Mittwoch, November 29, 2023

Menschen mit Schlafmangel sind empfänglicher für Ratschläge

Menschen mit Schlafmangel sind für Ratschläge zugänglich, ohne die Expertise des Empfehlungberücksichtigen zu berücksichtigen.

In einer unlängst durchgeführten Studie wurden Versuchspersonen einem Schlafentzug von 24 Stunden ausgesetzt, um daraufhin mit Schlafmangel am Morgen Schätzaufgaben zu bearbeiten. Dabei konnten sie zusätzlich die Ratschläge von Beratern annehmen. Dabei zeigte sich, dass Menschen mit Schlafmangel die Ratschläge anderer Personen stärker nutzen. Die Personen in einer Kontrollgruppe ohne Schlafmangel taten dies in geringerem Ausmaß.

 

Wichtige Entscheidungen in Politik oder Wirtschaft sind oft mit akuten Schlafmangel vergesellschaftet

Wichtige Entscheidungen im politischen Betrieb oder im Wirtschaftskontext erfolgen im Grunde genommen oft im Zustand von akutem Schlafmangel. Berater unterstützen meistens die Entscheider bei der Urteilsbildung und Entscheidungsfindung. Deswegen ist es auch von großer Relevanz, inwieweit Schlafmangel die Nutzung von Ratschlägen beeinflusst. Befunde der psychologischen Schlafforschung zeigen, dass Menschen mit Schlafmangel allgemein dafür empfänglicher werden, sich von anderen Menschen beeinflussen zu lassen.

 

Schlafentzug im Labor

An der eingangs zitierten Studie nahmen 96 Versuchspersonen teil. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. In der Experimentalgruppe (Schlafentzug) erschienen die Versuchspersonen abends im Labor und blieben dort unter Aufsicht die ganze Nacht wach. In der Kontrollgruppe kamen die Versuchspersonen nach einer Nacht mit normalem Schlaf morgens ausgeruht ins Labor. Die Nachtruhe wurde über ein Gerät kontrolliert, das Aktivitäts- und Bewegungsmuster aufzeichnet und eine zuverlässige Messung von Schlafdauer und Schlafqualität erlaubt.

Beide Gruppen bearbeiteten am nächsten Morgen am Computer Schätzaufgaben, bei denen sie die Entfernung zwischen verschiedenen europäischen Hauptstädten schätzen sollten. Die Frage nach der Entfernung Helsinki – Dublin war ein derartiges Beispiel.

Nach ihrer ersten eigenen Schätzung präsentierte den Probanden mit Schlafmangel schließlich ein Computer jeweils den Ratschlag eines vermeintlichen Beraters. Wobei es zwei Berater gab, die abwechselnd Ratschläge erteilten.

Weiter hat man den Versuchspersonen suggeriert, dass die „Berater“ zwei frühere Versuchspersonen einer anderen Studie seien. Der eine Berater habe in der Aufgabe sehr gut (Rang 7 von 100), der andere im Mittelfeld (Rang 52 von 100) abgeschnitten. Schlußendlich konnten die Versuchspersonen ihre Entscheidung danach revidieren und eine erneute Schätzung abgeben, sofern sie das wollten.

 

Stärkere Nutzung der Ratschläge bei Schlafentzug

Bei ihren zweiten Schätzungen bewegten sich die Versuchspersonen der Schlafentzugsbedingung deutlicher auf die Schätzung des Ratgebers zu, als dies die ausgeruhten Personen taten. Insgesamt wurde der Rat des kompetenten Beraters stärker berücksichtigt als der Rat des weniger kompetenten Beraters. Außerdem zeigte sich, dass Personen der Schlafmangel-Gruppe den Rat des weniger kompetenten Beraters stärker folgten als Personen der ausgeruhten Kontrollgruppe.

Versuchspersonen unter Schlafentzug schnitten bei ihrer ersten Einschätzung etwas schlechter ab als die der ausgeruhten Kontrollgruppe. In der zweiten, revidierten Einschätzung zeigte sich aber kein Unterschied mehr zwischen Personen mit und ohne Schlafmangel, wenn die Personen mit Schlafmangel dem Rat eines hochqualifizierten Beraters gefolgt waren.


Literatur:

Häusser JA, Leder J, Ketturat C, Dresler M, Faber NS. Sleep Deprivation and Advice Taking. Sci Rep. 2016 Apr 25;6:24386. doi: 10.1038/srep24386. PMID: 27109507; PMCID: PMC4843001.


Quelle: www.dgps.de

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