Mittwoch, April 24, 2024

Neurorehabilitation in Österreich – gute lange Tradition

Maßnahmen der Neurorehabilitation verbessern die Chancen der Patienten auf vollständige Erholung, wobei hierzu die Neurologie in Österreich sehr gut aufgestellt ist.

Auf dem Gebiet der Neurorehabilitation hat man in Österreich eine internationale Pionierrolle. Wobei der Bedarf an Neurorehabilitation beständig ansteigt. Die akutmedizinische Versorgung nach Schlaganfällen oder Unfällen wird immer besser, immer mehr Patienten überleben. Allerdings benötigen viele Patienten Rehabilitationsmaßnahmen, die ihnen die Rückkehr in ein im Idealfall wieder normales Leben ermöglichen.



Maßnahmen im Rahmen der Neurorehabilitation

Schwerpunkt dieser Neurorehabilitation sind Übungstherapien wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie, neuropsychologisches Training, Sehschule etc. Ziel der Maßnahmen ist die bestmögliche Rückbildung der entstandenen Schäden, oder den Patienten zumindest das Leben mit den entstandenen Defiziten zu erleichtern (Funktions- und Kompensationstraining). Das betrifft Lähmungserscheinungen, Sehstörungen, Störungen der Kognition, der Aufmerksamkeit oder des Verhaltens.

Betroffene sind oft ängstlich, zeigen Depressionen und Störungen des Sozialverhaltens. Um solche Zustandsbilder behandeln zu können, benötigt man auch Medikamente und eine spezialisierte psychologisch-psychotherapeutische Betreuung. Auch das soziale Umfeld der Patienten sollte so weit wie möglich in diesen Prozess eingebunden werden.

Die Neurorehabilitation sollte möglichst früh beginnen, im Fall einer langen Bewusstlosigkeit bereits im Krankenhaus mit speziellen Maßnahmen zur Stimulation. Nach der Frührehabilitation folgt die Phase der klassischen stationären Rehabilitation, die viele Patienten auch nach ihrem Aufenthalt in der Reha-Klinik mit ambulanten Programmen fortsetzen. Dabei kommen auch Mal- oder Kunsttherapien zum Einsatz.

 

Ziele der Neurorehabilitation je nach Art der Erkrankung oder Verletzung und individueller Patienten-Situation

Die Ziele der Neurorehabilitation hängen von der Art der Erkrankung oder Verletzung und von der individuellen Situation des Patienten ab. Bei jungen Menschen geht es nach akuten Ereignissen darum, sie vollständig wiederherzustellen.

Im Idealfall kann man Patienten dorthin zurückbringen, wo sie vor dem Unfall oder vor der Erkrankung gestanden sind, mit möglichst wenig verbleibenden Defiziten. Das gelingt natürlich nicht immer, aber junge, gesunde Menschen haben die besten Chancen, sich beispielsweise von einer Kopfverletzung wieder komplett zu erholen.

Je älter ein Patient und je schwerer die Verletzung oder Schädigung ist, desto ungünstiger die Prognose.



Darüber hinaus trägt auch das soziale Umfeld zu den Heilungschancen bei. Es muss für jeden Patienten ein individueller Plan erstellt und die Prognose individuell betrachtet werden. Dabei helfen auch CT und MRT sowie neurophysiologische Untersuchungen, mit denen festgestellt wird, wie schwer die entstandenen Schäden am Gehirn und Nervensystem sind. „Ausgehend von den Befunden geht es dann darum, das Gesundheitspotential, das diesem Menschen innewohnt, zu erreichen. Neurorehabilitation kann Wochen, Monate, Jahre dauern.

Neben akuten Erkrankungen und Verletzungen betrifft die Neurorehabilitation auch chronische Erkrankungen des Nervensystems wie Epilepsie, MS oder Morbus Parkinson.

 

Neurorehabilitation in Österreich hat lange Tradition

In Österreich hat die Neurorehabilitation eine lange Tradition. Bereits 1951 wurde von der AUVA das erste Querschnittszentrum Europas in Tobelbad eröffnet, das auf Schädel-Hirnverletzungen spezialisierte Zentrum in Wien-Meidling folgte 1967. Die Gesellschaft für Neurorehabilitation wurde 1985 gegründet.

Die Neurologie in Österreich hatte immer großes Interesse an der Rehabilitation. Das Angebot konzentriert sich auf die sogenannte Phase C.

Einen gewissen Mangel gibt es für die Phase B, der Frührehabilitation für schwer geschädigte Patienten.

Weiter bestehen laut Experten Defizite in der poststationären Versorgung. Es gäbe zu wenig ambulante Therapieplätze und Tageskliniken. Hier wäre ein Ausbau wichtig, denn im poststationären Bereich geht es ja gerade auch um Menschen, die zurück ins Arbeitsleben wollen. Im weltweiten Vergleich ist die Neurorehabilitation in Österreich jedoch durchaus gut aufgestellt.




Quelle: Statement zu » Neurorehabilitation in Österreich «. Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Oder, Rehabilitationszentrum Wien-Meidling der AUVA. Österreichische Gesellschaft für Neurorehabilitation

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