Dienstag, Februar 11, 2025

Akute myeloische Leukämie – oft aggressiv

Die akute myeloische Leukämie zeigt besonders dann eine sehr große Aggressivität, wenn die genetische Veränderung in den Blutstammzellen stattfindet.

Verschiedene genetische Veränderungen in Blutvorläuferzellen lösen den Blutkrebs akute myeloische Leukämie – kurz AML – aus. Schließlich vermehren sich massiv die myeloischen Vorläuferzellen, die wiederum verschiedene weisse Blutkörperchen hervorbringen. Dies stört die normale Blutbildung im Knochenmark und verdrängt sie schliesslich völlig.

Die akute myeloische Leukämie kann mit einer Chemotherapie behandelt werden. Allerdings verläuft die Erkrankung selbst bei der gleichen genetischen Veränderung oft unterschiedlich aggressiv. Warum gewisse Formen aggressiver sind als andere, war lange Zeit nicht klar.

 

Sehr aggressive akute myeloische Leukämie durch genetische Veränderung in den Blutstammzellen

Forscher der Universität Basel haben unlängst entdeckt, warum eine akute myeloische Leukämie mit der gleichen genetischen Veränderung unterschiedlich aggressiv verlaufen. Die Wissenschaftler zeigten, dass die krebsauslösende Veränderung besonders verheerend ist, wenn sie in frühen Blutstammzellen auftritt. Denn dann sind bestimmte Gene aktiv, welche die Zellwanderung und die Gewebeinvasion begünstigen. Diese Erkenntnisse erlauben es, Patienten wirksamer zu therapieren. Zukünftig unterstützen sie auch möglicherweise die Entwicklung gezielter Therapien.

Näher betrachtet zeigten die Schweizer Daten, dass es für die Aggressivität bestimmter AML-Formen eine fundamentale Rolle spielt, in welchem Typ Vorläuferzelle die genetische Veränderung stattfindet. Diese sogenannten MLL-Fusionsleukämien betreffen einerseits sehr junge Patienten aber auch Patienten über 60, die bereits chemotherapeutisch behandelt worden waren

Die Wissenschaftler zeigten im Mausmodell, dass die Prognose dieser Krankheit besonders schlecht ist, wenn die genetische Veränderung in den Blutstammzellen stattfindet. Die AML-Formen sind dann besonders aggressiv und infiltrieren massiv andere Gewebe. Schließlich sind sie auch resistent gegen die Chemotherapie.

Weiters zeigte sich, dass in diesen Blutstammzellen bestimmte Gene noch aktiv sind, die die Zellwanderung und die Gewebeinvasion begünstigen. In weiter entwickelten Vorläuferzellen waren diese Gene dann nicht mehr aktiv. Interessanterweise gelten die Erkenntnisse aus dem Mausmodell auf für den Menschen. In Patientenproben mit einem aggressiven Verlauf waren genau dieselben Gene aktiviert.

 

Fazit

Für den Verlauf der Krankheit ist es also ausschlaggebend, in welcher Blutstamm- oder Vorläuferzelle die genetische Veränderung stattfindet, und was für Gene aktiv sind. Dementsprechend bieten sich die Gene auch als Biomarker an. Die Aktivität der Gene – wie beispielsweise EVI1, ERG, oder ZEB1 – erlaubt es auch, die Patienten in verschiedene Gruppen einzuteilen. Schließlich können Ärzte damit auch den Verlauf der Krankheit besser prognostizieren und gegebenenfalls die Therapie anpassen. Diese Erkenntnis sollte es auch ermöglichen, für Patienten gezielte neue Therapien zu entwickeln.

Originalbeitrag
Stavropoulou V, Kaspar S, Brault L, Sanders MA, Juge S, Morettini S, Tzankov A, Iacovino M, Lau I-J, Milne TA, Royo H, Kyba M, Valk PJM, Peters AHFM, Schwaller J.: MLL-AF9 expression in hematopoietic stem cells drives a highly invasive AML expressing EMT-related genes linked to poor outcome. Cancer Cell (2016), doi: 10.1016/j.ccell.2016.05.011

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