Donnerstag, März 28, 2024

Osteoporose – Vorbeugung und Therapie: mit Vitamin K Knochen schützen

Zur Vorbeugung und Therapie der Osteoporose ist auch das Vitamin K (Vitamin K2) – neben Kalzium und Vitamin D – als Schutz der Knochen und für die Knochendichte sehr wichtig.

Die Volkskrankheit Osteoporose stellt in vielerlei Hinsicht eine enorme Herausforderung dar. Betroffen sind vor allem Frauen nach der Menopause, aber auch Männer. Mehr als die Hälfte aller in Europa lebenden Menschen erleidet im Laufe ihres Lebens zumindest einen osteoporotischen Knochenbruch. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie bereits vor dem Auftreten der ersten Fraktur wäre wünschenswert. Wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre legen nahe, dass Vitamin K als Schutz für die Knochen – neben Kalzium und Vitamin D – eine Schlüsselrolle bei Osteoporose spielen könnte. Unter dem Strich erwarten Experten vor allem, dass Menaquinon-7 (MK-7) als am höchsten bioverfügbare Form von Vitamin K2 die Knochen speziell auch die Knochendichte fördern kann.

 

Osteoporose: häufig lange unerkannt und untertherapiert

Die schleichende Erkrankung, die zu vermehrter Knochenbrüchigkeit führt, wird von Ärzten und Patienten häufig erst spät erkannt. Die Folgen sind fatal und mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Derzeit bekommt allerdings nur jeder fünfte Patient nach einem osteoporotischen Bruch eine adäquate medikamentöse Therapie.

Da eine bereits manifeste Osteoporose nur schwer, wenn überhaupt behandelt werden kann, sollten idealerweise bereits in jungen Jahren alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergriffen werden, um die Entwicklung dieser Erkrankung zu verhindern.

Einen zentralen Stellenwert haben regelmäßige körperliche Aktivität und eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Weiter spielt die Zufuhr von Kalzium und Vitamin D eine wesentliche Rolle in der Vermeidung von Osteoporose, aber auch in der Behandlung von Zuständen, wo Knochen abgebaut wird. Mittlerweile mehren sich auch die Hinweise dafür, dass Vitamin K, speziell K2, in Verbindung mit Vitamin D und Kalzium eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Osteoporose beziehungsweise zur Vorbeugung von Osteoporose spielen kann.

 

Vitamin K

Das fettlösliche Vitamin K kommt in zwei Formen vor. Einerseits als Vitamin K1, das vor allem in grünem Gemüse enthalten ist. Andererseits das Vitamin K2, das vor allem durch Darmbakterien produziert wird und in fermentierten Sojabohnen reichlich vorhanden ist.

Vitamin K entfaltet im Körper jedenfalls mehrere lebenswichtige Funktionen. Am längsten bekannt ist der bedeutende Stellenwert in der Blutgerinnung. Vitamin K ist daran beteiligt, verschiedene Gerinnungsfaktoren (II, VII, IX und X) in ihre aktiven Formen umzuwandeln.

Zudem konnte man positive Effekte von Vitamin K, vor allem Vitamin K2, auf den Knochenstoffwechsel bereits in tierexperimentellen Untersuchungen und einigen Studien am Menschen explizit nachweisen.

Kalzium, der Grundbaustoff der Knochen, wird über die Nahrung im Darm aufgenommen, Vitamin D steuert aktiv die Kalzium-Resorption aus dem Darm ins Blut.

Durch die Aktivierung bestimmter Proteine sorgt dann vor allem Vitamin K2 dafür, dass das in der Blutbahn befindliche Kalzium aktiv in die Knochen eingelagert wird.

Übrigens stellt das Vitamin K2 in der MK-7 (Menaquinon-7) all trans Form die am höchsten bioverfügbare Form des Vitamins K2 mit der längsten Halbwertszeit von 48 bis 72 Stunden dar. Menaquinon-7 erhöht die Knochenmineraldichte und fördert die Knochenqualität und Knochenstärke. Die Kollagenproduktion und damit die Knochenqualität kann durch aus MK-7 umgewandeltes MK-7 oder MK-4 beeinträchtigt werden.

