Eine Behandlung mit gentechnisch veränderten CAR-T-Zellen brachte bei Patienten mit Systemischen Lupus Erythematodes vielversprechende Ergebnisse.
CAR-T-Zellen zählen seit einigen Jahren zu den Hoffnungsträgern in der Krebsmedizin. Am Universitätsklinikum Erlangen konnte man CAR-T-Zellen nun auch sehr erfolgreich bei Patienten mit schwerem Systemischem Lupus Erythematodes (SLE) einsetzen. Wobei man neue, wirksame Behandlungsoptionen für die teils schwer zu therapierende entzündlich-rheumatische Autoimmunerkrankung dringend bräuchte.
Therapie mit CAR-T-Zellen
Im Grunde genommen ist die Therapie mit CAR-T-Zellen individuell, aufwändig und sehr teuer. Man muss die Behandlung für jeden Patienten „maßgeschneidert“ anwenden. Mit diesen gentechnisch veränderten Immunzellen konnte man bislang vor allem bei Krebsleiden wie B-Zell-Leukämien und -Lymphome, die zuvor nur schwer behandelbar waren, einsetzen.
Zunächst isoliert man dafür körpereigene T-Zellen aus dem Blut des Patienten. Im Labor werden diese dann gentechnologisch so verändert, dass sie die namensgebenden „Chimären Antigen-Rezeptoren“ (CAR) auf ihrer Oberfläche ausbilden. Solche Rezeptoren können nahezu beliebig viele Zielstrukturen, zum Beispiel Eiweiße, auf anderen Zellen erkennen und dann eine Immunreaktion auslösen. Für die Therapie der B-Zell-Leukämien wurde das für B-Zellen charakteristische Ober-flächeneiweiß CD19 als Ziel ausgewählt.
Patienten mit Systemischem Lupus Erythematodes mit CAR-T-Zellen behandeln
Weil auch beim Systemischen Lupus Erythematodes zu einer gesteigerten B-Zell-Aktivität kommt, wollte man auch bei dieser Erkrankung dieselbe genetische Modifikation der CAR-T-Zellen einzusetzen. In diesem Sinne erhält der Patient modifizierte CAR-T-Zellen über eine Infusion. Zuvor erfolgt, bei Lupus ebenso wie bei Leukämie, eine Chemotherapie. Sie hemmt die Aktivität des körpereigene Immunsystems, um die spätere Arbeit der CAR-T-Zellen zu erleichtern.
Vier Frauen und ein Mann mit Systemischen Lupus Erythematodes erhielten nun weltweit erstmals eine Therapie mit CAR-T-Zellen. Die zuvor hohe Krankheitsaktivität, die bereits die Nieren in Mitleidenschaft gezogen hatte, ging durch die Therapie drastisch zurück. Sowohl die krankheitstypischen Antikörper als auch Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit nahmen stark ab. Außerdem verbesserte sich die Funktion der Nieren deutlich. Noch Monate nach der einmaligen Infusion mit CAR-T-Zellen konnten die Lupus-Patienten auf ihre zuvor eingenommenen Medikamente verzichten, ohne dass die Erkrankung wieder auftrat.
Die neue Therapie scheint jedenfalls dem entgleisten Immunsystem einen Neustart zu ermöglichen. Nun muss man die Ergebnisse der Nachbeobachtungszeit der ersten so behandelten Patienten genau analysieren.
Systemischer Lupus Erythematodes (SLE)
Die potenziell lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung Systemische Lupus Erythematodes zählt zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Dabei greift das eigene Immunsystem gesundes körpereigenes Gewebe an. Es entwickeln sich Entzündungen und schließlich kommt es auch zur Schädigung von Organen. Bei einem Lupus kann die Autoimmunreaktion im ganzen Körper auftreten. Vor allem die Haut, die Nieren sowie die Gelenke sind sehr oft betroffen. Honzu kommt, dass die Patienten an einem allgemeinen Krankheitsgefühl sowie an Abgeschlagenheit (Fatigue) leiden.
Unter dem Strich verläuft der Lupus Erythematodes meist in Schüben. Allerdings kann er selten aber doch auch dauerhaft aktiv sein. Übrigens sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. Meistens tritt die Erkrankung erstmals im jüngeren Erwachsenenalter zwischen 20 und 30 Jahren auf.
Literatur:
Mackensen A, Müller F, Mougiakakos D, Böltz S, Wilhelm A, Aigner M, Völkl S, Simon D, Kleyer A, Munoz L, Kretschmann S, Kharboutli S, Gary R, Reimann H, Rösler W, Uderhardt S, Bang H, Herrmann M, Ekici AB, Buettner C, Habenicht KM, Winkler TH, Krönke G, Schett G. Author Correction: Anti-CD19 CAR T cell therapy for refractory systemic lupus erythematosus. Nat Med. 2022 Nov 3. doi: 10.1038/s41591-022-02091-9. Epub ahead of print. Erratum for: Nat Med. 2022 Oct;28(10):2124-2132. PMID: 36329355.
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Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)