Trotz unbestrittener Vorteile und Effizienz wird die spezialisierte, hochqualifizierte Sonographie mit High-End-Geräten nicht angemessen vergütet.
Die Sonographie ist in Deutschland das am häufigsten eingesetzte bildgebende Untersuchungsverfahren in der erweiterten klinischen Untersuchung und flächendeckend verfügbar. Das Verfahren basiert auf dem Einsatz nicht-ionisierender Strahlen und ist nicht-invasiv. Im Gegensatz zu anderen Schnittbildverfahren unterliegt die Sonographie keinen patientenbezogenen Kontraindikationen oder Indikationseinschränkungen und ist somit beliebig wiederholbar, was kurzfristige Verlaufskontrollen in akuten Situationen ermöglicht. Die kontinuierliche Bildgebung in Echtzeit erlaubt die Beantwortung morphologischer und funktioneller Fragestellungen. Die Verfügbarkeit preisgünstiger Geräte hat zu einer allgegenwertigen Verbreitung der Methode beigetragen. Sie erfüllt in Form der Basis-Sonographie flächendeckend ihre Aufgabe in der Grundversorgung.
In der zweiten Ebene, der hochqualifizierten, spezialisierten Sonographie, machen die fortschreitenden, technischen Entwicklungen moderne, leistungsstarke Ultraschallgeräte in der Hand qualifizierter Untersucher zu einem diagnostischen High-Tech-Präzisionsinstrument, das den Vergleich mit anderen aufwendigen bildgebenden Verfahren nicht zu scheuen braucht. Beispiele sind eine extrem hohe Auflösung, welche unter günstigen Bedingungen die Darstellung des Blutflusses selbst in feinen Gefäßnetzen mit dem Farbdoppler ermöglicht, der Einsatz von Kontrastmittel zum Beispiel zur Tumordifferenzierung und der Einsatz von endoskopischen Ultraschallsonden, die unter Ausschaltung von Sichtbehinderungen durch Luft und Knochen und mit großer Nähe zum Zielorgan in das Körperinnere eingebracht werden. Die Konstruktion spezieller Ultraschallsonden ermöglicht den optimalen Einsatz in nahezu allen medizinischen Fachbereichen. Die Elastographie misst die Gewebssteifigkeit zum Beispiel der Leber für Rückschlüsse auf Gewebsschäden. Die Effizienz dieser Untersuchungen korreliert mit einer hochwertigen Ausbildung, laufender Übung (hohe Untersuchungszahl, breites Spektrum pathologischer Befunde et cetera) und hohem persönlichem Engagement.
Trotz der unbestrittenen Vorteile und der Effizienz der Methode bleibt der spezialisierten, hochqualifizierten Sonographie mit High-End-Geräten durch entsprechend qualifizierte Anwender die finanzielle Anerkennung seitens der Kostenträger seit Jahren verwehrt. Die Vergütung in Deutschland orientiert sich wie schon seit 30 Jahren ausschließlich an der Basis-Sonographie. Die fulminanten Entwicklungen in der Gerätetechnik, die Anforderungen an die Qualifikation und Fortbildung der Ärzte sowie der Zeitaufwand für eine solche Ultraschalluntersuchung sind folglich seit langem nicht mehr gedeckt. Die höherqualifizierte Ultraschalldiagnostik arbeitet nach wie vor unter defizitären, zum Teil hochdefizitären Bedingungen. Beispielhaft lag die Vergütung für die normale BBild-Untersuchung des Abdomens im vergangenen Jahr in Bayern modifiziert durch die Höhe der Regelleistungsvolumina bei etwa 14 Euro. Eine Vergütung gibt es weder für die hochqualifizierte Diagnostik des Abdomens noch für Spezialuntersuchungen wie Kontrastmittelsonographie, Endosonographie oder Elastographie. Als Folge wurde der hochwertigen internistischen B-Bild-Diagnostik der wirtschaftliche Boden entzogen.
