Samstag, November 1, 2025

Soziales, sozioökonomisches Umfeld als wichtiger Faktor für das Überleben bei Krebs

Soziales und sozioökonomisches Umfeld beeinflussen das 5-Jahres-Überleben bei Krebs mit deutlichen Unteschieden zwischen dem stärksten und den schwächsten Vierteln.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum und vom Hamburgischen Krebsregister haben am Beispiel Hamburg soziales beziehungsweise sozioökonomisches Umfeld und das Überleben bei Krebs verglichen. Und zwar bezüglich der Unterschiede zwischen den verschiedenen Stadtteilen der Großstadt. Dabei fanden sie teilweise erhebliche Differenzen. Um bis zu 15 Prozentpunkte unterscheidet sich das 5-Jahres-Krebsüberleben zwischen den sozioökonomisch stärksten und schwächsten Vierteln der Hansestadt.

 

Soziales Umfeld und Überleben bei Krebs

Soziales und sozioökonomisches Umfeld und hierzu bestehende Ungleichheiten haben großen Einfluss auf das Überleben bei Krebs. Das haben bereits zahlreiche Studien in verschiedenen Ländern dokumentiert. Die Studien dazu basieren meist auf länderweiten Erhebungen, die die Städte als eine Einheit behandeln. Allerdgins ist ein Vergleich einzelner städtischer Gebiete besonders interessant. Denn dabei spielen die Unterschiede bei der Erreichbarkeit medizinischer Versorgung innerhalb einer Stadt eine geringere Rolle als in Regionen, die sowohl städtische als auch ländliche Gebiete einschließen. Außerdem lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten. Und dazu besteht weiterhin ein zunehmender Trend zur Urbanisierung.

Forschende untersuchten dies unlängst am Beispiel Hamburg, der mit 1,84 Millionen Einwohnern (2018) zweitgrößten Stadt Deutschlands. Die Studie basiere auf Daten von 73.106 Patienten, die im Hamburgischen Krebsregister erfasst und zwischen 2004 und 2018 an Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs erkrankt waren. Für diese Patienten wurde das altersstandardisierte relative 5-Jahresüberleben ermittelt.

Um den sozioökonomischen Status der in die Studie eingeschlossenen 103 Stadtteile einzuordnen, nutzten die Epidemiologen den Hamburger Sozialindex, der Arbeitslosenquote, Anzahl der Sozialwohnungen und der Sozialhilfeempfänger, Wohnungsgröße und Haushaltseinkommen erfasst.

 

Je höher der sozioökonomische Status eines Stadtteils ist, desto mehr Patienten überleben

Über die untersuchten Krebsarten hinweg fanden die Wissenschaftler: je höher der sozioökonomische Status des Stadtteils, desto mehr Patienten überlebten die ersten fünf Jahre nach der Krebsdiagnose. So betrugen die Überlebensunterschiede zwischen den sozioökonomisch stärksten und schwächsten Stadtteilen bei Prostatakrebs 14,7 Prozentpunkte, bei Darmkrebs 10,8 Prozentpunkte, bei Brustkrebs 8 und bei Lungenkrebs schließlich noch 2,5 Prozentpunkte.

Eine der möglichen Erklärungen für die Differenzen könnte das unterschiedliche Nutzen von Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen sein. Denn wenn Menschen solche Untersuchungen nicht nutzen, dann kann man Krebserkrankungen erst in späteren Stadien entdecken. Wobei das dann mit einer schlechteren Prognose verbunden ist.

Tatsächlich konnten die Wissenschaftler bei Brust- und Prostatakrebs einen erheblichen Anteil der Überlebensdifferenz auf fortgeschrittenere Krebsstadien bei Diagnose zurückführen. Für Darmkrebs und Lungenkrebs galt dies allerdings nicht.

Im Grunde genommen ist aber in vielen Regionen die Datengrundlage unzureichend. Und zwar um die Ursachen von Differenzen im Krebsüberleben genauer interpretieren zu können. Um etwa das Krebsüberleben mit bestimmten Behandlungsformen in Verbindung zu setzten, sind Daten aus der klinischen Krebsregistrierung erforderlich. Doch diese liegen meistens noch nicht vor.

Auch andere mögliche Ursachen wie sozioökonomische Unterschiede bei Lebensstilfaktoren und bei Begleiterkrankungen konnten in der Studie nicht berücksichtigt werden. Dementsprechend sollen weitere Untersuchungen einen besseren Einblick zum Zusammenhang Krebs und soziales Umfeld bieten.


Quelle:

Deutsches Krebsforschungszentrum: www.dkfz.de

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