Samstag, November 1, 2025

Das Coronavirus als Lehrer für Hygiene-Maßnahmen

Mehr als 300 Interessierte aus aller Welt versammelten sich am 10. März vor ihren Bildschirmen, um das erste digitale Event der Semmelweis Gesellschaft mitzuverfolgen. Dabei wurde beleuchtet, welche Lernprozesse und Effekte die Pandemie auf die Krankenhaushygiene hat. Renommierte Expertinnen und Experten aus der CEE-Region erläuterten bei Semmelweis Digital ihre Strategien, um das Coronavirus in Krankenhäusern bestmöglich zu bekämpfen, und gaben einen Ausblick auf mögliche weitere Wellen des Virus. Darüber stand immer auch die Frage, welchen Einfluss das Coronavirus auf die Gesamtsituation in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen – vor allem hinsichtlich der Hygienemaßnahmen – haben kann.

So ist sich beispielsweise Bernhard Küenburg, Präsident der Semmelweis Gesellschaft, sicher, dass, auch, wenn das Coronavirus bekämpft wurde, die momentane und noch nie so stark dagewesene Aufmerksamkeit auf Handhygiene-Maßnahmen genutzt werden muss. Auch Didier Pittet, Leiter der Abteilung für Krankenhaushygiene an den Genfer Universitätskliniken, Ehrenpräsident der Semmelweis Gesellschaft und Initiator des WHO-Programmes „Clean Care is Safer Care“, antwortet auf die Frage, ob sauberere Krankenhäuser mit sichereren Krankenhäusern gleichzusetzen sind, mit einem klaren Ja.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Veranstaltung ist, dass die durch die Pandemie stärker angenommenen Hygiene-Maßnahmen erhalten bleiben sollten, um dem langjährigen Ziel der Semmelweis Gesellschaft – der Verbesserung der Krankenhaushygiene – näher zu kommen. Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass Prävention und Hygiene das A und O sind und die Pandemie ein Umdenken hinsichtlich der Hygiene-Maßnahmen bringen kann. Markus Müller, Rektor der medizinischen Universität Wien, gab zu bedenken, dass das Coronavirus auch in gewisser Weise als Lehrer fungiert, da es nicht nur zeigt, dass Hygiene-Maßnahmen ernster genommen werden müssen, sondern auch, dass Ausbildung und Studienpläne im medizinischen Bereich laufend an die momentanen Anforderungen angepasst werden müssen.

Ein spannender Aspekt ist auch, dass laut einer Studie sogenannte „Multi-Drug Resistant Organisms“ (MDRO) während der zweiten Welle der Pandemie weniger stark auftraten als noch zuvor. Dies könnte auch in Zusammenhang mit der verbesserten Krankenhaus-Hygiene beziehungsweise der Hygiene allgemein gesetzt werden.

Die Semmelweis Gesellschaft hat seit Jahren das Ziel, das öffentliche Bewusstsein für die Notwendigkeit von richtig angewendeter Spitalshygiene zu schaffen beziehungsweise zu stärken. Starke Verbesserungen des Hygienestandards zeigen sich etwa bereits dadurch, dass das Krankenhaus Villach heuer als erstes Krankenhaus Österreichs zum „Hand Hygiene Excellence Award“ einreichte, wie Elke Schindler vom Krankenhaus Villach berichtete. Zudem wurde im Laufe der Veranstaltung gezeigt, welche weiteren Möglichkeiten es zur Verbesserung der Krankenhaus-Hygiene gibt. Im Bereich der Handdesinfektion gibt es beispielsweise immer neue Erkenntnisse. So wurde in einer Studie nicht nur überprüft, wie gut die Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter Handhygiene anwenden, sondern es konnte auch herausgefunden werden, dass es eine optimale Menge an Desinfektionsmittel gibt.

Wenn man über die Themen der Semmelweis Gesellschaft spricht, darf auch „Antimicrobial Stewardship“ nicht fehlen. Denn die HAI ist die stille Pandemie, die wir nicht außer Acht lassen sollten. Die Semmelweis Gesellschaft hat gemeinsam mit Franz Allerberger, Leitung des Geschäftsfeldes Öffentliche Gesundheit der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, eine Vielzahl an Verantwortlichen in den CEE Ländern gefunden, die in einer vergleichenden Übersicht zeigen, wie mit dem Thema im eigenen Land umgegangen wird. Wie bei der Coronapandemie müssen wir uns auch gemeinsam der Bekämpfung der multiresistenten Keime stellen, denn das ist eines der Bedrohungsszenarien in der nahen Zukunft.


Quelle:

Dr. Ignaz Semmelweis Gesellschaft: www.semmelweis.info

Latest Articles

Folgt uns auf Facebook!

Fokus Kinder

Behandlung mittels Psychotherapie bei jungen Menschen mit Depression

Psychotherapie wie die kognitive Verhaltenstherapie sollte die erste Behandlung bei jungen Menschen mit Depression sein. Und erst später Medikamente. Laut einer rezenten australischen Studie sollte...
- Advertisement -

Related Articles

Depressionen bei Kindern und im Jugendalter erkennen

Traurigkeit ist häufig ein Anzeichen für Depressionen bei Kindern: Bis zu 2,5 Prozent der Kinder und bis zu 8,3 Prozent im Jugendalter leiden daran,...

Fieber bei Kindern muss man erst senken, wenn das Kind dadurch leidet

Wenn die Temperatur stark steigt, dann hilft das oft gegen Krankheitserreger. Wobei man Fieber bei Kindern nicht senken muss, solange das Kind nicht darunter...

Enuresis – beim Einnässen von Kindern an alles denken

Prinzipiell muss man zwischen der klassischen Enuresis und der nicht organischen und organischen Harninkontinenz unterscheiden. Beim Einnässen von Kindern muss man zwischen erstens der klassischen Enuresis,...