Dienstag, April 16, 2024

Frühe Diagnose Ovarialkarzinom verbessert die Überlebensrate

Welch große Bedeutung die frühe Diagnose Ovarialkarzinom hat, unterstreicht die 5-Jahres-Überlebensrate dieser gynäkologischen Krebserkrankung.

Die meisten Krebsarten treten mit steigendem Alter häufiger auf. Unter dem Strich ist Krebs die zweithäufigste Todesursache bei älteren Erwachsenen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei könnte man viele häufige Krebsarten bei älteren Erwachsenen verhindern, wenn man sie frühzeitig erkennen und wirksam behandeln könnte. Im Grunde genommen ist es entscheidend, dass man fortgeschrittenen Krebs verhindern kann. Wichtig ist auch die mit der Krebsbehandlung verbundenen Beschwerden und Behinderungen zu verringern. Das gilt beispielsweise neben Lungen-, Darm-, Blasen- und Nierenkrebs sowie Brust-, Prostata-, Gebärmutterhals- und Endometriumkrebs auch für die Prävention und Frühe Diagnose Ovarialkarzinom, um schließlich auch die Überlebensrate zu verbessern.

 

Diagnose Ovarialkarzinom

Das Ovarialkarzinom – Eierstockkrebs – ist ein stiller Krebs, dessen Überlebensrate hauptsächlich durch die frühe Diagnose zu verbessern ist. Die Entdeckung zuverlässiger Biomarker für Eierstockkrebs spielt eine entscheidende Rolle beim Krankheitsmanagement und hat einen starken Einfluss auf die Prognose und das Überleben der Patientin.

Obwohl das tumorassoziierte Antigen CA 125 CA125 viele Einschränkungen aufweist, ist es ein klassischer Biomarker für Eierstockkrebs. Wobei die Forschung unter Verwendung proteomischer oder metabolomischer Methoden Schwierigkeiten hat, alternative Biomarker zu finden.

Die größte Bedeutung hat nach wie vor die Verwendung (und Entdeckung) von Biomarkern und eben die frühe Diagnose Overialkarzinom, da sich nur so die Überlebensrate verbessern lässt.

 

Ursachen und Häufigkeit

Das Ovarialkarzinom stellt die zweithäufigste Todesursache unter den ­gynäkologischen Karzinomen dar. Jährlich werden 20–30 Neuerkrankungen pro 100.000 Frauen registriert; der Altersgipfel liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Am häufigsten (70%) tritt das epitheliale Ovarialkarzinom auf (Tabelle 1).

Ovarial­karzinom Tabelle 1
Ovarial­karzinom Tabelle 1

Ätiologisch gelten jene als protektive Faktoren, welche die Zahl der Ovulationen im Leben der Frau reduzieren. Dazu gehören orale Kontrazeptiva, eine späte Menarche oder eine frühe Menopause sowie häufige Schwangerschaften mit langen Phasen der Laktation. Eine Hormonersatztherapie im Klimakterium kann möglicherweise zu einer erhöhten Inzidenz des Ovarialkarzinoms führen – die Datenlage ­dazu ist jedoch widersprüchlich.

Anamnestisch wird eine tumorbedingte Größenänderung der Ovarien häufig erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt – es gibt keine typischen Frühsymptome. Sehr oft ist es erst der Aszites – das Bauchwasser – oder eine Einschränkung der Darmfunktion, warum die Patientin zum Arzt geht und damit zur Diagnose führt.

 

Diagnostik bei Ovarialkarzinom: keine befriedigende Screeningmöglichkeit

Das tumorassoziierte Antigen CA 125 als wichtigster ­Serum­parameter zum Nachweis des Ovarialkarzinoms ist bei mehr als 80% der Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium zwar erhöht, in den frühen Stadien finden sich diese erhöhten Werte allerdings nur in ca. 50% aller Fälle.

Dafür werden häufig falsch positive Werte bei benignen Adnextumoren, Endo­me­triose, genitalen oder peri­tonea­len Infektionen, Uterus myoma­tosus, Schwangerschaft, Leber­erkran­kungen oder Nikotin­abusus gemessen.

Eine zusätzliche Dopplersonographie kann bei unklaren Fällen ebenfalls diagnoseerweiternd sein (Vaskularisation in papillären oder soliden Arealen); eine ergänzende Magnetresonanz­tomographie und/oder Com­putertomographie führt in der Regel zu keiner Verbesserung der Diagnostik (Tabelle 2).

Ovarialkarzinom Tabelle 2
Ovarialkarzinom Tabelle 2

 

Bedeutung der frühen Diagnose Ovarialkarzinom für die Überlebensrate

Die Bedeutung der frühen Diagnose Ovarialkarzinom unterstreicht die 5-Jahres-Überlebensrate. Denn die kann beispielsweise im Stadium Ia bei über 90% liegen. Allerdings sinkt sie im Stadium III, das bei zwei Drittel der erstdiagnostizierten Patientinnen vorliegt, bereits auf rund 30%. Im Stadium IV liegt die 5-Jahres Überlebensrate beim Ovarialkarzinom nur noch bei 10%.

Ein Grund für diese schlechte Prognose ist neben dem raschen Wachstum die Tatsache, dass das Tumorwachstum sehr häufig gleichzeitig an beiden Ovarien sowie im gesamten Peritonealraum beginnt. Neben dem Stadium ist vor allem der postoperativ zurückbleibende Tumorrest einer der wichtigsten Prognosefaktoren.

Der gut geplanten und optimal ausgeführten Operation im multidisziplinären Team kommt daher besondere Bedeutung zu. Daher sollte man Patientinnen mit der Diagnose Ovarialkarzinom nur noch in den entsprechenden Zentren operieren.

Der Überlebensbenefit für die Patientin ist bei Eingriffen durch gynäkologisch-onkologisch erfahrene Operateure durch zahlreiche Studien gesichert. Weitere klinische und tumorbiologisch ungünstige Prognosefaktoren sind:

  • schlechter prä- und postoperativer Allgemeinzustand (Karnofsky-Index),
  • histologisches Grading,
  • höheres Alter und
  • Vorhandensein von retroperitoneal befallenen Lymphknoten.

Faktoren wie Ploidiestatus, Amplifikation oder Überexpression des Her-2-neu-Onkogens sowie Hormonrezeptorstatus und Matrixmetalloproteinasen spielen im klinischen Alltag kaum eine Rolle.


Literatur:

Coll PP, Korc-Grodzicki B, Ristau BT, et al. Cancer Prevention and Screening for Older Adults: Part 2. Interventions to Prevent and Screen for Breast, Prostate, Cervical, Ovarian, and Endometrial Cancer [published online ahead of print, 2020 Sep 3]. J Am Geriatr Soc. 2020;10.1111/jgs.16794. doi:10.1111/jgs.16794

Bonifácio VDB. Ovarian Cancer Biomarkers: Moving Forward in Early Detection. Adv Exp Med Biol. 2020;1219:355–363. doi:10.1007/978-3-030-34025-4_18

Barnett R. Ovarian cancer. Lancet. 2016;387(10025):1265. doi:10.1016/s0140-6736(16)30024-1


Quelle: Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Salzer. »State of the Art«: Die Therapie des Ovarialkarzinoms. MEDMIX 3/2007

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