 

Vitamin K zum Schutz der Knochen in der Postmenopause

In einer prospektiven, randomisierten, placebokontrollierten Studie mit 325 postmenopausalen Frauen wurde der Schutzeffekt einer Vitamin-K2-Substitution (45 mg/Tag) für die Knochen über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht (Knapen MHJ et al., Osteoporosis Int 2007;18:963-972). Dabei zeigten sich an der Hüfte relevante Verbesserungen von Knochenmineralkonzentration und Schenkelhalsbreite. Darüber hinaus wurde eine günstige Beeinflussung von Belastungsparametern (Kompressionsstärke, Biegungselastizität und Stoßfestigkeit) am Schenkelhals beobachtet.

In einer doppelblinden, randomisierten placebokontrollierten Studie mit 244 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren wurden positive Effekte von Vitamin-K2-Substitution über drei Jahre nicht nur an der Hüfte, sondern auch an der Wirbelsäule dokumentiert (Knapen MHJ et al., Osteoporos Int 2013;24:2499-2507).

Eine prospektive, randomisierte, einjährige Studie mit 48 osteoporotischen Postmenopause-Patientinnen evaluierte die Effekte von Vitamin-K2-Substitution zusätzlich zur Gabe des Bisphosphonats Alendronat (Hirao M et al., 2008;26:260-264). Diese etablierte Therapieoption gegen Osteoporose hemmt den Knochenabbau, beeinträchtigt allerdings dessen Anbau und Formation. Vitamin K2 bewirkt eine Stimulierung des Knochenanbauparameters Osteocalcin. Dadurch wird vermutlich die durch Alendronat induzierte sekundäre Hemmung des Knochenanbaus umgangen. Unter Vitamin-K2-Gabe wurde eine Zunahme der Knochendichte (insbesondere am Schenkelhals) beobachtet.

 

Knochenschutz und zur Herzkreislauferkrankungen

Unterschiedliche Studien führen zu dem Schluss, dass optimale Konzentrationen von Vitamin K und D sowohl Knochen- als auch Herzkreislauf-Erkrankungen günstig beeinflussen.

Denn das Vitamin K verhindert in synergistischer Wirkung mit Vitamin D die Ablagerung von Kalzium in Weichteilen wie Blutgefäßen und Knorpeln. Es bewirkt – in ähnlicher Weise wie Östrogen –, dass Kalzium wieder in die Knochen zurücktransportiert wird. Und es stellt damit auch einen Schutz vor Arterienverkalkung dar. Dann werden in weiterer Folge die Bildung von Plaques und das Risiko für die Entstehung von Herzinfarkten und Schlaganfällen verringert.

Darüber hinaus scheint Vitamin K indirekt positive Wirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit auszuüben. Möglicherweise könnte es auch Schutzeffekte gegen Brustkrebs oder Leberkrebs haben.

 

Fazit

Daher ist Vitamin K2 ein relativ neuer interessanter Ansatz, als Schutz für die Knochen Osteoporose zu vermeiden beziehungsweise im Frühstadium zu verhindern. Für Erwachsene ist vor allem die tägliche Zufuhr von 90 bis 120 µg Vitamin K2 (in der Form als „MK-7 all trans“*) empfohlen.

Vor allem Frauen in der Postmenopause sollten an eine prophylaktische Vitamin-K2-Substitution denken. Und zwar speziell dann, wenn sie wenig Bewegung machen oder in der Familie bereits Fälle von Osteoporose oder Hüftfrakturen bekannt sind.

Dies ist umso mehr eine vorteilhafte Option, als Vitamin K in therapeutischen Dosen keinerlei Nebenwirkungen besitzt. Darüber hinaus könnte Vitamin K2 bei Vorliegen arteriosklerotischer Veränderungen an den Blutgefäßen sowie bei Männern mit unzureichender Spermienbildung positive Effekte besitzen.

 


Literatur:

Sato T, Inaba N, Yamashita T. MK-7 and Its Effects on Bone Quality and Strength. Nutrients. 2020;12(4):965. Published 2020 Mar 31. doi:10.3390/nu12040965

Knapen MH, Drummen NE, Smit E, Vermeer C, Theuwissen E. Three-year low-dose menaquinone-7 supplementation helps decrease bone loss in healthy postmenopausal women. Osteoporos Int. 2013;24(9):2499-2507. doi:10.1007/s00198-013-2325-6


Quelle:

» Aktuelle Ergebnisse der Osteoporoseforschung: Vitamin K – der neue Knochenschützer?« – Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin

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