Als Qualitätsmaßnahme bietet die DEGUM seit Jahrzehnten deutschlandweit ein Kurssystem mit Grund-, Aufbau- und Abschlusskurs an. Aufgrund moderner Anforderungen wird der Abschlusskurs aktuell durch ein System themenbezogener Module zu jeweils acht Stunden ersetzt. Für die Sonographie des Abdomens, des Brustkorbs und der Schilddrüse wurden von den Sektionen Innere Medizin, Radiologie und Chirurgie bereits zehn Module entwickelt. Die Themen sind Kontrastmittelsonographie, akutes Abdomen, Magen-Darm-Trakt, interventionelle Sonographie, aber auch Schilddrüse, Thorax, Thrombosediagnostik und Elastographie. Damit steht eine für den Tätigkeitsschwerpunkt zielgenau intensivierte Ausbildung in der Sonographie zur Verfügung. Des Weiteren hat die DEGUM ein personenbezogenes Qualitätssystem in drei Stufen mit anspruchsvollen Anforderungen an die jeweilige Stufe etabliert. Die Stufe 1 entspricht einer qualifizierten Basis-Sonographie mit definiertem Aufgabenbereich in der Hausarzt-Medizin. Die DEGUM-Stufe II entspricht der hochqualifizierten Sonographie und ist zuständig für die Referenzdiagnostik der Stufe I. Die Stufe II bildet das Rückgrat einer qualifizierten Aus- und Weiterbildung beispielsweise in der internistischen Sonographie. Die DEGUM-Stufe III repräsentiert die höchstqualifizierte Sonographie im entsprechenden Fachgebiet. Sie ist zuständig für die Supervision und Ausbildung der anderen Stufen. Die Tätigkeit in den einzelnen Stufen erfordert eine entsprechende Weiterbildung mit definierten Untersuchungszahlen, Teilnahme an Fortbildungen und den Einsatz von Ultraschallgeräten definierter Qualitätsstufen. Darüber hinaus muss für die Stufe II eine Prüfung abgeleistet werden und für die Stufe III müssen didaktische Fähigkeiten und wissenschaftliche Leistungen in der Sonographie nachgewiesen werden.
Der erforderliche Zeitaufwand für eine Ultraschall-Untersuchung des Abdomens einschließlich begleitendem Gespräch und Dokumentation wird für den Arzt mit circa 20 Minuten angegeben. Für die Basis-Sonographie des Abdomens wurden je nach Auslastung und Gerätegüte in der Klinik Kosten zwischen 31 und 51 Euro errechnet. Mittlerweile dürfte der Kostenaufwand in Klinik und Praxis weiter angestiegen sein. Das Beispiel der Sonographie des Bauchraumes macht die defizitäre Situation der hochqualifizierten Sonographie in Deutschland deutlich. Die Vergütung der hochqualifizierten Ultraschall-Untersuchung in der gesetzlichen Krankenversorgung müsste um den Faktor 3 angehoben werden um kostendeckend zu arbeiten. Die Bereitstellung einer Vergütung der Kontrastmittelsonographie, Endosonographie und Elastographie ist überfällig. Da auch ein bedeutendes Untersuchungsverfahren bei dauerhafter Unterfinanzierung von den Leistungserbringern nicht mehr getragen werden kann, ist zu befürchten, dass die hochqualifizierte Sonographie auf Dauer nicht mehr zur Verfügung stehen könnte. Eine solide wirtschaftliche Basis mit angemessener, kostendeckender Vergütung ist die Voraussetzung dafür, dass diese hochwertige Methode in Zukunft flächendeckend für die Versorgung unserer Patienten zur Verfügung stehen wird.
Quelle:
Statement » Ultraschall angemessen vergüten – Moderne Geräte, Qualifikation und Zeit sind Voraussetzung für Qualität in der sonographischen Diagnostik « von Dr. med. Hans Worlicek, Internistische Praxis Facharztzentrum Regensburg, Leiter der Kommission für Ultraschall in der Praxis der DEGUM, DEGUM Stufe III. anlässlich des Dreiländertreffens der DEGUM, ÖGUM und SGUM – DLT 2016 in Leipzig.