Freitag, April 19, 2024

Kehlkopfkrebs mit Leitlinie optimaler behandeln

Die neue S3-Leitlinie zu Kehlkopfkrebs beziehungsweise dem Larynxkarzinom bildet die Grundlage für eine bessere Entscheidungsfindung bei der Behandlung.

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat erstmals eine interdisziplinäre S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge beim Kehlkopfkrebs beziehungsweise Larynxkarzinom vorgelegt. Die Federführung bei der Erstellung dieser Leitlinie hatte die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.. Schließlich waren an der Entwicklung insgesamt zwanzig Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt.

 

Verbesserte Entscheidungsfindung für die optimale Behandlung bei Kehlkopfkrebs

„Vor allem die Entscheidung über ein an die spezielle Situation angepasstes Therapieverfahren beim Kehlkopfkrebs erfolgt bislang immer noch sehr unterschiedlich“, erklärt Prof. Dr. Friedrich Bootz von der Universitätsklinik Bonn, der Koordinator der Leitlinie. „Die Leitlinie legt die Grundlage für eine verbesserte Entscheidungsfindung über die optimale Behandlung im individuellen Fall.“

 

Kehlkopfkrebs – das Larynxkarzinom

Im Grunde genommen gilt das Larynxkarzinom als die dritthäufigste Krebsart im Kopf-Halsbereich. Dabei tritt es vorwiegend bei Männern auf. Denn diese sind siebenmal häufiger betroffen als Frauen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.

Zu den wesentlichen Risikofaktoren zählen chronischer Alkohol- sowie Tabakkonsum. Verdacht auf das Vorliegen eines Larynxkarzinoms besteht bei länger anhaltenden Veränderungen der Stimme und des Schluckens mit Fremdkörpergefühl.

Mehr als der Hälfte der Tumoren im Kopf-Halsbereich sind zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits lokal fortgeschritten und benötigen interdisziplinär abgestimmte komplexe Therapieverfahren. Die Kombination der einzelnen Therapie-Modalitäten haben zur Entwicklung verschiedener Behandlungsstrategien des Larynxkarzinoms in Abhängigkeit von der Lokalisation und dem Stadium des Tumors geführt. Grundsätzlich empfehlen Experten bei resektablen, also chirurgisch entfernbaren Tumoren die operative Behandlung. Bei fortgeschrittenen Tumoren kann zusätzlich eine adjuvante Radiotherapie sowie Radiochemotherapie hinzugefügt werden.

 

Radiochemotherapie, Radiotherapie, Operation

Bei nicht resektablen Tumoren oder bei Patienten, die keine Operation wünschen kann eine primäre Radiochemotherapie erfolgen gegebenenfalls – bei Therapieversagen- gefolgt von einer Operation. Auch eine Induktionschemotherapie + Operation / Radiotherapie / Radiochemotherapie kann bei fortgeschrittenen Karzinomen eine therapeutische Option sein. Die Leitlinie enthält Empfehlungen zur Auswahl und Durchführung dieser verschiedenen Strategien. Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen (nicht metastasiertem) Larynx-karzinomen ist zum Beispiel das Gesamtüberleben nach primärer Radiochemotherapie statistisch signifikant besser als nach alleiniger Radiotherapie. Deshalb empfiehlt die Leitlinie in diesen Fällen die Radiochemotherapie als Therapiestandard.

 

Betroffene die möglichen Störungen erklären

„Die verschiedenen Behandlungsstrategien beim Kehlkopfkrebs sind jeweils mit spezifischen Vor- und Nachteilen verbunden. Vor Behandlungsbeginn ist es deshalb wichtig, im interdisziplinären Dialog für jeden Patienten das individuell bestmögliche Konzept zu ermitteln. Da mehrere Funktionen, wie Stimmbildung, Schlucken und Atmung beeinträchtigt sein können, müssen den Betroffenen die möglichen Störungen, die nach einem solchen Eingriff entstehen können, detailliert erklärt werden“, betont Prof. Dr. Susanne Singer von der Universitätsmedizin Mainz, die für die Aufarbeitung der wissenschaftlichen Literatur (Evidenzrecherche) dieser Leitlinie verantwortlich war.

Außerdem sollten die Patienten unter Einbeziehung von Logopäden und Patientenbetreuern der Selbsthilfegruppen frühzeitig über die verschiedenen Reha-Möglichkeiten informiert werden. Denn die Patienten profitieren zum Beispiel davon, wenn nach der Therapie das Schlucken so früh wie möglich trainiert wird. Außerdem ist die berufliche Rehabilitation nach Kehlkopfkrebs durch die funktionellen Einschränkungen eine besondere Herausforderung und sollte von Therapiebeginn an bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. „Das setzt auch eine sofortige und langfristige bedarfsorientierte psychoonkologische und psychosoziale Versorgung voraus“, so Singer.

Direkter Zugang zur S3-Leitlinie: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/larynxkarzinom/


Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

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