Eribulin wird derzeit bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs eingesetzt, wenn nach mindestens zwei Chemotherapien eine Verschlimmerung eingetreten ist.
Laut EMA-Zulassung ist Eribulin – Handelsname HALAVEN – indiziert für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs, bei denen nach mindestens einer Chemotherapie zur Behandlung einer fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung eine weitere Progression eingetreten ist. Dabei sollten in den voran gegangenen Behandlungen ein Anthrazyklin und ein Taxan entweder als adjuvante Therapie oder im Rahmen der metastasierten Situation enthalten sein. Ein Ausnahme wäre, wenn diese Therapien für die jeweilige Patientin nicht geeignet waren.
Seit April dieses Jahres kann Eribulin auch zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht resezierbarem Liposarkom, die wegen einer fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorerkrankung eine Vorbehandlung mit einer Anthrazyklin enthaltenden Therapie haben.
Eribulin – Tubulin-Inhibitor hemmt Wachstum der Mikrotubuli
Eribulin ist ein Inhibitor der Mikrotubuli-Dynamik und ein strukturell verändertes Analogon des ursprünglich im Meeresschwamm Halichondria okadai isolierten Halichondrin B. Sein Wirkmechanismus unterscheidet sich von anderen Tubulin-Inhibitor-Vertretern.
Eribulin bindet an spezifische Stellen auf den wachsenden, Plus-Enden der Mikrotubuli und hemmt so deren Wachstum. Aktuelle Daten zur Durchblutung von Tumoren weisen darauf hin, dass Eribulin möglicherweise einen Umbau des Tumorgefäßsystems bewirkt, sodass bestimmte sauerstoffarme (hypoxische) Tumorbereiche erneut mit Sauerstoff versorgt werden. Eine hypoxische Tumor-Mikroumgebung hat Auswirkungen auf die Progression und den Verlauf der Tumorerkrankung. Eine Verbesserung der Tumorperfusion kann unter Umständen die Metastasierungsneigung abschwächen.
ONSITE-Studie
Die ONSITE-Studie untersuchte die Sicherheit von Eribulin in der dritten Chemotherapie-Linie bei Frauen mit HER2-negativem metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Brustkrebs (n=59). Der primäre Endpunkt der Studie war die Sicherheit, zu den sekundären Endpunkten gehörten klinische Erfolgsrate, Gesamtüberlebensrate und progressionsfreies Überleben. Die hämatologischen unerwünschten Ereignisse mit Schweregrad 3 oder 4 umfassten febrile Neutropenie (n=; 3; 5 %) und Neutropenie (n=; 10; 17 %). Zu den häufigsten nicht-hämatologischen unerwünschten Ereignissen der Schweregrade 3 oder 4 zählten Alopezie (n=; 3; 5 %), Asthenie (n=; 2; 3 %). Bei 56 % der Patientinnen (n=33) war ein klinischer Erfolg zu beobachten, das mediane progressionsfreie Überleben betrug 4,03 Monate (95%-KI; 3,07-5,93); nach zwanzig Monaten waren noch 74,6 % der Patientinnen am Leben (n=44).
Anwendung
Ein qualifizierter Arzt mit Erfahrung in der fachgerechten Anwendung von zytotoxischen Arzneimitteln muss die HALAVEN-Behandlung beaufsichtigen. Dosierung Die empfohlene Dosis Eribulin als gebrauchsfertige Lösung beträgt 1,23 mg/m2 , die an den Tagen 1 und 8 jedes 21-Tage-Zyklus jeweils über eine Dauer von 2 bis 5 Minuten intravenös gegeben werden sollte.
Zu beachten ist, dass sich die empfohlene Dosis in der EU auf die Base des wirksamen Bestandteils Eribulin bezieht. Die Berechnung der einem Patienten zu verabreichenden individuellen Dosis muss sich auf die Stärke der gebrauchsfertigen Lösung beziehen, die 0,44 mg/ml Eribulin enthält, und auf die Dosisempfehlung von 1,23 mg/m2.
In den zulassungsrelevanten Studien, den entsprechenden Publikationen und in einigen anderen Regionen, wie z. B. in den USA und in der Schweiz, bezieht sich die empfohlene Dosis auf das Salz – dem Eribulinmesilat.
CAVE: Da es zu Übelkeit und Erbrechen kommen kann, sollte eine antiemetische Prophylaxe, einschließlich Kortikosteroiden, in Erwägung gezogen werden.
Quelle und weitere Informationen:
https://www.cancer.gov/publications/dictionaries/cancer-drug?cdrid=257773