Das Glaukom zählt nach wie vor zu den häufigsten Ursachen einer Erblindung und ist meist eine chronische, schmerzfreie Augenerkrankung.
Die auftretenden Gesichtsfeldausfälle, die auch zu einer Erblindung führen können, werden oft erst im Spätstadium wahrgenommen. Die chronische, schmerzfreie Augenerkrankung Glaukom zählt nach wie vor zu den häufigsten Ursachen einer Erblindung. Die Prävalenz der häufigsten Form der Glaukome, der chronischen Offenwinkelglaukome (OWG), beträgt unter der europäisch-stämmigen Bevölkerung über 40 Jahre etwa 2% und nimmt mit steigendem Alter zu.
Lange Zeit war ein Glaukom gleich bedeutend mit einem Augendruck über 21mmHg. Seit rund 50 Jahren gilt 15,5mmHg als der statistisch »normale« mittlere Augendruck, mit +/– zwei Standardabweichungen ergaben sich 10mmHg als untere und 21 mmHg als obere »normale« Grenzwerte. Es gibt jedoch Patienten, bei denen der Augendruck zwar über der statistischen Norm von 21 mmHg liegt, der Sehnerv bzw. das Gesichtsfeld aber lange Zeit oder immer normal bleiben (okuläre Hypertension – OHT).
Bei einer zweiten Gruppe befinden sich die Augendruckwerte immer innerhalb der statistischen Norm, trotzdem treten Papillen- und Gesichtsfeldschäden auf (Normotensionsglaukom – NTG, Low tension Glaucoma – LTG, Normaldruck-Glaukom – NDG). Demnach wird unabhängig von der statistischen »Normgrenze« des Augendrucks ein Glaukom anhand der Papillen- bzw. Nervenfaserveränderungen und den Gesichtsfeldausfällen definiert. Man spricht heute auch von einer glaukomatösen Optikusneuropathie.
Autogenes Training, Musiktherapie und Entspannungsübungen bei Glaukom
Autogenes Training, Musiktherapie und andere Entspannungsübungen gegen Stress helfen dabei, den erhöhten Augeninnendruck bei Glaukom – Grüner Star – zu senken. Mehr dazu unter www.medmix.at/gruener-star-entspannungsuebungen-glaukom/
Die Risikofaktoren für die Augenerkrankung Glaukom
Wie Studien belegen, steigt das Risiko für ein OWG mit zunehmendem Alter. Neben der ethnischen Zugehörigkeit, die Schwarze deutlich benachteiligt, haben auch Verwandte von Glaukom-Betroffenen ein höheres Risiko. Bei den okulären Faktoren steht der Augeninnendruck an erster Stelle, wie auch in relevanten Glaukom-Studien bestätigt. So bringt eine Druckänderung von 1mmHg ein um rund 10% erhöhtes (bzw. vermindertes) Progressionsrisiko. Auch die Druckänderungen im Tagesverlauf gelten als Risikofaktoren und müssen entsprechend überprüft werden.
Die Bedeutung der zentralen Hornhautdicke.
Abweichungen der Hornhautdicke vom Normbereich (555µm) müssen berücksichtigt werden. Bei dickerer Hornhaut ist der gemessene Druckwert falsch zu hoch, bei dünner Hornhaut zu niedrig. Eine Myopie über 4 Dioptrien wurde in einzelnen Studien ebenfalls als Risikofaktor identifiziert. Die Tatsache, dass auch bei statistisch normalem Augendruck glaukomatöse Schäden an Nervenfasern und Papille und in der Folge im Gesichtsfeld auftreten, machte klar, dass neben der Druckkomponente auch andere Faktoren – nämlich vaskuläre – eine Rolle spielen müssen. Das Auftreten von Randblutungen an der Papille ist ein Alarmzeichen für erhöhte Progression und bedarf therapeutischer Konsequenzen.
Der Perfusionsdruck, also die Differenz von mittlerem, arteriellem und intraokularem Druck, hat große Bedeutung für das Auftreten bzw. die Progression des Glaukom-Schadens. Auch ist eine Erhöhungen des Blutdrucks mit einer – wenn auch geringen – Erhöhung des intraokularen Drucks assoziiert. Andererseits stellen besonders bei Patienten mit Normaldruckglaukom ein niedriger systemischer Blutdruck und besonders nächtliche Blutdruckabfälle über eine Verminderung der Sehnervdurchblutung ein Risiko dar. Weiters sind neben der Migräne noch systemische Leiden wie stille Myokardinfarkte, Raynaud-Symptomatik, Hypothyreose und Schlafapnoe mit Glaukom assoziiert.
Augentropfen ohne Konservierungsmittel bei Glaukom und trockenen Augen
Kontaktlinsenträger sowie Patienten sollten bei trockenen Augen und bei Glaukom Augentropfen ohne Konservierungsmittel bevorzugen. Mehr dazu unter https://medmix.at/augentropfen-ohne-konservierungsmittel-bevorzugen/
Die Diagnose Glaukom
Zur Diagnostik und Verlaufskontrolle sind heute folgende Untersuchungen erforderlich: n Messung des Augeninnendrucks, Durchführung einer Augendruckkurve n Untersuchung und Dokumentation des Sehnervenkopfes und der Nervenfasern n Prüfung des Gesichtsfeldes Dazu kommen noch neuere Untersuchungsmethoden – wie die bereits erwähnte Dickenmessung der Hornhaut und Methoden, um die Nervenfasern und den Sehnervenkopf zu vermessen.
Diverse Computerprogramme ermöglichen dann den Vergleich mit einer Normdatenbank und die Darstellung von Verlaufsänderungen. Die heute dafür verwendeten Geräte (HRT, GDx, OCT) haben ihre Bedeutung, gehören aber (noch) nicht zur Standarddiagnostik. Die Therapie Die Therapie hat das Ziel, ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder zumindest zu reduzieren, sodass der Betroffene sehen kann, solange er lebt. Ein einmal entstandener Schaden kann ja nicht repariert werden.
Therapie
Die Therapie, die im Wesentlichen eine Senkung des Augeninnendrucks ist, erfolgt primär über die Verwendung von Augentropfen. Verschiedene Substanzklassen, von Betablockern über Alpha-Agonisten und Carboanhydrasehemmern, bis hin zu den neueren, stärker drucksenkenden Präparaten wie Prostaglandinen und Prostamiden stehen zur Verfügung. Wenn die Tropftherapie, als Mono- oder Kombinationstherapie, nicht ausreicht, werden operative bzw. Laserverfahren eingesetzt. Die regelmäßigen Kontrollen sind entscheidend, denn nur so kann im Verlauf die Effektivität der Therapie kontrolliert werden.
Mini-Implantate bei Glaukom, dem Grünen Star
Als neue Behandlungsoption bei Grünem Star können nun Mini-Implantate als Alternative zu Augentropfen und Operation eingesetzt werden. Mehr dazu unter https://medmix.at/mini-implantate-glaukomgruenen-star/
Literatur:
Kang JM, Tanna AP. Glaucoma. Med Clin North Am. 2021 May;105(3):493-510. doi: 10.1016/j.mcna.2021.01.004. Epub 2021 Apr 2. PMID: 33926643.
Quelle: Glaukom und Co. Univ.-Doz. Dr. Andrea Mistlberger. MEDMIX 5/2008