Als neue Behandlungsoption bei Grünem Star können nun Mini-Implantate als Alternative zu Augentropfen und Operation eingesetzt werden.
Winzige Mini-Implantaten sind nun neben Augentropfen und operative Verfahren eine weitere Therapieoption für das Glaukom. Die Mini-Implantate bei Glaukom erweitere die Behandlungsmöglichkeiten ganz erheblich, erklärte Professor Dr. med. Horst Helbig, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), im Vorfeld des 114. DOG-Kongresses. Die DOG 2016 findet vom 29. September bis 2. Oktober 2016 unter dem Motto „Augenheilkunde – ein großes Fach“ in Berlin statt.
Rund 2,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einem Glaukom – Grünen Star – oder an einem Frühstadium. Das Augenleiden betrifft vor allem Patienten in der zweiten Lebenshälfte. Ohne Behandlung führt das Glaukom zur Erblindung, weil es den Sehnerven immer weiter schädigt. Ursache ist eine Abflussstörung des Kammerwassers, das den Augapfel dann zunehmend unter Druck setzt.
Die meisten Glaukom-Patienten werden mit Tropfen behandelt, die den Augeninnendruck senken. „Doch diese Therapie reicht nicht bei allen aus“, erläutert Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. „Mangelnde Wirksamkeit, aber auch Allergien gegen die Medikamente oder Konservierungsmittel, die zu gereizten Augen führen, sowie schlicht und einfach Vergesslichkeit können den Behandlungserfolg gefährden.“ In diesen Fällen rieten die Ophthalmologen dann häufig zu einem größeren operativen Eingriff, um das sich stauende Kammerwasser besser abfließen zu lassen und für eine Druckentlastung zu sorgen.
Mini-Implantate über kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt
Seit Kurzem stehen nun Mini-Implantate zur Verfügung, die über einen kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt werden. „Sie haben die Form winziger Röhrchen, nicht dicker als ein menschliches Haar, durch die das gestaute Kammerwasser aus dem Auge auf elegante Weise herausgeleitet wird“, erklärt Pfeiffer, Experte der Sektion DOG-Glaukom.
Die kleinsten Kunststoff-Röhrchen weisen einen Durchmesser von 0,1 bis 0,5 Millimeter auf. Die Augenchirurgen platzieren die Mini-Stents in die feinen Abflusskanälchen des Kammerwassersystems, unter die Lederhaut oder unter die Bindehaut. Die Öffnung durch den Chirurgen ist so klein, dass sie nicht genäht werden muss. „Daher dauern diese Eingriffe auch deutlich kürzer als herkömmliche Operationen“, sagt Pfeiffer. Die Experten sprechen auch von „Minimalinvasiver Glaukom-Chirurgie (MIGS)“.
„Die Mini-Implantate sind vor allem geeignet für Patienten, die unter einem mittelstark ausgeprägtem Glaukom leiden, bei denen also noch keine oder nur geringe Gesichtsfeldausfälle eingetreten sind“, betont DOGExperte Pfeiffer. „Die Implantate haben im Übrigen wenig Nebenwirkungen, sind nach bisherigen Erfahrungen gut verträglich“, so Pfeiffer.
Erste Auswertungen zeigen, dass die Mini-Implantate den Augeninnendruck dauerhaft senken und die Häufigkeit des Augentropfens stark reduzieren können. „Das ist für viele Patienten ein großer Gewinn“, resümiert der Experte.
Ist der Glaukom-Schaden sehr weit fortgeschritten oder liegen die Augeninnendruck-Werte besonders hoch, wird nach wie vor eine größere Operation notwendig.