Samstag, September 28, 2024

Atglistatin zur Behandlung von Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen

Der innovative Wirkstoff Atglistatin, um ATGL (Adipose Triglyceride Lipase) auszuschalten, hilft dabei, Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen zu behandeln.

WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz und der TU Graz haben unlängst den Wirkstoff Atglistatin entwickelt, der Fettleibigkeit reduzieren und Typ-II-Diabetes sowie nicht-alkoholische Fettleber verhindern kann. Und zwar geschah das durch das Ausschalten der Adipose Triglyceride Lipase (ATGL). Dadurch konnten die Forscher mit Atglistatin die Insulinresistenz und die Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber vollständig verhindern. Außerdem kam es zu einer Gewichtsreduktion trotz fettreicher Nahrung.



 

Entstehung von stoffwechselbedingten Erkrankungen als globales Problem

Unter dem Strich haben laut der Weltgesundheitsorganisation WHO beinahe schon 2 Milliarden Menschen weltweit Übergewicht. Davon leiden 75 Prozent von ihnen unter einer nicht-alkoholischen Fettleber. Zudem sind 400 Millionen an Typ-II-Diabetes erkrankt.

Neben den psychosozialen Auswirkungen von Fettleibigkeit führen vor allem deren Folgeerkrankungen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität und -dauer.

 

Adipose Triglyceride Lipase, kurz ATGL, im Visier

Einer der Hauptgründe für die Entstehung von stoffwechselbedingten Erkrankungen, die mit Adipositas in Verbindung gebracht werden, ist ein erhöhter Fettsäurespiegel im Blut. Diese Lipide werden durch die Aktivität eines Enzyms namens Adipose Triglyceride Lipase, kurz ATGL, aus dem gespeicherten Fett des Fettgewebes freigesetzt.

Bei Übergewicht verhindern übermäßig ins Blut freigesetzte Fettsäuren die Aufnahme von Glucose in den Muskel und ins Fettgewebe. Es entsteht eine sogenannte Insulinresistenz, einer Vorstufe von Typ-II-Diabetes.

Außerdem kommt es zum erhöhten Einstrom von Fettsäuren in Gewebe, dessen primäre Funktion nicht die Speicherung von Lipiden darstellt – etwa in die Leber. Durch die Anhäufung von Triglyzeriden in diesem Organ wird seine Funktion gestört, die Konsequenz ist eine nicht-alkoholische Fettleber.



 

Atglistatin unterbindet die Aktivität der ATGL

Da die ATGL die Menge an freigesetzten Fettsäuren ins Blut bestimmt, wollten die Forscher dieses Enzym inhibieren, um die metabolischen Folgen von Übergewicht zu behandeln.

Bereits 2013 gelang es, ein Molekül mit dem Namen Atglistatin zu synthetisieren, das die Aktivität der ATGL unterbindet. In der rezenten Studie charakterisierten die ForscherInnen die Wirkung des Hemmstoff Atglistatin im Tiermodell.

Durch das Ausschalten der ATGL konnte man die Insulinresistenz und die Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber vollständig verhindern. Außerdem kam es zu einer Gewichtsreduktion trotz fettreicher Nahrung.

Entscheidend war aber auch die Erkenntnis, dass ATGL nicht komplett unterbunden werden darf. Denn wenn man ATGL vollständig hemmt, dann führt das zwar ebenso zu einer Verbesserung der Adipositas und der Insulinresistenz. Allerdings kommt es zu einer Verfettung des Herzens, die tödlich enden kann.

Eine vorübergehende Hemmung hat jedoch keinerlei schädliche Nebenwirkungen. Durch Aufnahme des Wirkstoffes Atglistatin ist das Enzym für sechs Stunden abgestellt. Nach dieser Zeit baut der Körper den Hemmstoff auf natürlichem Weg ab. Danach nimmt ATGL seine Arbeit wieder auf.




Literatur:
Schweiger M, Romauch M, Schreiber R, et al. Pharmacological inhibition of adipose triglyceride lipase corrects high-fat diet-induced insulin resistance and hepatosteatosis in mice. Nat Commun. 2017;8:14859. Published 2017 Mar 22. doi:10.1038/ncomms14859

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