Donnerstag, März 28, 2024

Arthrose erkennen und sorgsam behandeln für bessere Lebensqualität

Arthrose ist nicht heilbar und kann die Lebensqualität der Betroffenen sehr beeinträchtigen. Wichtig ist, Arthrose früh zu erkennen und zu behandeln.

Bereits jetzt ist die Arthrose die am weitesten verbreitete rheumatische Erkrankung. Doch sie und andere degenerative Gelenkerkrankungen werden in Zukunft rasant an Häufigkeit zunehmen. Im Grunde genommen ist es dabei jedenfalls von Bedeutung, Arthrose rechtzeitig erkennen und dementsprechend behandeln zu können.

Die Arthrose-Krankheit ist die am weitesten verbreitete rheumatische Erkrankung und vermag alle Gelenke zu befallen. Betroffene leiden unter Schmerzen, die Funktionalität und Arbeitsfähigkeit, damit auch die Lebensqualität schwer beeinträchtigen können. In schweren Fällen kommt es zudem zu Invalidität und Pflegebedürftigkeit der betroffenen Patienten.

Am besten beschrieben ist das Krankheitsbild der Arthrose als eine Störung des Gleichgewichtes zwischen Ab- und Aufbauprozessen innerhalb des Gelenkknorpels. Als lokalisierte Störung verursacht die Arthrose in der Regel keine Allgemeinsymptome.

Je früher man Arthrose erkennen kann, desto eher kann man effektiv die Symptome behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen. Eine Heilung ist aber nicht möglich.

Als Risikofaktoren konnten falsche Bewegungsmuster, Übergewicht, weibliches Geschlecht und vorangehende Traumata oder Gelenkentzündungen definiert werden.

Mit steigender Lebenserwartung werden degenerative Gelenkerkrankungen häufiger werden und so zur Kostensteigerung in den Gesundheitssystemen beitragen. Somit stellen die so genannten degenerativen Gelenkerkrankungen eine bedeutende Herausforderung für die Rheumatologie dar.

 

Wie man eine Arthrose erkennen kann

Üblicherweise bereitet eine Arthrose über längere Perioden keine wahrnehmbaren Beschwerden. Obwohl man in entsprechenden Röntgenaufnahmen sehr früh bereits Veränderungen durch die Arthrose erkennen kann, sind noch keine Beeinträchtigungen gegeben.

Erst wenn der Prozess ein bestimmtes Ausmaß erreicht hat beziehungsweise zusätzliche Risikofaktoren, wie zum Beispiel Überlastung, schlagend werden, wird aus der zunächst unbemerkten eine klinisch eindeutig als solche erkennbare Arthrose.

Am häufigsten betrifft die Arthrose-Krankheit die Kniegelenke, gefolgt von den Hüftgelenken, den Sprunggelenken, den Hand-Fingergelenken und den kleinen Wirbelgelenken. Erstsymptome sind Anlauf- bzw. Startschmerz, Ermüdungsschmerz und schließlich der Belastungsschmerz. Beim Auftreten einer Gelenkschwellung oder eines Gelenkergusses spricht man von einer aktivierten Arthrose. Bei weiterem Fortschreiten tritt auch Ruhe-, Dauer- und Nachtschmerz auf.

Darüber hinaus sind bei einem zunehmend schweren Verlauf häufig auch sekundäre Strukturen wie beispielsweise Sehnenansätze, Bänder und Bursen, betroffen. Zu den klinischen Symptomen zählen dabei u.a. das Aneinanderreiben von Knochenstrukturen, Fehlstellungen, Bewegungseinschränkungen und auch Gelenkschwellungen. Im Falle der aktivierten Arthrose, kommt es wie gesagt zu entsprechenden Schwellungen und auch Reizergüssen in den Gelenken.

 

Mit Synovialanalyse und Röntgen Arthrose erkennen

Für eine Arthrose typische Laborbefunde existieren nicht. Im Gegensatz zur entzündlichen Erkrankung findet sich bei einer Arthrose keine oder – gelegentlich bei aktivierter Arthrose – nur eine gering ausgeprägte Akutphasenreaktion (Erhöhung von Entzündungswerten).

Das wesentlichste diagnostische Instrument, um eine Arthrose erkennen zu können, stellt die sogenannte Synovialanalyse dar. Das Röntgen bietet ebenfalls guten diagnostische Möglichkeiten.

 

Medikamentös Arthrose behandeln

Im Vordergrund der Symptomatik der aktivierten Arthrose steht der Schmerz, welcher die rheumatische Erkrankung für den Patienten erst zum Problem macht.

Besonders soll hier angemerkt werden, dass bei der blinden, also nicht aktivierten Arthrose Substanzen wie Paracetamol, Mefenaminsäure oder Opioide für eine entsprechende Schmerzlinderung zu bevorzugen sind. Gegenwärtige therapeutische Möglichkeiten beschränken sich also im Wesentlichen auf eine Verbesserung der vorhandenen Symptome.

Für einige Substanzen (SYSADOA), wie Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Diacerein und Hyaluronsäure gibt es gut belegte Daten für einen Eingriff in den Krankheitsprozess im Sinne einer Verzögerung des Knorpelabbaues. Eingriffe in den Krankheitsverlauf – das heißt Erreichen einer erfolgreichen Regeneration – scheinen heute auch durch die Entwicklung neuere Substanzen mit verschiedenen Angriffspunkten (sogenannte Metalloproteinaseinhibitoren, Cytokine, Cytokinantagonisten, Wachstumsfaktoren) vorstellbar.

