Die Ursachen chronischer Schmerzen können heutzutage dank moderner Ultraschall-Verfahren exakt diagnostiziert und zugeordnet werden.
Zur Diagnose chronischer Schmerzen werden derzeit standardmäßig elektrophysiologische Untersuchungen durchgeführt. Mit Ausnahme von Spezialverfahren erfassen diese Methoden nur die großen und nicht die kleinen Nervenfasern, die jedoch für das Schmerzempfinden verantwortlich sind.
Mittels moderner Ultraschall-Verfahren können mittlerweile aber auch kleinste Nervenäste erkannt und damit die Ursachen chronischer Schmerzen exakt diagnostiziert und zugeordnet werden. Experten fordern deshalb, dass die hochauflösende Sonographie künftig häufiger genutzt wird. Es existieren momentan lediglich abgelaufene Leitlinien für die Diagnostik und für die Behandlung chronischer Nervenschmerzen. Da diese aktuellen Leitlinien noch keine Ultraschallempfehlung enthalten, sollten sie nach Ansicht der Experten dringend überarbeitet werden.
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Verschlimmerung des Gewebeschadens vorbeugen
Nach einer Gewebeschädigung sollen Schmerzen in erster Linie eine Ruhigstellung verletzter Gewebe bringen. Schmerzen üben somit eigentlich eine Schutzfunktion aus, um den Heilungsprozess zu begünstigen oder einer Verschlimmerung des Gewebeschadens vorzubeugen.
Unter normalen Umständen ist der Schmerz mit Eintreten der Heilung beziehungsweise der Geweberegeneration rückläufig. Wenn der Gewebeschaden jedoch so groß ist, dass eine Regeneration nicht oder nur sehr langsam erfolgt, oder der Schmerz seine Warnfunktion verliert und sich verselbstständigt, kann es dadurch zur Entwicklung chronischer Schmerzen kommen. Häufig sind Störungen im Nervensystem die Ursache für die lang anhaltenden Beschwerden.
Schmerzdiagnostik
Der behandelnde Arzt führt normalerweise zunächst eine sorgfältige Anamnese, ein Patientengespräch, und dann eine genaue körperliche Untersuchung durch, um die Ursache chronischer Schmerzen herauszufinden. Bei speziellen Fragestellungen – wie zum Beispiel bei Schmerzen infolge einer Verletzung großer Nerven oder bei Nerventumoren – werden bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Kernspintomographie eingesetzt. Diese Techniken können jedoch verfahrensbedingt nicht bei allen Patienten angewendet werden und sie sind in der Darstellung kleiner Strukturen limitiert. Außerdem kommen elektrophysiologische Verfahren zum Einsatz.
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Hierzu werden die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und Hirnströme, die sich durch die Reizung peripherer, sensorischer Nerven erzeugen lassen, gemessen. Ultraschalluntersuchungen werden in der Schmerzdiagnostik bisher noch nicht allgemein genutzt, doch nach Ansicht der DEGUM sollten sie zukünftig verstärkt zum Einsatz kommen.
Dank modernster, hochfrequenter Ultraschalldiagnostik können mittlerweile selbst kleinste Nervenäste, die Schmerzen verursachen, erkannt werden. Diese würden bei anderen diagnostischen Verfahren verborgen bleiben“, so Avila González, Fachärztin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum.
Die hochauflösenden Schallsonden ermöglichen beispielsweise, dass selbst Strukturen oder Verletzungen, die kleiner als einen Millimeter groß sind an peripheren Nerven entdeckt werden können. Zu diesen gehören zum Beispiel kleine Fremdkörper oder Einengungen von Nervenendästen im Narbengewebe.
Neben der exakten Darstellung hat die sonografische Darstellung gegenüber anderen Verfahren weitere Vorteile
Die Ultraschalldiagnostik kann strahlenfrei und somit besonders schonend durchgeführt werden“, sagt die Expertin. Wenn der Verdacht besteht, dass die Nervenschädigung Auslöser der Schmerzen ist, kann mittels einer ultraschallgesteuerten hochpräzisen Injektion kleinster Mengen von Betäubungsmitteln – sogenannter Lokalanästhetika – am suspekten Nerv Schmerzfreiheit erzielt werden. So kann die Verdachtsdiagnose bestätigt werden.
Damit chronische Schmerzen mittels Ultraschall möglichst exakt diagnostiziert werden können, benötigt der behandelnde Arzt neben dem geeigneten Ultraschallgerät auch exzellente anatomische Kenntnisse und sonographische Fertigkeiten. Experten lehren solche Kenntnisse und Fertigkeiten in speziellen Kursen. Sie setzen sich dafür ein, dass die Ultraschall-Verfahren in der Schmerzdiagnostik zukünftig verstärkt zum Einsatz kommen.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass man die abgelaufenen Leitlinien für die Diagnostik und für die Behandlung chronischer Nervenschmerzen überarbeitet.
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Literatur:
Baron, R.; Koppert, W.; Strumpf, M.; Willweber, A. (Hrsg.), Praktische Schmerztherapie, 3. aktualisierte und erw. Auflage 2014
Pharmakologisch nicht interventionelle Therapie chronisch neuropathischer Schmerzen. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Klasse: S1, veröffentlicht September 2012, ergänzt 7.1.2014, gültig bis 29.9.2017
Diagnostik neuropathischer Schmerzen. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Klasse: S1, veröffentlicht September 2012, gültig bis Dezember 2016, verlängert bis 29.09.2017
Quelle:
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V., https://www.dgss.org/patienteninformationen/schmerzerkrankungen