Freitag, März 29, 2024

Impfstoffe zur Influenza-Impfung 2018

Kurzer Überblick über die zur Verfügung stehenden Impfstoffe zur Influenza-Impfung für die kommende Saison 2018 sowie die wichtigsten Neuerungen.

Die Influenza-Impfung steht jedes Jahr zum Schutz vor Influenzavirus-Infektionen zur Verfügung. Während der Wintermonate zählt das Influenzavirus zu den häufigsten Erregern von Infektionen des Respirationstraktes. Alljährlich erkranken ca. 5-10% der Erwachsenen und 10-20% der Kinder an Influenza. Zum Schutz vor Influenzavirus-Infektionen steht auch für die kommende Saison wieder verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

 

Lebend- und Tot-Impfstoffe für die Influenza-Impfung

Generell stehen zur Influenza-Impfung Lebend- und Tot-Impfstoffe zur Verfügung. Der Influenza Lebendimpfstoff besteht aus vermehrungsfähigen, stark abgeschwächten Influenzaviren und wird intranasal verabreicht. Dadurch entwickelt sich bereits lokal in der Nasenschleimhaut eine umfassende Immunantwort mit Antikörpern und spezifischen Abwehrzellen. Der Impfstoff ist für Kinder zwischen 2 und 18 Jahren zugelassen und bietet den Vorteil, dass bereits nach den ersten Impfungen eine breite Immunität induziert wird.

Influenza-Tot-Impfstoffe enthalten inaktivierte, nicht vermehrungsfähige Viren bzw. Virusbestandteile. Dazu zählen Spalt-Impfstoffe, die sämtliche Virusproteine (Hüll – und Nukleokapsidproteine) enthalten, und Subunit- Impfstoffe, die nur aus den hochgereinigten Hüllproteinen, dem Hämagglutinin und der Neuraminidase, bestehen, welche für die Bildung schützender Antikörper wichtig sind. Sie besitzen, verglichen zu den Spaltimpfstoffen, ein noch geringeres Nebenwirkungsprofil.

Adjuvierte Influenza-Impfstoffe (sog. Adsorbatimpfstoffe) sind eine weitere Gruppe von Subunit Impstoffen, deren immunogene Wirkung durch Adjuvantien verstärkt wird. Dies führt zur Bildung hoher Influenzvirus-spezifischer Antikörperspiegel und ist daher vor allem für ältere Personen von großem Vorteil. Alle Influenzaimpfstoffe enthalten immer die jährlich von der WHO empfohlenen Influenza-Impfvirusstämme. Das sind jeweils Vertreter der beiden Influenza A Virus-Subtypen A(H1N1)pdm09 und A(H3N2) und Vertreter von einer oder beiden genetischen Linien der Influenza B Viren (Yamagata-Linie und Victoria-Linie).

Trivalente Impfstoffe enthalten die beiden Influenza A Subtypen A(H1N1)pdm09 und A(H3N2) sowie heuer den Influenza B Stamm der Victoria Linie, die tetravalenten Impfstoffe enthalten alle vier empfohlenen Influenzavirus Stämme. In Österreich stehen heuer somit folgende Impfstoffarten zur Verfügung:

  • tetravalente Lebend-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 18 Jahren
  • tetravalente inaktivierte Influenza-Vakzine als generell empfohlene Impfstoffe und
  • trivalente adjuvierte Influenza-Impfstoffe für über 65jährige, chronisch Kranke und stark Immunsupprimierte
  • auch trivalente inaktivierte Influenza-Vakzine stehen zur Verfügung, es sollte aber berücksichtigt werden, dass diese Influenza B Viren der Yamagata-Linie nicht abdecken und daher sollte auf die entsprechende epidemische Situation der zirkulierenden Influenza-Viren geachtet werden. Generell ist den tetravalenten inaktivierten Impfstoffen der Vorzug zu geben.

