Freitag, März 29, 2024

Herzschrittmacher und Risikofaktoren

Die Menschen werden immer älter, damit steigt auch der Anteil an Patienten, die mit einem Herzschrittmacher versorgt werden müssen.

Bei Herzschrittmacher-Patienten sind männliches Geschlecht, höheres Alter bei der Schrittmacher-Implantation, Herzschwäche und Diabetes unabhängige Risikofaktoren für die Sterblichkeit, zeigt eine Studie der MedUniWien, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München vorgestellt wurde. Die Studie will die Patientinnen und Patienten identifizieren, die von häufigeren Nachkontrollen, niederschwelliger Überweisung an Spezialisten und aggressiverer Therapie von vorhandenen Risikofaktoren besonders profitieren.

 

Welche Patienten einen Herzschrittmacher brauchen

Bei Patienten mit einem Herzschrittmacher sind männliches Geschlecht, höheres Alter bei der Implantation des Schrittmachers, Herzschwäche und Diabetes unabhängige Risikofaktoren für die Sterblichkeit.

Im Gegensatz dazu verlängert eine Hyperlipidämie mit einem hohen Cholesterinspiegel das Leben von Herzschrittmacher-Patienten. Vermutet wird, dass der Grund dafür die regelmäßigen Besuche beim Arzt und eine effektive Vorsorge von kardiovaskulären Krankheiten ist.

Die unterschiedlichen Gründe für die Herzschrittmacher-Implantation, Herzinfarkt in der Patientengeschichte oder hohe Blutdruckwerte haben keinen Einfluss auf das Überleben. Dr. Martin Riesenhuber, Kardiologe in wissenschaftlicher Tätigkeit an der MedUniWien, stellte diese Studienergebnisse auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München vor.

„Unsere Studie hat den Zweck, unabhängige Risikofaktoren zu finden, die – wenn vorhanden – die Lebenserwartung unserer Patienten beeinflussen“, berichtet Dr. Riesenhuber. „Daraus folgende Konsequenzen könnten sein: häufigere Nachkontrollen, niederschwelligere Überweisung an Spezialisten und aggressivere Therapie von vorhandenen Risikofaktoren.“

Die Studie analysiert die Schrittmacherdaten von 2.939 Herzschrittmacher-Patienten der Kardiologie des AKH Wien, die zwischen den Jahren 2000 und 2015 mindestens eine Schrittmacherkontrolle in der Ambulanz hatten. Sterbedaten kamen von der Statistik Austria, der Nachbeobachtungszeitraum betrug zehn Jahren ab dem Zeitpunkt der ersten Herzschrittmacher-Implantation. Dr. Riesenhuber: „Durch unsere Studienergebnisse können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte Herzschrittmacher-Patienten mit erhöhtem Risiko identifizieren.“

Im untersuchten Patientenkollektiv waren 61,9 Prozent männlich. Frauen bekamen im Median mit 75,6 Jahren einen Herzschrittmacher, Männer mit 72,8 Jahren, also fast drei Jahre früher. Die Verteilung von Ein- und Zweikammerschrittmachern war zwischen Frauen und Männern gleich.

Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, die mit optimierten medikamentösen Therapien nicht behandelt werden können, werden seit Jahrzehnten mit Herzschrittmacher oder ICDs (implantierbarer Kardioverter/Defibrillator) behandelt. Zweikammerschrittmacher haben sich zum Standardmodell in der täglichen Routine entwickelt, da frühere Studien eine Verbesserung der Lebensqualität im Vergleich zu Einkammer-Schrittmacher gezeigt haben. Einkammer-Schrittmacher sind für Patienten mit bradykardem Vorhofflimmern bzw. für spezielle klinische Situationen vorbehalten.

Die Technologie der Schrittmacher entwickelt sich ständig weiter, und so gibt es neben den klassischen Ein- bzw. Zweikammer-Herzschrittmacher neue Modelle mit erweitertem Indikationsspektrum. Dies umfasst CRT Devices (Dreikammer-Schrittmacher) zur Therapie der Herzinsuffizienz, ICDs zur Prävention des plötzlichen Herztodes sowie vollständig kabellose Herzschrittmacher in der Größe eines Fingernagels. „In einer immer älter werdenden Bevölkerung steigt auch der Anteil an Patienten, die mit einem Herzschrittmacher versorgt werden müssen“, so Dr. Riesenhuber. „Diese Punkte rechtfertigt die ständige Überwachung und Analyse von Herzschrittmacher-Patienten.“

Quelle: ESC Abstract Nr. 88004; Riesenhuber et al.: Survival analysis in pacemaker patients: Independent mortality factors in a single-center large-scale study

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