Zusammenhang von Johanniskraut und Sonne: aktuelle Daten zeigen kein zusätzliches Risiko für einen Sonnenbrand durch äußerliches Anwenden von Johanniskrautöl.
Johanniskraut wird seit Jahrhunderten für seine stimmungsaufhellende und psychisch ausgleichende Wirkung geschätzt. Weniger bekannt ist die äußerliche Anwendung von Johanniskraut in Form eines öligen Auszugs. Ein solches Johanniskrautöl fördert die Regeneration der Haut und wird unter anderem zur unterstützenden Behandlung von Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen, aber auch bei Sonnenbrand und zur Narbenbehandlung eingesetzt. Unter dem Strich stehen Johanniskraut und Sonne in vielerlei Hinsicht in Zusammenhang.
Johanniskraut und Sonne
Johanniskraut gilt traditionell als Pflanze mit der stärksten Verbindung zur Sonne. Es blüht um die Johanniszeit (24. Juni) und wird, wenn die Sonne am höchsten steht und die Tage am längsten sind, gesammelt und getrocknet. Innerlich angewendet, hebt Johanniskraut die Stimmung, wirkt ausgleichend, beruhigt die Nerven und unterstützt den gesunden Schlaf.
Es gilt daher auch als das „Arnika der Nerven“. Insbesondere bei empfindsamen Menschen ist Johanniskraut hilfreich. Extrakte aus dem Kraut werden als Phytotherapeutika seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde und Erfahrungsmedizin eingesetzt.
Der Johanniskraut-Inhaltsstoff Hypericin soll die Haut allerdings lichtempfindlicher machen und als Nebenwirkung einer innerlichen Anwendung Sonnenbrand ähnliche Reaktionen verursachen. Entgegen bisheriger Warnungen spricht aber nach aktueller Studienlage nichts gegen die äußerliche Anwendung von Johanniskrautöl. Weiter gibt es auch Studien, die keinen negativen Zusammenhang zur innerlichen Anwendung von Johanniskraut herausfanden.
Johanniskraut – pflanzliche Stimmungsaufheller gegen graue Gedanken
Viele Menschen mit Depressionen setzen Johanniskraut ein – der pflanzliche Stimmungsaufheller ist nebenwirkungsarme Alternative. Mehr dazu unter https://medmix.at/johanniskraut-gegen-graue-gedanken/
Johanniskrautöl zur äußerliche Anwendung
Weniger bekannt als die innerliche Gabe bei depressiven Verstimmungen ist die äußerliche Anwendung in Form eines Ölmazerates, auch Rotöl (Hyperici oleum) genannt. Dazu wird das Pflanzenmaterial sechs Wochen lang in einem fetten Pflanzenöl angesetzt.
Johanniskrautöl fördert die Regeneration der oberen Hautschicht und wird zur unterstützenden Pflege von Schnitt- und Schürfwunden, bei Prellungen, Verstauchungen, Sonnenbrand und zur Narbenpflege eingesetzt. Auch in der Pflege von trockener und rissiger Haut hat es sich bewährt.
Kein erhöhtes Risiko für einen Sonnenbrand durch Johanniskrautöl
Immer wieder wird gerade in den Sommermonaten auf die vermeintlich photosensibilisierende Wirkung von Johanniskraut hingewiesen. Danach führt die Verwendung von Johanniskraut-haltigen Produkten wie Johanniskrautöl zu Symptomen wie übermäßigem Sonnenbrand oder einer veränderten Pigmentierung.
Nach aktueller Studienlage gibt es allerdings keine Hinweise auf eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut, wenn Johanniskrautöl als Körperöl äußerlich bei intakter Haut angewendet wird.
In einer Studie zum Thema wurden die photosensibilisierenden Effekte einer Creme mit Johanniskraut und einem Johanniskrautöl vergleichend untersucht. Dabei konnten keine nennenswerten Auswirkungen auf die Lichtempfindlichkeit der Haut festgestellt werden. Generell gilt, wie bei allen Körperpflegeprodukten, dass bei ausgedehnten Sonnenbädern zusätzlicher UV-Schutz nötig ist, um die Hautgesundheit zu erhalten.
Beipackzettel von Arzneien mit Johanniskraut sorgen für Verwirrung
Die Sorge vor gesteigerter Lichtempfindlichkeit der Haut könnte von solchen Arzneimitteln kommen, in denen Johanniskraut als Extrakt und nicht als Öl-Mazerat enthalten ist. Vielfach ist erhöhte Lichtempfindlichkeit dort als seltene Nebenwirkung im Beipackzettel aufgeführt.
Bei den Warnungen zur Photosensibilisierung werden die Pflanze, die daraus hergestellten Produkte und unterschiedlichen Anwendungsformen – innerlich als Nahrungsergänzung oder Arzneimittel, äußerlich als Kosmetikprodukt – oftmals in einen Topf geworfen. Dadurch entsteht beim Anwender völlige Verwirrung.
Die verschiedenen Produktformen enthalten aber unterschiedliche Inhaltsstoffe, die in ihren Wirkweisen und ihrer jeweiligen Anwendungsform individuell betrachtet werden müssen.
Wechselwirkungen von Johanniskraut und Grapefruit
Nahrungsmittel, Obst und Gemüse, sowie Nahrungsergänzungen können zu starken Wechselwirkungen mit Arzneimitteln führen, und zwar besonders Johanniskraut und Grapefruit. Mehr dazu unter https://medmix.at/wechselwirkungen-von-johanniskraut-und-grapefruit/
Literatur:
Wölfle U, Seelinger G, Schempp CM. Topical application of St. John’s wort (Hypericum perforatum). Planta Med. 2014;80(2-3):109‐120. doi:10.1055/s-0033-1351019
Schempp CM, Winghofer B, Müller K, et al. Effect of oral administration of Hypericum perforatum extract (St. John’s Wort) on skin erythema and pigmentation induced by UVB, UVA, visible light and solar simulated radiation. Phytother Res. 2003;17(2):141‐146. doi:10.1002/ptr.1091
Schempp CM, Lüdtke R, Winghofer B, Simon JC. Effect of topical application of Hypericum perforatum extract (St. John’s wort) on skin sensitivity to solar simulated radiation. Photodermatol Photoimmunol Photomed. 2000;16(3):125‐128. doi:10.1034/j.1600-0781.2000.d01-18.x
Tavakoli F, Rafieiolhossaini M, Ravash R, Ebrahimi M. Subject: UV-B radiation and low temperature promoted hypericin biosynthesis in adventitious root culture of Hypericum perforatum [published online ahead of print, 2020 May 18]. Plant Signal Behav. 2020;1764184. doi:10.1080/15592324.2020.1764184