 

Chondroitinsulfat

Chondroitinsulfat braucht der Körper für den Knorpelaufbau. Wegen der sehr hohen Wasserbindungskapazität unterstützt dieses natürlich vorkommende Glykosaminoglykan die mechanisch-elastischen Fähigkeiten des Gelenkknorpels. Chondroitinsulfat soll aber auch schmerzlindernde, entzündungshemmende, immunmodulierende, antioxidative und neuroprotektive Effekte bringen.

 

Glucosaminsulfat

Der Aminozucker Glucosaminsulfat ist Bestandteil der Polysaccharidketten der Knorpelmatrix sowie des Glucosaminoglykans in der Gelenkflüssigkeit. In diversen Analysen wurden schmerzlindernde, entzündungshemmende, Knorpel protektive und Knorpel aufbauende Effekte beschrieben.

FürstenMED

Diacerein

Diacerein wirkt langsam gegen die Symptome bei Arthrose. Obwohl sein Wirkmechanismus nicht vollständig bekannt ist, wird vermutet, dass die Substanz den Wirkungen von Interleukin-1beta blockiert beziehungsweise verringert und so dem Prozess der Zerstörung des Gelenkknorpels und synovialer Entzündungen entgegenwirken soll.

Nach der Überprüfung der Sicherheit und Wirksamkeit von Diacerein – vor allem wegen teilweise schwerer gastroenterolgischer Nebenwirkungen wie Durchfall – im Jahr 2014 wurde das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei der symptomatischen Behandlung der Osteoarthritis weiterhin positiv bewertet.

 

Hyaluronsäure

Hyaluronsäure ist Hauptbestandteil der Synovia, der Gelenkflüssigkeit. Nach einer Metaanalyse imJahr 2015 kamen Forscher zu dem Schluss, dass die untersuchte Datenlage zur Wirksamkeit nicht eindeutig sei und Injektionen mit Hyaluronsäure nur unter Vorbehalt, wenn einfache Schmerzmittel versagt haben, eingesetzt werden sollte.

Zu den unerwünschten Wirkungen gehören vor allem Schmerzen und Schwellungen, die aber nach einigen Tagen wieder zurückgehen. Laut einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2017 sollen regel­mäßige Injektionen von Hyaluronsäure ins Knie sogar negative Effekte für den Gelenk­knorpel bringen und den Gelenkverschleiß beschleunigen.

 

Alternative therapeutische Maßnahmen

Zu den verfügbaren therapeutischen Maßnahmen zählen neben der möglichst vollständigen Ausschaltung den Verlauf ungünstig beeinflussender Risikofaktoren auch physikalisch-therapeutische und rehabilitative Methoden, symptomatisch wirkende Medikamente und orthopädisch-chirurgische Eingriffe. Von großer Bedeutung ist das Erlernen physiologisch richtiger Bewegungsmuster und Kräftigung der Muskel.

Ziel all dieser, natürlich an den Zustand des Patienten anzupassender, Therapien ist es, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und über eine Stärkung der Muskulatur Fehlstellungen vorzubeugen.

Heilgymnastik und Ergotherapie haben also herausragende Bedeutung in der Therapie der Arthrose, die im Sinne der Prävention, aber auch der Kräftigung der Muskel zu sehen ist. Dazu zählt weiter auch eine angemessenen und koordinierten Akupunktur-Behandlung.

Gezielte Übungen zur Vermeidung falscher Bewegungsmuster, Beinlängenausgleich, Auswahl der für den Zeitpunkt richtigen Hilfsmittel, wie beispielsweise Gehstock zur Entlastung, sind wesentliche Faktoren, die die Progression des degenerativen Prozesses verlangsamen können.

Im Kamp gegen Arthrose spielt auch die Ernährung und die zusätzliche Einnahme von bestimmten Nährstoffen eine wichtige Rolle. Jüngste Studien zeigen, dass entzündungsförderne Zytokine und Chemokine in den Synovialflüssigkeiten von Patienten im Endstadium von Arthrose erhöht sind. Deswegen könnten beispielsweise entzündungshemmende Polyphenole die betroffenen Menschen beim Behandeln der Arthrose unterstützen. Denn Pflanzenpolyphenole besitzen starke antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften und können der Produktion reaktiver Sauerstoffspezies, freier Radikaler entgegenwirken.

 

Kosteneffektiv

Orthopädisch chirurgische Maßnahmen, seien sie präventiv oder reparativ, haben sich als effektiv, aber in jedem Falle als kostenintensiv erwiesen. Bei kombiniertem Einsatz konservativ-therapeutischer Maßnahmen – Prävention, physikalische Therapie und medikamentöse Behandlung – ist eine günstige Beeinflussung der Arthrose-Krankheit, das heißt Progressionsminderung, Schmerzreduktion, gesteigerte Mobilität und Lebensqualität für den Patienten, mit großer Wahrscheinlichkeit möglich.


Literatur:

Ansari MY, Ahmad N, Haqqi TM. Oxidative stress and inflammation in osteoarthritis pathogenesis: Role of polyphenols [published online ahead of print, 2020 Jul 3]. Biomed Pharmacother. 2020;129:110452. doi:10.1016/j.biopha.2020.110452

Hunter Hsu; Ryan M. Siwiec. Knee Osteoarthritis. StatPearls [Internet]. Last Update: June 29, 2020.

Sun N, Wang LQ, Shao JK, et al. An expert consensus to standardize acupuncture treatment for knee osteoarthritis [published online ahead of print, 2020 Apr 20]. Acupunct Med. 2020;964528419900789. doi:10.1177/0964528419900789

Shayan Senthelal; Jinpu Li; Amandeep Goyal; Pankaj C. Gupta; Mark A. Thomas. Arthritis. StatPearls [Internet]. Last Update: January 20, 2020.

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...