Freitag, April 19, 2024

Kaltes Wetter bringt höheres Risiko für einen Herzinfarkt (STEMI)

Kaltes Wetter hängt mit höherem Herzinfarkt-Risiko zusammen, dies unterstreicht den großen Einfluss von Umweltfaktoren auf das Auftreten eines STEMI.

Je zehn Grad Celsius Temperaturabfall steigt das Risiko für einen ST-Hebungs-Infarkt – STEMI – um sieben Prozent an, wie unlängst eine kanadische Studie der Universität von Manitoba in Winnipeg unlängst nachweisen konnte. Dazu führten die Forscher zwischen 2009 und 2014 eine retrospektive Analyse aller Patienten mit ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI) durch, die sich dem St. Boniface Hospital in Winnipeg, Manitoba, vorstellten. Dazu verwendete man von Environment Canada die Aufzeichnungen zu Temperatur und Schneefall, um die Beziehung zwischen Wetter und STEMI zu identifizieren. Im Blickpunkt stand auch die tägliche Höchst-, Tiefst- und Durchschnittstemperatur am selben Tag, am Vortag und zwei Tage vor dem Herzinfarkt. Der tägliche Schneefall wurde ähnlich analysiert.

 

STEMI (ST-Hebungsinfarkt) – Herzinfarkt-Art mit der höchsten Sterblichkeit

Der STEMI (ST-Hebungsinfarkt), die Form des Herzinfarktes mit der höchsten Sterblichkeit, wird meist durch einen akuten Riss in Ablagerungen („Plaques“) in einer Koronararterie und dem daraus resultierenden Gefäßverschluss verursacht. Die kandische Studie konnte zeigen, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen den Außentemperaturen und dem STEMI-Risiko gibt. Dieses Risiko kann bis zu zwei Tage vor dem Herzinfarkt vorhergesagt werden, wodurch mehr Kenntnis in der Bevölkerung helfen könnte, ein vorhersehbares saisonales Herzinfarkt-Risiko besser zu begegnen. Auch im Zusammenhang mit Wintersport-Aktivitäten von Risikopatienten und kalten Temperaturen ist diese Erkenntnis wichtig.

 

Kanadische Studie zum ST-Hebungs-Infarkt

Winnipeg, Manitoba, ist übrigens der geografische Mittelpunkt Kanadas und bekannt für seine heißen und trockenen Sommer und besonders kalten Winter. Die Forscher mit der Erstautorin Dr. Shuangbo Liu werteten in einer retrospektiven Analyse die Daten über alle ST-Hebungsinfarkte der vergangenen sechs Jahre aus. Diese wurden mit Wetterdaten korreliert, insbesondere der höchsten, mittleren und niedrigsten Tagestemperatur. Im Beobachtungszeitraum gab es 1.817 STEMI. Die Tageshöchsttemperatur erwies sich als bester prognostischer Faktor. An Tagen mit einer Höchsttemperatur unter 0 Grad Celsius gab es 0,94 STEMI pro Tag, an Tagen mit Höchsttemperaturen über dem Nullpunkt lag die Ereignisrate bei 0,78. Die Tageshöchsttemperaturen der beiden Tage vor dem Infarkt waren ebenso von prognostischer Relevanz. Diese Studienergebnisse belegen den großen Einfluss von Umweltfaktoren auf das Auftreten eines ST-Hebungs-Infarkts. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob spezifische Behandlungsstrategien diese Umweltfaktoren beeinflussen können.


Literatur:

Liu S, Ducas RA, Hiebert B, Koley L, Philipp RK, Tam JW. It’s not just the snow; it’s also the cold. CMAJ. 2017 Apr 10;189(14):E546. doi: 10.1503/cmaj.732931. PMID: 28396335; PMCID: PMC5386852.


Quelle: https://esc365.escardio.org/

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...