Donnerstag, November 6, 2025

Krebsvorsorge durch Darmspiegelung

Durch Krebsvorsorge mittels Darmspiegelung konnten in Deutschland zwischen 2008 bis 2011 mehr als 25.000 Darmkrebs-Todesfälle verhindert werden.

Vermutlich hat die Krebsvorsorge mittels Darmspiegelung in Deutschland in den Jahren 2008 bis 2011 mehr als 25.000 Darmkrebs-Todesfälle verhindert. Das ergab eine Analyse durch Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums. So zeigte sich auch, dass die Darmkrebs-Sterblichkeit bei den 55- bis 79-Jährigen noch um mehr als ein Drittel sinken könnte, wenn alle Personen dieses Alters die Untersuchung in Anspruch nehmen würden. Darmkrebs ist in westlichen Industriestaaten eine der häufigsten Krebsarten, allein in Deutschland sterben jedes Jahr über 25.000 Menschen daran.

Eine Darmspiegelung (Koloskopie) kann Darmkrebs verhindern: Gutartige Veränderungen, aus denen später möglicherweise bösartige Tumoren hervorgehen, können bei dieser Untersuchung direkt entfernt werden. Die Koloskopie kommt als diagnostisches Verfahren zum Einsatz, um beispielsweise einen medizinischen Verdacht abzuklären. Darüber hinaus haben gesetzlich Versicherte ab dem Alter von 55 Jahren im Rahmen der Krebsfrüherkennung einen Anspruch auf Krebsvorsorge durch Darmspiegelung. Jüngere Studien zeigen, dass seit dem Beginn des Screenings im Jahr 2002 die Zahl der Neuerkrankungen bei den über 55-Jährigen rückläufig ist. Wissenschaftler um Hermann Brenner im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ermittelten nun den Einfluss der Koloskopie auf die Zahl der Todesfälle durch Darmkrebs.

Die Epidemiologen berechneten dazu Daten für den Zeitraum von 2008 bis 2011 sowohl für Deutschland als auch für die USA, wo es seit 1998 ebenfalls ein Angebot zur Krebsvorsorge mittels Koloskopie gibt. „In beiden Ländern stehen inzwischen ausreichend hoch qualifizierte Angebote für die Darmspiegelung zur Verfügung“, erklärt Brenner. „Jedoch wird das Potential der Untersuchung bei der Vorsorge noch längst nicht voll ausgeschöpft.“

In Deutschland hatten sich 55 Prozent der 55- bis 79-Jährigen in den vorangegangenen zehn Jahren zur Vorsorge oder zur diagnostischen Abklärung einer Darmspiegelung unterzogen. In den USA waren es bis zu 60 Prozent. „Ohne die Darmspiegelung wären in der betreffenden Altersgruppe etwa 30 Prozent mehr Menschen an Darmkrebs gestorben“, erläutert Brenner. „Wenn zudem tatsächlich alle Personen dieses Alters die Koloskopie in Anspruch genommen hätten, wäre die Zahl der Darmkrebs-Sterbefälle um etwa 37 Prozent niedriger gewesen.“ Für die USA errechneten die Wissenschaftler ähnliche Werte (38,2% für 2008/2009 und 33,6% für 2010/2011).

Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, steigt bis ins hohe Alter kontinuierlich an. Deshalb ist in der Gruppe der 70- bis 79-Jährgen sowohl die Zahl der potentiell vermeidbaren Todesfälle als auch die der tatsächlich durch die Koloskopie vermiedenen Fälle am höchsten. Unter den 55- bis 59-Jährigen hingegen treten zwar deutlich weniger Darmkrebsfälle auf, da aber in dieser Altersgruppe seltener eine Koloskopie durchgeführt wurde (46 Prozent), konnte die Untersuchung hier auch nur etwa jeden vierten Todesfall verhindern.

Hermann Brenner und sein Team konnten bereits im Rahmen früherer Analysen zeigen, dass aufgrund hoher Qualitätsstandards der Schutzeffekt der Krebsvorsorge mittels Koloskopie in Deutschland sehr hoch ist. Seit dem 1. April 2017 können gesetzlich Versicherte nun auch einen neuen immunologischen Test auf verborgenes Blut im Stuhl nutzen, der den herkömmlichen chemischen Test ablöst und das Angebot zur Krebsvorsorge noch einmal deutlich verbessert. „Bei konsequenter Nutzung der Vorsorgeangebote könnten in den nächsten Jahren Zehntausende von Todesfällen an Darmkrebs vermieden werden“, betont Brenner. Dies könne am besten durch ein organisiertes Vorsorgeprogramm mit gezielter Einladung der Anspruchsberechtigten erreicht werden. Die bundesweite Einführung eines solchen Programms wird bereits seit Jahren im Nationalen Krebsplan und im Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz gefordert, steht aber weiterhin noch aus.

Chen C, Stock C, Hoffmeister M, Brenner H, Public health impact of colonoscopy use on colorectal cancer mortality in Germany and the United States, Gastrointestinal Endoscopy (2017), DOI: 10.1016/j.gie.2017.04.005

Latest Articles

Folgt uns auf Facebook!

Fokus Kinder

Behandlung mittels Psychotherapie bei jungen Menschen mit Depression

Psychotherapie wie die kognitive Verhaltenstherapie sollte die erste Behandlung bei jungen Menschen mit Depression sein. Und erst später Medikamente. Laut einer rezenten australischen Studie sollte...
- Advertisement -

Related Articles

Depressionen bei Kindern und im Jugendalter erkennen

Traurigkeit ist häufig ein Anzeichen für Depressionen bei Kindern: Bis zu 2,5 Prozent der Kinder und bis zu 8,3 Prozent im Jugendalter leiden daran,...

Fieber bei Kindern muss man erst senken, wenn das Kind dadurch leidet

Wenn die Temperatur stark steigt, dann hilft das oft gegen Krankheitserreger. Wobei man Fieber bei Kindern nicht senken muss, solange das Kind nicht darunter...

Enuresis – beim Einnässen von Kindern an alles denken

Prinzipiell muss man zwischen der klassischen Enuresis und der nicht organischen und organischen Harninkontinenz unterscheiden. Beim Einnässen von Kindern muss man zwischen erstens der klassischen Enuresis,...