 

Neuerungen für chronisch Kranke und Immunsupprimierte

Wesentliche Neuerungen betreffen heuer die Impfempfehlungen für chronisch Kranke und Immunsupprimierte: Für diese Patienten wird empfohlen, sequenziell zu impfen, d.h. zunächst mit dem trivalenten adjuvierten Impfstoff und in einem Abstand von mindestens 4 Wochen zusätzlich ein weiteres Mal mit einem nicht adjuvierten, inaktivierten Impfstoff.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass durch den trivalenten adjuvierten Impfstoff hohe Antikörperspiegel induziert werden, und die Immunität durch die nachfolgende Gabe mit einem nicht adjuvierten inaktivierten Impfstoff geboostert wird.

Für ältere Personen ab 65 Jahren wird der trivalente adjuvierte Impfstoff empfohlen. Ist jedoch mit dem Auftreten des Influenza B Stammes zu rechnen, der nur durch die tetravalente Impfung abgedeckt wird, so wird ergänzend oder von vornherein eine Impfung mit dem tetravalenten Impfstoff empfohlen. Für die Auswahl des anzuwendenden Influenzaimpfstoffes sollten auch die persönlichen Lebensumstände mit berücksichtigt werden: bei Personen mit viel Kontakt zu kleinen (ungeimpften) Kindern (jene Altersgruppe mit der höchsten Inzidenz an Influenza B Virusinfektionen) ist der Vorteil des tetravalenten Impfstoffes überwiegend.

Als Ergänzung zu den bisherigen Empfehlungen wird für die Impfung von Kindern zwischen 6 Monaten und 2 Jahren der tetravalente inaktivierte Impfstoff empfohlen. Dieser wird bei Erstimpfung (noch nie zuvor gegen Influenza geimpft) oder wenn das Kind bisher erst eine einzige Influenza-Impfung erhalten hat 2-malig im Abstand von mindestens 4 Wochen verabreicht. Kinder erhalten die volle Impfdosis, eine Halbierung der Erwachsenendosis wie bisher, wird nicht mehr empfohlen.

Kindern und Jugendlichen zwischen 2 und 18 Jahren wird bei Erstimpfung der nasale Lebendimpfstoff empfohlen, da durch den abgeschwächten Lebend- Impfstoff eine umfassende Immunität und ein besseres immunologisches Priming erzielt wird. Dieser wird bis zum vollendeten 8. Lebensjahr bei Erstimpfung oder wenn das Kind bisher nur eine einzige Influenza-Impfung erhalten hat, 2-malig im Abstand von mindestens 4 Wochen verabreicht. Ist dieser nicht verfügbar, so sollte der tetravalente, inaktivierte Impfstoff verwendet werden. Dieser wird bis zum vollendeten 9. Lebensjahr bei Erstimpfung oder wenn das Kind bisher nur eine einzige Influenza-Impfung erhalten hat, 2-malig im Abstand von mindestens 4 Wochen verabreicht.

Für alle anderen Personen (Erwachsene bis 65 Jahre) wird die Impfung mit dem tetravalenten inaktivierten Impfstoff (Subunit- oder Spalt-Impfstoff) empfohlen.

Eine Vorhersage, wie schwer die kommende Grippewelle ausfallen wird oder welches Virus in der nächsten Saison dominieren wird, ist nicht möglich. Fest steht, dass die nächste Grippewelle kommt. Der ideale Zeitpunkt für eine Influenza-Impfung ist gegen Ende Oktober, eine Grippeimpfung kann aber auch zu jedem späteren Zeitpunkt noch verabreicht werden, auch wenn die Grippewelle bereits begonnen hat.

Weitere Informationen:

https://www.sozialministerium.at/site/Gesundheit/ Krankheiten_und_Impfen/Impfen/
Empfehlung_Influenza_Impfung_Grippeimp fung_Saison_2018_2019).

Informationen darüber, welche Influenzaviren zirkulieren sowie weitere Informationen zur aktuellen epidemiologischen Situation bezüglich Influenza, sind ab Kalenderwoche 44 wöchentlich online auf www.influenza.at zu finden.


 

logo-virusepidemiologische-informationenQuelle:

VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR. 20 / 18-4.

Priv.-Doz. Dr. Monika Redlberger-Fritz. Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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