Die Zecken-Saison 2017 ist voll im Gange, wobei nahezu die Hälfte der Zecken in Österreich mit Krankheitserregern infiziert sind.
Von der jährlichen Zecken-Saison, die 2017 bereits begonnen hat, sind vor allem Wanderer, Spaziergeher im Wald und alle Menschen, die ab dem Frühling im Freien die Natur genießen wollen. Nach einem Zeckenbiss soll man die Zecke mit einer Pinzette so nah wie möglich an der Haut fassen und unter gleichmäßigem Zug herausziehen. Die Zecke soll in einem kleinen gut verschlossenen Behältnis bis zum baldigen Arzt-Besuch aufbewahrt werden. Falls sich die Zecke nicht so leicht entfernen lässt, besteht kein Grund zur Panik, sagen die ExpertInnen, und schon gar kein Grund, eine Notfall-Ambulanz aufzusuchen. Am nächsten Tag kann die Zecke in einer Zecken-Ambulanz entfernt werden (www.meduniwien.ac.at/hai – Zeckenstich-Studie TeilnehmerInnen gesucht!).
„Nicht jeder Zeckenstich muss zu einer Erkrankung führen und nicht jeder positive Borrelien-Test bedeutet eine Erkrankung. Das ist das Tückische“, sagt Gerold Stanek, einer der Pioniere der Borrelien-Forschung in Wien. Die MedUni Wien-ForscherInnen sind aktuell an der Entwicklung eines Früherkennungstests im Rahmen des EU-Projekts „ID-Lyme“ beteiligt, der es möglich machen wird, früher als bisher eine aktuelle Infektion erkennen zu können und gleichzeitig verhindern wird, dass gesunde Personen mit Borrelien-Antikörpern im Blut unnötig mit Antibiotika behandelt werden.
Borrelien, Rickettsien und Candidatus Neoehrlichia mikurensis
Zecken haben viele Krankheitserreger, die teilweise schwere Erkrankungen auslösen können. Erstmals wurden jetzt in einer aktuellen Untersuchung von Anna-Margarita Schötta vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie und Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien die unterschiedlichen Erreger der Zecken österreichweit erhoben.
Es zeigte sich, dass 30 Prozent aller Zecken in Österreich mit Borrelien infiziert sind – mehr als gedacht. Etwa 16 Prozent der Zecken tragen Rickettsien (das sind Bakterien, die beim Menschen verschiedene Infektionskrankheiten verursachen können – sogenannte Rickettsiosen) und vier Prozent das Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis, Auslöser der Infektionserkrankung Neoehrlichiose, mit sich. In der Studie wurden insgesamt 554 Zecken von Wien bis Vorarlberg analysiert.
Lyme-Borreliose weit verbreitet
Rund um den Erdball ist die Lyme-Borreliose eine der häufigsten durch Zecken verursachten Infektionskrankheiten (in Österreich rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr). Die Borrelien werden durch den Zeckenbiss auf den Menschen übertragen. Wirksame Behandlungen mit Antibiotika greifen am besten möglichst frühzeitig nach Ausbruch der Erkrankung. Wird die bakterielle Infektion nicht rechtzeitig erkannt, kann sie zu schweren Erkrankungen wie Gelenkentzündungen, schmerzhaften Infektionen der Nervenwurzeln, Gehirnhautentzündung und Lähmungen führen.
Bundesländer: Zecken in Vorarlberg am häufigsten mit Borrelien infiziert
Das Resultat der Studie zeigt, dass Zecken in Vorarlberg – es wurden jeweils zwei bis fünf Orte im Bundesland getestet – am häufigsten mit Borrelien infiziert sind (33,9 %), gefolgt von Oberösterreich (28,3) und Tirol (27,9). Am niedrigsten ist das Risiko in Niederösterreich, hier ist nur etwa jede fünfte Zecke ein möglicher Überträger. Rickettsien (Bakterien, die u.a. Fleckfieber auslösen können) waren vorwiegend in Zecken im Raum Wien nachzuweisen, etwa jede zweite Zecke ist hier damit infiziert, dahinter liegen Kärnten (23,8) und NÖ (18,8). Auch bei Candidatus Neoehrlichia mikurensis waren die Zecken in Wien und Tirol mit knapp über 8 Prozent am häufigsten betroffen.
Borreliose: Zur Untersuchung mit der Zecke kommen!
Wichtig ist die Früherkennung der Infektion: Daher bitten die ImmunologInnen des Instituts für Hygiene der MedUni Wien, sobald wie möglich nach einem Zeckenstich zur Untersuchung ans Institut zu kommen, um – wenn wirklich eine Infektion vorliegt – sofort die bestmögliche Behandlung zu starten. Den „gemeinen Holzbock“, wie die Zecke auch genannt wird, soll man auf jeden Fall mitbringen, um diesen auf die unterschiedlichsten Krankheitserreger untersuchen zu können.
FSME-Impfung schützt nicht vor Borreliose
Übrigens: „Ein aufrechter Impfschutz gegen FSME schützt nicht vor Borreliose“, betont Hannes Stockinger, Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie sowie des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien und klärt damit einen vielfach verbreiteten Irrtum auf. Gegen Borreliose gibt es noch keine Impfung.
Literatur: Applied and Environmental Microbiology. „Approaches for Reverse Line Blot-Based Detection of Microbial Pathogens in Ixodes ricinus Ticks Collected in Austria and Impact of the Chosen Method.“ Anna-Margarita Schötta, Michiel Wijnveld, Hannes Stockinger, Gerold Stanek. 2017, Applied and Environmental Microbiology 83:e00489-17. https://doi.org/10.1128/AEM.00489-17.
Quelle: www.meduniwien.ac.at