Freitag, März 21, 2025

Versorgung von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen

Innovation: Versorgungskonzept 60/20 für die strukturierte Versorgung von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen

 

Nach zwei Jahren der Vorbereitung wurde das Versorgungskonzept 60/20 in der Steiermark bereits in die Landeszielsteuerungsvertrag aufgenommen, weitere Bundesländer werden folgen. Die wichtigsten Ziele des Projektes 60/20 sind die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Früherkennung einer Leistungsreduktion der Niere auf 60%, um Maßnahmen gegen die Progression des Funktionsverlustes zu ergreifen sowie eine frühzeitige Information der Betroffenen bei einer Leistungsreduktion der Niere auf 20% darüber, welche Nierenersatztherapie für das persönliche Setting das Beste ist – unter Beachtung der medizinischen Optionen.

Gesundheitsreform als Chance für Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen erfolgreich genutzt

Die Gesundheitsreform in Österreich ermöglicht die Chance zur Implementierung einer strukturierten Nierenversorgung. In der Steiermark wird zum Beispiel das Screening der Risikopatienten im Landeszielsteuerungsvertrag verankert. Dazu Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, Leiter der klinischen Abteilung für Nephrologie am LKH-Univ. Klinikum Graz und aktuell Vorsitzender der ÖGN: „Die Albumin/Kreatininratio hat eine hohe Aussagekraft, um einerseits das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andererseits das Risiko der Progression der chronischen Niereninsuffizienz zu erkennen. Das regelmäßige, in der Praxis einfach durchführbare Screening der Nierenparameter bei Risikopatienten wie Hypertoniker, Diabetiker sowie Adipositas und familiärer Nierenerkrankung ist präventivmedizinisch von großer Bedeutung und führt zu einer früheren Diagnose. Nur zwei Risikofaktoren für chronische Nierenerkrankungen sind nicht zu ändern: das Geschlecht und das Alter.“

Als Teil des 60/20 Konzepts wird bei einer Restfunktion von 20% eine umfassende Aufklärung über die Möglichkeiten der Nierenersatztherapie (NET) vermittelt, basierend auf einem neuen umfassenden Aufklärungsbogen entwickelt von der ÖGN. Des Weiteren beinhaltet das 60/20 Konzept ein klares Überweisungsschema.

Enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Bereich ist Grundvoraussetzung

Die Screenings sind zu einem großen Teil im niedergelassenen Bereich umzusetzen. Dr. Oliver Lammel, Allgemeinmediziner und Vorstandsmitglied der steirischen Akademie, steht dem positiv gegenüber: „Risikopatienten zu filtern ist Aufgabe der niedergelassenen Ärzte. Das Programm 60/20 gibt eine strukturierte Basis vor, die im Programm deklarierten Risikowerte und Überweisungsschemata ein sinnvolles Werkzeug.“ Als sinnvolle Ergänzung zu den bereits laufenden DMP Programmen „Therapie Aktiv“ (Diabetes) und „herz.leben“ (Hypertonie) bezeichnet auch Prim. Dr. Reinhold Pongratz, ärztlicher Leiter der Steirischen Gebietskrankenkasse, das Versorgungskonzept 60/20 der ÖGN, die wichtigsten Risikogruppen seien nun abgedeckt. Der Status der Umsetzung in der Steiermark: „Die Labors zur Bestimmung der Kreatinin-Albumin Relation wurden festgelegt und die Kostenfrage geklärt. Der weitere Schritt ist eine mit der Ärztekammer abgestimmte Informationskampagne für niedergelassen Allgemeinmediziner und Spitalsambulatorien sowie die umfassende Information der Öffentlichkeit.“ Eine wissenschaftliche Evaluierung ist vorgesehen, die Details befinden sich derzeit noch in Klärung. Mag. Martin Schaffenrath, Hauptverband der österreichischen Sozialver-sicherungsträger: „Im Bundeszielsteuerungsvertrag ist es gelungen, Prävention als operatives Ziel zu definieren. 80 Prozent der Behandlungskosten entstehen in den letzten zwei Lebensjahren. Deshalb unterstützen wir aktuell das Pilotprojekt in der Steiermark. Es sollte im extramuralen Bereich nach erfolgter Evaluierung flächendeckend in ganz Österreich ausgebaut werden.

Enorme Verbesserungen für Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen und deren Angehörigen

Die strukturierte Versorgung chronisch Nierenkranker soll Versorgungssituation und -qualität verbessern, die Leistungsausgaben im Gesundheitssystem deutlich reduzieren. Sie geht aber auch mit einer deutlich gesteigerten Lebensqualität für Betroffene einher. Ing. Gernot Waste, Obmann der Interessensgemeinschaft der Dialysepatienten und Nierentransplantierten Kärntens: „Die Diagnose chronische Niereninsuffizienz und Dialyse ist für Patienten wie ein Schlag ins Gesicht, weil sie mit enormen Lebenseinschränkungen verbunden ist. Die Früherkennung bei 60% mit der Möglichkeit eines Hinauszögerns, bedeutet für den Patienten mehr lebenswerte Jahre.“ Ist eine NET unumgänglich gibt ein strukturierter und umfassender Informationsprozess frühzeitig Aufklärung über die Wahlmöglichkeiten (Hämodialyse, Peritonealdialyse und Nierentransplantation). Gemeinsam mit dem Nephrologen wird jene Therapieform gewählt, die aus medizinischer und persönlicher Sicht am besten passt.

Entwicklung der Präventionsstrategie 60/20 für Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen

Ein Dossier beleuchtete zunächst die derzeitige Vorsorge und Versorgung der „österreichischen Niere“ – Schwachstellen wurden ausfindig gemacht, konkrete Forderungen an die Politik gestellt und Lösungsansätze aufbereitet. Das unter führenden Experten akkordierte Dossier diente als Basis für die weiteren Bemühungen – eine Erhöhung der Anzahl nephrologischer Einrichtungen, mehr nephrologische Versorgungsleistung im extramuralen Bereich sowie eine Steigerung der öffentlichen Aufmerksamkeit für die Nephrologie und eine adäquate Bewertung im intramuralen Bereich (LKF-Punkte). Beurteilt wurde auch das ökonomische Einsparungspotenzial. Das PPCD 60/20 und seine Verankerung in den Landeszielsteuerungsverträgen bedeutet eine optimierte Versorgung mit klarem Augenmerk auf Qualität und Effizienz am Best-Point-of-Service für den Patienten.

Unterstützt wurde die Österreichische Gesellschaft für Nephrologie im gesamten Prozess von der PERI Group. Dazu Mag. Hanns Kratzer: „Dieses Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein konkretes gesundheitspolitisches Anliegen definiert, ausformuliert und an die Entscheidungsträger kommuniziert werden sollte. Dass es nunmehr mit Unterstützung des Landes Steiermark zu einer tatsächlichen Verbesserung der Patientenversorgung kommen wird, ist ein krönender Abschluss unserer Bemühungen in den letzten Monaten.“

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