Samstag, September 7, 2024

Parodontitis bei Herz-Kreislauf-Patienten

Wenn Herz-Kreislauf-Patienten an einer Parodontitis leiden, ist meist eine lokale Antibiotika-Behandlung ausreichend für die Therapie.

Parodontitis – auch Parodontose genannt – ist eine weit verbreitete Zivilisationskrankheit, wobei in Mitteleuropa fast jeder zweite Mensch darunter leidet. Das Suffix „-itis“ bezeichnet in der Medizin allgemein Entzündungen. Verschleißerscheinungen enden dagegen auf „-ose“ – Beispiel Arthrose. Parodontose galt bis Mitte des letzten Jahrhunderts als ganz normale Alterserscheinung. Erst später erkannte man, dass der Zahnverlust durch chronische Entzündungen hervorgerufen wird, die sich durchaus bekämpfen lassen.

Parodontitis handelt sich um eine Entzündung des Zahnhalteapparates, die durch bakterielle Beläge, die sich zwischen Zahn und Zahnfleisch ansammeln, entsteht. Wird die Parodontitis nicht ausreichend therapiert, führt die Erkrankung langfristig zu Knochenabbau und in letzter Konsequenz zu Zahnausfall. Die oft chronischen Entzündungen von Zahnfleisch und Kiefer bei Parodontitis vergrößern das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall beträchtlich, wobei die Ursachen dafür noch eingermaßen ungeklärt sind.

Die Gesamtmenge der im Mund befindlichen Bakterien ist bei Herz-Kreislauf-Patienten signifikant höher als bei gleichaltrigen Kontrollgruppen. Die Rolle von chronischen Infektionen jeder Art als Trigger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bereits hinlänglich bekannt. Beispielsweise wies die interdisziplinäre Coronary Event and ­Periodontal Disease (CORODONT)-Studie der Universität Ulm nach, dass die Gesamtbelastung mit Parodontose-Keimen und vor allem die Menge an Actinobacillus-actinomycetemcomitans in der Zahnfleischtasche signifikant mit koronaren Herzkrankheiten assoziiert sind; ein Zusammenhang des Erkrankungsrisikos mit der Taschentiefe konnte hingegen nicht nachgewiesen werden.

 

Antibiotika bei Parodontitis

Die interdisziplinäre Coronary Event and ­Periodontal Disease (CORODONT)-Studie der Universität Ulm wies im Jahr 2009 nach, dass die Gesamtbelastung mit Parodontitis­keimen und vor allem die Menge an Actinobacillus-actinomycetemcomitans in der Zahnfleischtasche signifikant mit koronaren Herzkrankheiten assoziiert sind; ein Zusammenhang des Erkrankungsrisikos mit der Taschentiefe konnte hingegen nicht nachgewiesen werden. Wurde bis dahin davon ausgegangen, dass Antibiotika bei Parodontitis systemisch verabreicht werden müssen, gilt seitdem, dass auch lokale Gaben (Instillationen) von Antibiotika zielführend sind.

Ob grundsätzlich eine zahnärztliche Behandlung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern kann, ist allerdings nicht abschließend geklärt – dazu fehlen dementsprechende Studien, auch ob die Parodontitis als Risikofaktor oder Risikoindikator angesehen werden sollte. Grundsätzlich sollten Patienten mit moderater, schwerer oder therapieresistenter Parodontitis von Hausärzten und Zahnärzten über das erhöhte Herz-Kreislauferkrankungsrisiko informiert werden.

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