Wer seine Mitarbeiter ständig kontrolliert, wird sie nicht motivieren, ihr Bestes zu geben – erfolgversprechender soll eine stärkende Führungskultur sein.
„Ebenso wie in der Pädagogik kann das klassische Autoritätsverständnis auch in der unternehmerischen Führung als überholt gelten“, sagt die Züricher Diplom-Psychologin und Diplom-Pädagogin Susanne Quistorp, die als Coach, Organisationsberaterin und Supervisorin arbeitet. Wer seine Mitarbeiter ständig kontrolliert, wird sie nicht motivieren, ihr Bestes zu geben. Erfolgversprechender sei eine stärkende Führungskultur. Diese tritt für eine gemeinschaftlich gelebte Verantwortung ein und hat dabei die angestrebten Entwicklungen sowie die unternehmerischen Werte im Blick. „Sie ist auf Selbst- und Mitverantwortung aller an den Prozessen Beteiligten ausgerichtet“, erklärt Quistorp in der Fachzeitschrift „PiD Psychotherapie im Dialog„.
Eine stärkende Führungskultur zielt darauf, dass alle Beteiligten sich für das Gelingen des Ganzen mitverantwortlich fühlen und selbstverantwortlich handeln. Nur dann können sie sich Tag für Tag für ihre Arbeit motivieren. Derzeit gelingt das aber nur einem kleinen Teil der Arbeitnehmer
Führen bedeutet heute oft Managen von Unsicherheiten. Unsicherheitskompetenz bestehe laut Quistorp darin, sich einzugestehen, dass nicht alles plan- und kontrollierbar sei und keine vermeintliche Sicherheit durch Reglementierung oder Kontrolle zu schaffen ist. Führungskräfte sollten die Selbstverantwortlichkeit ihrer Mitarbeiter fördern und fordern. Das bedingt auch, den Mitarbeitern zu vertrauen, dass sie ihre Stärken selbstverantwortlich für die Ziele des Unternehmens einsetzen. Dabei sollte sich jeder Entscheider selbst fragen, ob seine persönlichen Ziele und Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen, wie er dafür einsteht.
„Für die Reflexion der eigenen Führungskultur und Führungshaltung ist es außerordentlich anregend, sich an eigene Erfahrungen zu erinnern“, sagt Quistorp. Was habe ich als positiv, haltgebend, stärkend und motivierend erlebt? Es werden solche Erfahrungen in Erinnerung sein, in denen man zum ersten Mal eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekommen hat und diese ohne ständige Kontrolle angehen durfte. Vertrauen und Wertschätzung des Vorgesetzten werden darin am deutlichsten spürbar. „Wenn dies in einem sichernden Rahmen geschieht, in dem jeder sich auf Kollegen und Vorgesetzte verlassen kann, können sich die individuellen Stärken auch tatsächlich entfalten“, sagt Quistorp – zum Wohl des Einzelnen und des Unternehmens.
Quellen:
S. Quistorp: Stärkende Führung in komplexen Herausforderungen, PiD Psychotherapie im Dialog 2016; 17 (2); S. 54–57