Freitag, April 19, 2024

Akute Schmerzen homöopathisch behandeln – Fallbeispiele

Forschungen zur Wirksamkeit der Homöopathie sind selten. Doch manche zeigen sehr wohl, dass man auch Schmerzen effektiv homöopathisch behandeln kann.

Akute Schmerzzustände – wie bei Rückenschmerzen und Kopfschmerzen – sind weit verbreitet. Allerdings sind viele akute Schmerzen jedoch heftige Episoden einer zugrundeliegenden chronischen Störung, die man dann gut homöopathisch behandeln und ursächlich heilen kann. Die Homöopathie bietet darüber hinaus weitere wesentliche Vorteile. Dazu zählen unter anderem der rasche Wirkeintritt sowie das Fehlen von Neben- und Wechselwirkungen.

 

Chronische oder akute Schmerzen homöopathisch behandeln

Akut auftretende Beschwerden sind oft der Anlass, dass man die entstandene Schmerzen homöopathisch behandeln kann. Das sind zum Beispiel Rückenschmerzen nach der Gartenarbeit. Häufig stecken jedoch chronische Probleme dahinter. Die bekämpfen die Betroffenen oft zunächst mit schmerzstillenden Medikamenten (vor allem a. nichtsteroidale Antirheumatika).

Dies liegt nicht zuletzt am stetig steigenden Druck in der Berufswelt. Die Menschen wollen möglichst nicht ausfallen. Beziehungsweise bleiben sie mit Beschwerden nur kurz zu Hause, um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden. Dadurch steigt auch die Gefahr der Chronifizierung.



 

Schmerzen homöopathisch behandeln

Insbesondere Rückenschmerzen sind als Volkskrankheit zu bezeichnen, 90 Prozent der Erwachsenen leidet zumindest einmal im Leben daran. Auch Rückenschmerzen aller Art kann man mit Homöopathie begegnen.

Eine aktuelle Studie zeigt beispielsweise, dass man Osteoarthritis bedingte chronische Schmerzen im unteren Rückenbereich effektiv kombiniert physiotherapeutisch und homöopathisch behandeln kann. Homöopathische Mittel können die Behandlung von OA unterstützen. Forschung, die ihre Wirksamkeit unterstützt, ist jedoch begrenzt.

Aktuelle Studienergebnisse zeigen auch Wirkungen bei Hämarthrose. Das ist die häufige klinische Erscheinung bei Patienten mit schwerer und mittelschwerer Hämophilie. Hier kann man effektiv die Blutungen und Schmerzen homöopathisch behandeln. Auch die langfristige Blutungshäufigkeit verbesserte sich.

Auch Knochenmarködeme um das Knie sind sind für eine Vielzahl von entzündlichen und nicht entzündlichen Zuständen verantwortlich, die das Kniegelenk betreffen und schronischen Schmerzen verursachen können. Diese Knochenmarködeme sind aber nicht nur eine bedeutende Schmerzquelle, sondern hängen auch mit vielen Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammen. Hier konnte man in zwei aktuell publizierten Fallbeispielen die Schmerzen effektiv mit Arnica montana homöopathisch behandeln.



 

Fallbeispiel 1: Akute Rückenschmerzen homöopathisch behandeln

Patient, geb. 1956, kommt Mitte September 2014 in die Ordination. Er ist am Morgen mit massiven Rückenschmerzen aufgewacht, kann sich kaum bewegen, Schmerzmittel brachten keine Besserung. Der untere Rücken fühlt sich ganz steif an, die Schmerzen sind reißend. Der Patient hat das Bedürfnis, sich durchzustrecken, das verbessert die Situation jedoch nur kurzfristig.

Er kann nicht ruhig sitzen, sondern muss dauernd in Bewegung bleiben, damit die Schmerzen erträglich sind. Der Patient hatte am Vortag lange im Garten gearbeitet, dabei geschwitzt und „gar nicht gemerkt, dass es doch ziemlich schnell kalt wird, wenn die Sonne weg ist“.




Therapie: Die Schmerzen kann  man einmalig in der Ordination mit Toxicodendron quercifolium C200 homöopathisch behandeln.


Ergebnis: augenblickliche Besserung, Nachlassen der Schmerzen, schmerzfreies Aufrichten möglich.

 

Fallbeispiel 2: – Akuter Rücken- und Ischiasschmerz

Patientin leidet unter akuten Rückenschmerzen und Schmerzen, die über den Ischiasnerv in die Beine ausstrahlen. Die Beschwerden begannen vor etwa zehn Tagen ohne ersichtlichen Grund.

Sie nimmt seit einer Woche Schmerzmittel ohne Erfolg, trotz der verordneten Magenschoner „spielt der Magen verrückt“; Infiltrationen beim Orthopäden brachten keine Besserung. Das Röntgen ist unauffällig.

