Dienstag, April 23, 2024

Rekanalisation chronischer Koronarverschlüsse bei Übergewicht

Die Rekanalisation komplexer Läsionen, wie chronische Koronarverschlüsse, kann bei Patienten mit Übergewicht erfolgreich durchgeführt werden.

Ein chronischer Verschluss eines Koronargefäßes (CTO = chronic total occlusion) wird bei bis zu 20% jeder diagnostischen Herzkatheteruntersuchung nachgewiesen. Die Rekanalisation dieser Läsionen bleibt eine Herausforderung in der interventionellen Kardiologie.

20% der diagnostischen Herzkatheteruntersuchungen weisen einen chronischen Verschluss eines Koronargefäßes (CTO = chronic total occlusion) nachg. Die Rekanalisation dieser Läsionen bleibt eine Herausforderung in der interventionellen Kardiologie. Aufgrund neuer Techniken wie der retrograden Rekanalisationstechnik und neuer Materialien wie innovativer Interventionsdrähte und Entwicklung spezieller Mikrokatheter kann in erfahrenen Zentren eine Rekanalisationsrate von mehr als 90% erreicht werden. Wenn Angina Pectoris Beschwerden bestehen sowie Viabilität und/oder Ischämie von mehr als 10% des betroffenen Myokardareals nachgewiesen werden kann, so ist eine Revaskularisation anzustreben auch bei Vorliegen einer Kollateralenversorgung.

Übergewicht ist ein etablierter Teil des kardiovaskulären Risikoprofils. Es ist, mit seinen assoziierten Risikofaktoren, dem arteriellen Bluthochdruck, Diabetes Mellitus und Dyslipidämie, vergesellschaftet mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität.

 

Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und den intrahospitalen Ergebnissen nach Rekanalisation einer CTO untersucht

Wissenschaftler untersuchten unlängst in einer retrospektiven Studie den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI) und intrahospitalen Ergebnissen nach Rekanalisation einer CTO. Zwischen 2012 und 2018 schlossen sie 600 Patienten in die Untersuchung ein. Antegrade und retrograde Rekanalisationstechniken wurden ebenso verwendet wie eine kontrallaterale Injektion zur Darstellung der Kollateralenversorgung.

Der BMI wurde gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO = World Health Organisation) berechnet und die Patientenkohorte wurde in vier Gruppen unterteilt: in normgewichtige Patienten (18.5-24.9 kg/m²), übergewichtige Patienten (25-29.9 kg/m²), adipöse Patienten (30-34.9 kg/m²) und sehr adipöse Patienten (≥35 kg/m²). Die Mehrheit der Patienten war männlich (84,6%), und das Durchschnittsalter betrug 62 Jahre. Von den 600 Patienten hatten 77 (15,2%) ein normales Gewicht, 286 (56,3%) waren übergewichtig, 106 (20,9%) adipös und 39 (7,7%) sehr adipös (Abb.1).

Die Prävalenz der meisten kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes Mellitus, arterieller Hypertonus und familiäre Veranlagung für eine koronare Herzerkrankung (KHK) nahm parallel zu steigenden BMI-Kategorien zu. Der J-CTO-Score, welcher die Komplexität der Koronarläsion beschreibt und u.a. die Länge des Verschlusses, die Morphologie der proximalen Verschlusskappe und die Kalzifikation des Verschlusses umfasst, war in allen BMI-Kategorien vergleichbar.

 

Längere Untersuchungs- und Durchleuchtungszeiten bei erhöhtem BMI

Die Menge an Kontrastmitteln und die Durchleuchtungszeit stiegen tendenziell zu steigenden BMI Kategorien. Während die Strahlendosis bei erhöhten BMI-Kategorien signifikant anstieg, ohne allerdings akute strahleninduzierte Hautläsion hervorzurufen. Normalgewichtige Patienten hatten im Vergleich zu adipösen Patienten eine kürzere Untersuchungszeit. Wobei die Erfolgsraten in allen BMI-Kategorien ähnlich waren (Abb. 2).

Intrahospitale Komplikationen waren selten und zeigten keinen statistisch signifikanten Unterschied. Dabei umfassten sie meist vaskuläre Komplikationen wie ein lokales Hämatom an der Punktionsstelle sowie eine Perikard-Amponade. Wobei hier einer Perikard-Punktion und ohne weitere Folgen erfolgreich war. Letztlich beobachteten die Wissenschaftler keine schweren Komplikationen wie periprozedural Tod sowie ST-Hebungsinfarkt.

Schließlich zeigt diese retrospektive Analyse, dass bei Patienten mit Übergewicht, unabhängig vom Grad des Übergewichts, eine erfolgreiche Rekanalisation komplexer Läsionen, wie einer CTO, durchgeführt werden können. Allerdings muss man das Problem der längeren Untersuchungs- und Durchleuchtungszeiten sowie einer erhöhten Strahlendosis bedenken.

Quelle:

Pressetext DGK 10/2018 – Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK), www.dgk.org

Related Articles

Aktuell

Hülsenfrüchte liefern hochwertiges Eiweiß und qualitativ gute Fette

Hülsenfrüchte sind gesunde Energielieferanten und haben mit ihrem hochwertigen Eiweiß und guten Fetten einen großen Nutzen für die Ernährung. Hülsenfrüchte, einschließlich Linsen, Erbsen und Bohnen,...
- Advertisement -

Latest Articles

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...