Dienstag, April 16, 2024

Erhöhte Harnsäure-Werte als Risiko für Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall

Erhöhte Harnsäure-Werte sind ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Schlaganfall.

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler mehrere Studien durchgeführt, die zeigen sollten, dass erhöhte Harnsäure-Werte im Blut – eine Hyperurikämie – nicht nur Ursache von Gichtanfällen ist. Im Blickpunkt stand hingegen ein möglicher Zusammenhang von Herz-Kreislauf und der Harnsäure. Denn vermutlich scheint ein Zuviel an Harnsäure auch ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Herzinsuffizienz sowie Schlaganfall zu bringen.

Die sogenannte Hyperurikämie – die erhöhte Harnsäure-Werte im Blut fachlich bezeichnet – gilt nach wie vor als ein unterschätztes Risiko. Es ergaben mittlerweile zahlreiche Studien, dass die Sterblichkeit mit der Konzentration der Harnsäure im Blut assoziiert ist. Das ist ein deutlicher Hinweis ist.

Zum Zusammenhang erhöhter Harnsäure-Werte und einem größeren Risiko für Herzinfarkt, Herzinsuffizienz sowie für Schlaganfall gibt es mittlerweile zahlreiche Untersuchungen. Die Evidenz ist mittlerweile immer eindeutiger, dass hier eben ein kausaler Zusammenhang besteht. Denn Harnsäure als ein Endprodukt des Purinstoffwechsels bei Menschen wirkt als Antioxidans und macht 50% der gesamten Antioxidationskapazität biologischer Flüssigkeiten beim Menschen aus. Die Harnsäure fördert oxidativen Stress und ist über diesen Mechanismus an der Pathophysiologie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt.

 

Senkung der Harnsäure bei Herzinsuffizienz

So konnten beispielsweise Untersuchungen zeigen, dass bei Patienten mit Herzinsuffizienz die Aktivität des Enzyms Xanthinoxidase, das für die Produktion von Harnsäure im Organismus erforderlich ist, gesteigert ist. Xanthinoxidase dürfte auch einen Einfluss auf die Gefäßfunktion haben. In einer kleinen Studie führte eine Harnsäure-Senkung mit Allopurinol zu einer Verbesserung der Endothelfunktion führt. Was allerdings fehlt, sind gute Studien mit klinischen Endpunkten und adäquater Power, kritisieren Experten.

Die einzige randomisierte, kontrollierte Studie, die einen Einfluss der Harnsäure-Senkung auf die Entwicklung einer Herzinsuffizienz zu zeigen versuchte, verlief aber negativ. Allerdings hat eine posthoc-Analyse gezeigt, dass Patienten mit erhöhten Harnsäure-Werten und gutem Ansprechen auf die Harnsäure senkende Therapie auch kardiologisch von dieser profitierten. Auch Kohortenstudien legen eine günstige Wirkung einer Senkung der Harnsäure auf die Herzinsuffizienz nahe.

Jedenfalls erwähnt die Leitlinie zur Herzinsuffizienz die Assoziation von Harnsäure und erhöhtem Risiko. Allerdings betont sie auch, dass es aus kardiologischer Sicht keine Evidenz zu Nutzen und Risiken einer medikamentösen Harnsäure-Senkung gibt. Unbestritten indiziert ist hingegen die Harnsäure-Senkung bei Patienten mit Gicht. Schließlich sollen neue Studien hierzu Klarheit schaffen.


Literatur:

Ndrepepa G. Uric acid and cardiovascular disease. Clin Chim Acta. 2018 Sep;484:150-163. doi: 10.1016/j.cca.2018.05.046. Epub 2018 May 24. PMID: 29803897.

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Quelle: Unterschätzter Risiko-Faktor Harnsäure. Pressetext DGK 10/2016. www.dgk.org

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