei kritischen Werten zu behandeln. Das kann bis hin zu einer sogenannten Hemikraniektomie führen, bei der ein Teil der Schädeldecke entfernt wird, um die Hirnschwellung zu entlasten“, erklärt PD Dr. med. Michael Ertl, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie am Universitätsklinikum Augsburg und stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Neurologie. Dementsprechend muss man in solchen Fällen rechtzeitig handeln, denn eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend.
Ultraschall in der Primärdiagnostik bei Plötzlichem Sehverlust wichtig
Wenn ein Patient unter plötzlichem Sehverlust leidet, sollte man ihn mit Ultraschall untersuchen, um mögliche häufige Ursachen wie Netzhautablösung oder Verletzungen im Auge abzuklären. Mehr dazu unter https://medmix.at/ultraschall-in-der-primaerdiagnostik-bei-ploetzlichem-sehverlust-wichtig/
Ultraschall kostengünstiger als andere Verfahren
Zur indirekten Messung des Hirndrucks können die Computer- oder Magnetresonanztomographie zum Einsatz kommen. Mit diesen Verfahren kann jedoch nur die Ursache des Drucks aufgedeckt werden – eine Messung des Hirndrucks selbst ist nur mit invasiven Drucksonden möglich. Ertl empfiehlt in solchen Fällen, ergänzend zu anderen bereits genannten Methoden, die nicht-invasive Abschätzung des Hirndrucks mittels Ultraschall: „Das Verfahren ist besonders gesundheitsschonend, direkt am Bett des Patienten durchführbar und außerdem viel kostengünstiger als andere Verfahren. Zudem besteht dadurch – im Vergleich zu invasiven Verfahren – keine Infektionsgefahr“, so der DEGUM-Experte. „Die Messung des Hirndrucks mittels Sonografie ist auch zur Verlaufskontrolle ideal geeignet.“ Sowohl der transkranielle Ultraschall als auch die Optikusnervenscheiden-Sonografie sind hier empfehlenswert.
Die transkranielle Sonographie ist ein modernes Verfahren: „Generell ist die Schädeldecke gut gegen Ultraschallwellen abgeschirmt, doch über ein kleines Knochenfenster ist eine Untersuchung meist möglich“, erläutert der DEGUM-Experte. „Von hier aus dringt die transkranielle Sonografie in die Tiefen des Gehirns und kann dort über bestimmte Messungen im B-Bild und im Farbduplex Hinweise auf einen erhöhten Hirndruck finden.“
Optikusnervenscheiden-Sonografie
Die Optikusnervernscheidensonografie – die Ultraschalluntersuchung des Sehnervs (Nervus opticus) – ist ein weiteres empfehlenswertes nicht-invasives Verfahren. „Wie das Gehirn so ist auch der Sehnerv von einer Flüssigkeit, dem Liquor, umgeben. Bei einem erhöhten Hirndruck weicht die Flüssigkeit in Richtung Sehnerv aus“, so Ertl. „Dann dehnt sich der Liquorraum um den Sehnerv, die sogenannte Sehnervenscheide, aus. Die Sehnervenscheide stellt somit ein „Fenster“ zu den Druckverhältnissen im Schädel dar. Bei erhöhtem Hirndruck nimmt also auch die Sehnervenscheide zu.“ Auch diese Untersuchung ist sehr unkompliziert durchführbar, in erfahrenen Händen ungefährlich und kann problemlos mehrfach angewendet werden: „Der Schallkopf wird dabei auf das geschlossene Auge des Patienten seitlich aufgesetzt. Bei einer Druckentlastung oder einem Anstieg werden Veränderungen rasch sichtbar, so dass sich das Verfahren ebenfalls sehr gut für Verlaufskontrollen eignet“, sagt der DEGUM-Experte.
Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM)