Mittwoch, November 5, 2025

Altern erhöht das Risiko für Übergewicht und Adipositas

Altern bietet immer weniger Anreize für körperliche Bewegung und kalorienarme Ernährung, das steigert das Risiko für Übergewicht und Adipositas.

In unserer älter werdenden Gesellschaft, die immer weniger Anreize für körperliche Bewegung und kalorienarme Ernährung bietet, steigt das Risiko für Übergewicht und Adipositas. Hierbei scheinen bestimmte Netzwerke des Gehirns eine Rolle zu spielen, die mit Belohnungsbewertung assoziiert sind, indem ungesundes Essverhalten und damit eine Gewichtszunahme begünstigt wird. Gleichzeitig lassen immer mehr Studien vermuten, dass Veränderungen im Stoffwechsel, die durch ungesunde Ernährung, wenig Bewegung und einen höheren Körperfettanteil ausgelöst werden können, sich negativ auf das Gehirn auswirken. Dies könnte beim Altern gewisse Prozesse beschleunigen und kognitiven Abbau zur Folge haben. Über die Bedeutung von Ernährung, Übergewicht und weiteren Risikofaktoren für die Gehirnalterung in der Bevölkerung wird jedoch noch kontrovers diskutiert. Auch die zugrunde liegenden Mechanismen und kognitiven Auswirkungen sind zu einem großen Teil noch nicht verstanden.

Um diese Fragestellungen geht es auch in der Leipziger Bevölkerungsstudie für Zivilisationserkrankungen „LIFE-Adult“, in der mehr als 2600 Probanden eine 3T- Magnetresonanztomografie (MRT)-Untersuchung und eine Vielzahl an anthropometrischen, metabolischen und vaskulären Messungen sowie neuropsychologische Testungen und Fragebögen durchlaufen haben. Neuere Ergebnisse dieser großen Querschnittsuntersuchung weisen auf einen Zusammenhang zwischen höherem Body-Mass-Index (BMI) und funktionellen und strukturellen Veränderungen des Gehirns bei Gesunden hin, die mit schlechteren kognitiven Leistungen einhergehen (s. Kharabian et al., 2016, Neurobiology of Aging; Beyer et al., 2017, Human Brain Mapping, Zhang et al., in press, NeuroImage). Longitudinale Untersuchungen müssen nun jedoch folgen, um zu überprüfen, ob ein höherer BMI tatsächlich ursächlich für die Hirnveränderungen ist, und ob diese in der Folge klinisch relevante kognitive Leistungseinbußen bewirkt.

Neben diesen Hinweisen, dass Übergewicht und Adipositas eine schnellere Hirnalterung provozieren könnten, rückt die präventive Bedeutung einer gesunden Ernährung für den Erhalt von kognitiven Leistungen vermehrt in den Fokus. Vielversprechende tierexperimentelle Daten, epidemiologische Untersuchungen und erste Interventionsstudien am Menschen haben in den letzten Jahren Hoffnungen geweckt, dass bestimmte

Ernährungsformen wie eine milde Kalorienrestriktion oder eine mediterrane Diät protektive Effekte im Gehirn entfalten können. Auch bestimmte Nahrungsmittel, wie Omega-3- Fettsäuren und Polyphenole, die als Supplemente hoch dosiert verabreicht werden können, wurden in ersten Interventionsstudien am Menschen getestet und zeigten teils positive Effekte beispielsweise auf Gedächtnis und Hippokampus-Region im Gehirn bei älteren gesunden Probanden. Andere Studien zeigten jedoch keine derartigen Effekte. Konzepte wie „functional food“ als Präventions- oder Therapieoption des kognitiven Abbaus im Alter bleiben also umstritten und müssen offensiv diskutiert werden.


Quelle:

Statement » Altern und Adipositas: Einfluss von modifizierbaren Lebensstilfaktoren auf das Gehirn « Dr. rer. nat. Veronica Witte, Gruppenleitung Abteilung Neurologie, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig

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