Die Tollkirsche, Atropa belladonna, hat eine sehr giftige Wirkung. Denn ab 3 Beeren können Kinder daran sterben, ab zehn Beeren auch Erwachsene.
Im Grunde genommen gehört die giftige Tollkirsche wie der Stechapfel oder das Bilsenkraut zur Familie der Nachtschattengewächse. Wobei die Atropa belladonna L., Solanaceae, auch als schwarze Tollkirsche bekannt ist. Unter dem Strich sind jedenfalls vor allem auch die Tropanalkaloide für die Wirkung der Tollkirsche verantwortlich.
Im Grunde genommen war die Tollkirsche im Mittelalter ein beliebtes Liebesmittel aber auch Hexendroge. Dementsprechend kam sie in einigen Rezepten von Hexenmischungen wie Salben und Tinkturen vor. Heute nutzt man die Wirkung der Tollkirsche, der Belladonna, vor allem in der Homöopathie.
Umfassende Anwendung
In früheren Zeiten haben Frauen den Saft der Tollkirsche zur Vergrößerung der Pupillen in die Augen getropft, damit sie eine glänzendere und verführerischere Wirkung hatten. Daher stammt auch der italienische Name Belladonna – schöne Frau.
In der Volksmedizin fanden Zubereitungen der Tollkirsche hingegen auch Verwendung bei neurovegetativen Störungen, Wunden, Schmerzen, Krämpfen, Koliken, Asthma, Bronchitis sowie Migräne.
In der Homöopathie setzt man die Atropa belladonna umfassend ein. Bei Blutungen und Krämpfen, bei Entzündung, Sonnenstich, Kopfschmerz, grippalem Infekt mit Halsweh, trockenem Husten, Fieber, rotem Gesicht und klopfenden Schmerzen.
Wirkungen der Tollkirsche
Die Wirkung der Tollkirsche tritt jedenfalls recht rasch ein. Und zwar auch wenn man sie oral anwendet. Wobei alle der Pflanzenteile den anticholinergen Wirkstoff Hyoscyamin beinhalten. Davon kommt auch die Wirkung der Tollkirsche als sogenanntes delirantes Halluzinogen. Deswegen rechnet man Belladonna auch den halluzinogenen Nachtschattengewächsen zu.
Die Tollkirsche ist ein sehr gefährliche, giftige Droge, eine Überdosierung kann sogar lebensgefährlich sein. Dies ist deswegen so dramatisch, da der Wirkstoffgehalt der Belladonna stark schwankt und deswegen sehr schwer zu dosieren ist. Ein Rausch durch das Hyoscyamin kann übrigens mehrere Tage dauern.
Bereits ein mittlerer Rausch durch Belladonna kann zu einem Kontrollverlust führen. Im Gegensatz zu klassischen Halluzinogenen (Psychedelika) kann das delirante Halluzinogen echte Halluzinationen hervorrufen. Wobei der Anwender dann nicht mehr Sein und Schein unterscheiden kann. Ohne den Einfluss der Tollkirsche zu bemerken, bewegt man sich in Richtung Horrortrip und eventuell auch in große Gefahrensituationen.
Unerwünschte Wirkungen und tödliche Dosen
Unter dem Strich gelten 3 bis 5 Beeren bei Kindern sowie zehn bis zwanzig bei Erwachsenen als tödliche Dosis. Als großes Risiko wird dabei eine Atemdepression angesehen. Denn die kann zum Tod durch Atemstillstand führen. Schließlich kann die wirkung der Tollkirsche auch große Belastungen für das Herz wie Herzrasen und arrhythmische Herzschläge verursachen. Bei einer Vergiftung sollte übrigens immer der Notarzt gerufen werden.
Literatur:
Drugs and Lactation Database (LactMed) [Internet]. Bethesda (MD): National Library of Medicine (US); 2006–. Belladonna. 2021 May 17. PMID: 30000920.
Qiu F, Zeng J, Wang J, et al. Functional genomics analysis reveals two novel genes required for littorine biosynthesis. New Phytol. 2020;225(5):1906-1914. doi:10.1111/nph.16317
Rajput S, Kumar D, Agrawal V. Green synthesis of silver nanoparticles using Indian Belladonna extract and their potential antioxidant, anti-inflammatory, anticancer and larvicidal activities. Plant Cell Rep. 2020 Jul;39(7):921-939. doi: 10.1007/s00299-020-02539-7. Epub 2020 Apr 16. PMID: 32300886.
Kwakye GF, Jiménez J, Jiménez JA, Aschner M. Atropa belladonna neurotoxicity: Implications to neurological disorders. Food Chem Toxicol. 2018;116(Pt B):346-353. doi:10.1016/j.fct.2018.04.022
Marín-Sáez J, Romero-González R, Garrido Frenich A, Egea-González FJ. Screening of drugs and homeopathic products from Atropa belladonna seed extracts: Tropane alkaloids determination and untargeted analysis. Drug Test Anal. 2018;10(10):1579-1589. doi:10.1002/dta.2416