Samstag, November 1, 2025

Ionenstrahlentherapie in der Tumorbehandlung

Eine Gewebe schonende Ionenstrahlentherapie kann in der Tumorbehandlung bei bestimmten Krebsarten zu einem besseren Langzeitüberleben führen.

Eine klassische Photonen-Bestrahlung stellt für sehr viele Krebsarten eine präzise und effektvolle Behandlung dar. Bei einer ungünstigen Lage beziehungsweise wenn der Tumor oder von strahlenempfindlichem Gewebe umgeben ist, kann eine Ionenstrahlentherapie besser geeignet sein, um gesundes Gewebe zu schonen. Denn wie aktuelle klinische Studien zeige, kann die Bestrahlung mit geladenen Ionen in der Tumorbehandlung zu einem besseren Langzeitüberleben führen. Voraussetzung für diese neue Tumorbehandlung sind hochkomplexe und in der Anschaffung sehr teure Strahlentherapieanlagen, auch die Bestrahlungskosten pro Patient liegen höher. Die geringeren Nebenwirkungen und die besseren Langzeitüberlebenszeiten sind allerdings überzeugend.

Strahlentherapie: Photonenstrahlentherapie versus Ionenstrahlentherapie

Die Strahlentherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Tumorbehandlung. Eingesetzt werden moderne therapeutische Röntgengeräte, die ihre Strahlendosis sehr präzise auf die Tumorzellen abgeben und sie zerstören. In der Regel werden dabei Photonen, hochenergetische Röntgenstrahlen, verwendet. Bei der Photonenstrahlentherapie wird allerdings die Energie der Photonen auch auf andere Bereiche im Körper abgegeben: die gesunden Bereiche in der Umgebung des Tumors werden zwangsläufig auch bestrahlt.

Anders verhält es sich bei der Ionenstrahlentherapie: Schwere Ionen geben die Energie erst in einer bestimmten Tiefe im Organismus ab. Dort, wo der Strahl eintritt, wird eine niedrige Dosis frei. Dort wo der Tumor liegt – dem sogenannten „Bragg-Peak“ – wird die höchste Dosis freigesetzt. Das Gewebe, das hinter dem Tumor liegt, bekomme dann, wenn überhaupt, nur noch sehr wenig oder keine Dosis mehr ab.

Ionenstrahlentherapie vor allem für bestimmte Patienten

Von der Ionenstrahlentherapie können vor allem Patienten profitieren, bei denen das Tumorwachstum mit konventioneller Strahlentherapie nicht gestoppt werden kann, weil es technisch unmöglich ist, eine ausreichend hohe Strahlendosis zu verabreichen. Auch bei Geschwüren, die extrem widerstandsfähig gegenüber herkömmlicher Bestrahlung sind oder die von hoch strahlenempfindlichem gesunden Gewebe umschlossen werden, wie beispielsweise Auge, Sehnerv oder Darm, ist die Ionenstrahlentherapie geeignet.

Grundsätzlich ist die Ionenstrahlentherapie eine wegweisende Innovation. Dazu zeigen aktuelle Studienergebnisse für die Tumorbehandlung verschiedener Krebsarten, wie zum Beispiel für Speicheldrüsentumore, oder spezielle Tumore an der Schädelbasis, wie Chordome und Chondrosakome, sehr vielversprechende Wirksamkeit Ergebnisse. In klinischen Studien lag die lokale Tumorkontrollrate nach fünf Jahren bei Chordomen bei 70 Prozent. Nach vier Jahren lag sie bei bösartigen Speicheldrüsentumoren bei 77,5 Prozent und bei Chondrosarkomen bei 89,8 Prozent.

Quelle: Ionenstrahlentherapie: Gesundes Gewebe schonen und schwer zugängliche Tumore zerstören. Professor Dr. med. Jürgen Debus, Universitätsklinikum Heidelberg, DEGRO-PK, Juni 2016

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