Bei einer kleinen Patientengruppe brachte die therapeutische Impfung gegen Lungenkrebs positive Ergebnisse, der Impfstoff ist noch im Frühstadium der klinischen Entwicklung.
Bei der derzeit hoch im Kurs stehenden innovativen Immuntherapie bei Krebserkrankungen geht es um das Lösen jener „Bremsen“, welche das körpereigene Abwehrsystem des Menschen daran hindern, den bösartigen Tumor anzugreifen. Im Rahmen der Forschungen zu Immuntherapien könnten innovative Vakzinierungsansätze zu einer Impfung gegen Lungenkrebs Erfolg versprechen, hieß es am Lungenkrebs-Weltkongress mit rund 6.000 Teilnehmern in Wien (IASLC 17th World Conference on Lung Cancer, 4. bis 7. Dezember).
Impfung gegen Lungenkrebs mit der Krebsvakzine BI 1361849
Es geht dabei um die Krebsvakzine BI 1361849. Die Vakzine umfasst kleine Messenger-RNA-Ketten, welche für sechs Proteine von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen kodieren, die nach der Impfung dann im Körper produziert werden. Das Injizieren der Vakzine soll über die Bildung der Karzinom-Proteine zu einer gesteigerten Immunantwort auf den Tumor führen.
Dr. Alexandros Papachristofilou von der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie in Basel und seine Co-Autoren haben eine frühe Studie mit der Vakzine durchgeführt. Sie erfolgte noch an einem relativ kleinen Kreis von Patienten (26) und sollte vor allem mögliche Nebenwirkungen aufdecken sowie Hinweise auf immunologische Reaktionen auf die Vakzine bei den Geimpften geben. Eine statistische Aussage über eine Wirkung lässt sich aus solchen frühen Studien nicht ableiten.
Die Kranken erhielten zwei Impfstoff-Dosen vor einer geplanten Strahlentherapie. Danach wurden die Impfungen wiederholt, gleichzeitig erhielten viele der Patienten (17 insgesamt) eine Chemotherapie (Pemetrexed, 15 Patienten) oder eine zielgerichtete Therapie (Tyrosinkinase-Hemmer, 2 Patienten).
Das erste Ergebnis: Die meisten Patienten registrierten bloß geringe Nebenwirkungen auf die Vakzine, zum Beispiel Rötungen an der Impfstelle und grippe-ähnliche Symptome. Bei zwei der Geimpften kam es zu Abgeschlagenheit oder Fieberzacken.
„Bei einem Erkrankten kam es zu einem partiellen Rückgang der Erkrankung. Er erhielt auch Pemetrexed. Bei 13 von 25 Patienten stabilisierte sich die Erkrankung, wobei bei zwei Betroffenen eine bemerkenswert lange Stabilisierung von 72 bzw. 54 Wochen Dauer auftrat“, betonte Dr. Papachristofilou.
Eine „Krebsimpfung“, welche ja das Immunsystem gegen das Lungenkarzinom anheizen sollte, müsste eigentlich auch außerhalb des Wirkungsfeldes einer lokal effektiven Strahlentherapie eine Auswirkung haben. Anhaltspunkte für einen solchen Effekt wurden bei sieben Patienten beobachtet. Man konnte bei der Mehrzahl der Geimpften eine Immunantwort messen. Wegen der geringen Anzahl behandelter Patienten sind Schlussfolgerungen zur klinischen Wirksamkeit noch schwierig, aber der Impfstoff wurde in dieser Studie gut vertragen und löste bei der Mehrzahl der Patienten Immunantworten in Kombination mit Strahlentherapie, Pemetrexed oder Tyrosinkinase Hemmern aus, stellten die Experten abschließend fest.
Quelle:
IASLC-WCLC Abstract Alexandros Papachristofilou et al. Final Phase Ib Results of RNActive® Cancer Vaccine BI 1361849 and Local Radiation as Maintenance Therapy for Stage IV NSCLC.