Die Schmerzen sind am schlimmsten beim Aufstehen aus dem Sitzen; auch Husten und Niesen verschlimmert. Eine Schmerzqualität kann nicht beschrieben werden. Als einziges hilft, wenn die Patientin das Bein beugt. Dadurch bessern sich die Beschwerden, kommen jedoch bald wieder zurück.

Auffallend ist, dass die Patientin seit ungefähr zwei Wochen auch an einem heftigen Juckreiz an den Armen und Beinen leidet, insbesondere nachts im Bett. Es ist jedoch kein Ausschlag zu sehen.


Therapie: Zum Einsatz kommt Tellurium metallicum C200.


Ergebnis: Laut Rückmeldung am nächsten Tag ist der Juckreiz in der Nacht nicht mehr aufgetreten, die Schmerzen von Rücken und Ischiasnerv sind abgeklungen. Wir vereinbaren, dass die Patientin die Arzneigabe erst wiederholt, wenn sich ihr Zustand wieder verschlechtert.

Nach vier komplett beschwerdefreien Tagen haben sich laut Angaben der Patientin „die Schmerzen langsam wieder angeschlichen“. Die Telluriumgabe wird daraufhin wiederholt. Seit nunmehr vier Monaten ist die Patientin komplett beschwerdefrei.

 

Fallbeispiel 3: Akute Kopfschmerzen

Patientin Judith H., geb. 1969, kommt im April 2011 mit der Diagnose einer akuten, therapieresistenten Migräne in die Ordination. Sie leidet unter einer seit einigen Tagen andauernden heftigen Migräne und war deshalb bereits zur Erstversorgung im Krankenhaus. Weder Infusionen noch sonstige Schmerzmittel brachten eine Besserung.

„Ich habe alles probiert, nichts hat geholfen; wenn mir die Homöopathie auch nicht hilft, springe ich aus dem Fenster“, klagt die Patientin verzweifelt. Einen Auslöser kann sie nicht angeben. Vor der Migräne sieht sie Blitze, jedoch leidet sie unter keinen sonstigen Sehstörungen.

Die Kopfschmerzen sitzen hinter den Augen, als würde ein Messer darin stecken, sie klagt über ein Gefühl, als würde der Kopf explodieren. Die Schmerzen halten Tag und Nacht an und lassen die Patientin nicht schlafen. Kalte Anwendungen bessern und machen die Lage erträglich. Hände und Füße fühlen sich kalt an, der Kopf ist heiß.


Therapie: Die Patientin bekommt sofort Atropa belladonna C200 in der Ordination. Zudem gibt man ihr eine Gabe mit nach Hause.


Ergebnis: Laut Anruf am nächsten Tag ist „alles bestens, wie weggeblasen“. Drei Monate später tritt ein erneuter Anfall auf. Durch sofortige Gabe der gleichen Arznei tritt rasche Linderung ein. Danach wird die Patientin in eine konstitutionelle Therapie übernommen.

Bei näherer Betrachtung handelt es sich eigentlich nicht um ein akutes, sondern ein chronisches Geschehen. Die Patientin kennt diese Beschwerden aus der Vergangenheit, hatte aber eine lange beschwerdefreie Phase.

Als Auslöser aus homöopathischer Sicht kann eventuell eine Unterdrückung der Menstruation mit Hormonpräparaten angenommen werden. Die Patientin hatte nach der dritten Schwangerschaft sehr heftige Blutungen und erhält seither Hormone. Seither tritt die Regel so gut wie nicht mehr auf.




Literatur:

Tsintzas D, Mahesh S, Vithoulkas G. Individualized Treatment of Bone Marrow Edema of the Knee With the Aid of Classical Homeopathy. A Report of 2 Cases. Clin Med Insights Case Rep. 2020;13:1179547620904896. Published 2020 Feb 12. doi:10.1177/1179547620904896

Kundu T, Ghosh K, Shaikh A, Singh P, Shaikh A, Shah H, Kumat O, Kulkarni S, Kulkarni R, Nalavade A. Homeopathic Medicine Reduces Pain and Hemarthrosis in Moderate and Severe Hemophilia: A Multicentric Study. Complement Med Res. 2018;25(5):306-312. doi: 10.1159/000486557. Epub 2018 May 29.

R. Gmünder, R. Kissling. Die Wirkung von klassischer Homöopathie im Vergleich mit standardisierter Physiotherapie bei der Behandlung von chronischen Kreuzschmerzen. Z Orthop Ihre Grenzgeb 2002; 140(5): 503-508. DOI: 10.1055/s-2002-34004


Quelle:

Statement von Dr. Ilse Fleck-Václavik Ärztin für Allgemeinmedizin und Homöopathie

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