Mittwoch, April 24, 2024

Digitalisierung und Telemonitoring bei Diabetes

Im Kampf gegen Diabetes setzt Gesundheitministerin Mag. Beate Hartinger-Klein auf Lösungen zur Digitalisierung und zum Telemonitoring.

Mag. Beate Hartinger-Klein, Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Kosumentenschutz setzt beim Kampf gegen Diabetes auf Digitalisierungslösungen mittels Telemonitoring: „Diabetes mellitus ist eine Krankheit, die nicht nur jene Menschen betrifft, die daran erkrankt sind. Sie betrifft uns alle – auch als Angehörige, Freunde, Bekannte, Kollegen und als Menschen, die im Gesundheitssystem tätig sind. Mit rund 600.000 Diabetes-Patienten in Österreich, sprechen wir von einer schwerwiegenden Volkskrankheit. Es ist mir daher ein besonderes Anliegen, dass die Betroffenen bestmöglich in ihrer Autonomie hinsichtlich des Krankheitsmanagements unterstützt werden. Für ein möglichst einfaches, aber effizientes Selbstmanagement der Krankheit kommt den Patienten die Digitalisierung als zeitgemäße treibende Kraft der Qualitätsverbesserung zu Gute. Durch Informations- und Kommunikationstechnologie wird das Therapie-Selbstmanagement einer Krankheit wie Diabetes optimiert. Telemonitoring unterstützt die Patienten im Alltag und sorgt für eine digitale Vernetzung mit eingebundenen Gesundheitsdienstleistern zu Gunsten einer bestmöglichen Betreuung der Patienten. Auch die Integration von medizintechnischen Geräten für ein besseres Monitoring erleichtert das Selbstmanagement der Krankheit. Um die Standardisierung von Telemonitoring-Lösungen (Messdatenerfassung) voranzutreiben und zu institutionalisieren, haben wir eine Rahmen-Richtlinie[1] veröffentlicht. Physiologische Parameter werden erfasst und unterstützen die Kommunikation zwischen Arzt und Patient.

Best Practice 1: Gesundheitsdialog Diabetes

Ein gut funktionierendes Vorreitermodell hinsichtlich der telemedizinischen Betreuung von Betroffenen ist nach Hartinger-Klein der Gesundheitsdialog Diabetes,  da hier Patienten in der Lage sind, persönliche Diabetesentscheidungen kompetenter als bisher treffen zu können. Das Modell wird von der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB) in Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) umgesetzt. Therapieerfolge, wie beispielsweise durch die Darstellung des direkten Zusammenhangs zwischen Bewegungsverhalten und Gewichtsentwicklung, werden sichtbar gemacht und den Patienten anschaulich kommuniziert, was sich wiederum positiv auf den Lebenswandel auswirkt. Durch Einsatz des Telemonitorings kann auch bei vielen Patienten nachweislich eine Erhöhung der Therapiemitwirkung festgestellt werden. Die Reduzierung der Folgeschäden und eine Verbesserung der Gesamtsituation können als Erfolgsfaktoren verzeichnet werden.

Mittlerweile hat sich der Gesundheitsdialog Diabetes bewährt, wodurch das Pilotprojekt in die Regelversorgung überführt werden konnte und so österreichweit allen VAEB-Versicherten zur Verfügung steht. Derzeit (Status März 2018) nehmen 849 Patienten (675 männlich, 174 weiblich) am Gesundheitsdialog Diabetes teil. Die Betreuung erfolgt durch etwa 100 Ärzte sowie über Mitarbeiter der Gesundheitszentren der VAEB. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer liegt bei 60,5 Jahre. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Projekt wird vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP) evaluiert.

Best Practice 2: DiabCare in Tirol

DiabCare in Tirol ist ein weiteres Beispiel für ein erfolgreiches Digitalisierungsprojekt im Diabetesbereich. Hier werden laufend telemedizinische Maßnahmen zur Optimierung des Diabetes Managements entwickelt und evaluiert. Wichtig ist bei jedem dieser Projekte auch die Berücksichtigung der speziellen regionalen Gegebenheiten. So hat sich DiabCare Ein besonders diffiziles Setting gewählt, da der Bezirk Landeck im Tiroler Oberland als Modellregion bereits eine sehr herausfordernde geografische Gegebenheit bildet.

Vernetzt werden in der Region die einzige spezialisierte Stoffwechselambulanz, niedergelassene Ärzte und andere Health Care Professionals, wie geschulte Diabetes-Pflegefachkräfte, Diabetes-Berater und Diätologen. Daten, die direkt und laufend über eine Handy-APP vom Patienten gesammelt werden, werden regelmäßig in der spezialisierten Stoffwechselambulanz überprüft. Geraten Werte in problematische Bereiche werden die niedergelassenen Betreuer vor Ort informiert um persönlich mit den Betroffenen an einer Verbesserung der Diabeteseinstellung zu arbeiten.

Seit 2016 trägt der Telegesundheitsdienst DiabCare Tirol eingebettet in ein Diabetes-Versorgungsnetzwerk in der Modellregion Landeck damit wesentlich zum Ausbau neuer Technologien (e-Health, Telemedizin, Datennetzwerk zu Diabetes-Epidemiologie und -Versorgungsqualität), insbesondere zur Abstimmung, Vernetzung und Kooperation aller am Versorgungsprozess beteiligten Gesundheitsberufe und im Themenfeld tätigen Personen, bei.

Hierbei zeigte sich, dass vor allem bei neuen und schwer einstellbaren Diabetes mellitus Patienten mittels individueller Schulung, regelmäßiger Verlaufsdiagnostik und Feedback eine Verbesserung der Compliance bzw. aktive Therapiemitwirkung des Patienten erreicht werden kann. Die Patientenzufriedenheit konnte gesteigert werden.

Für Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes wird diese Betreuung in der Region Landeck fast schon routinemäßig eingesetzt. DiabCare Tirol wird von den niedergelassenen Ärzten des Versorgungsnetzwerkes hochgeschätzt. Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit den Tirol Kliniken, AIT Austrian Institute of Technology, UMIT und dem Land Tirol.

Das Revolutionäre an diesen Projekten ist, dass diese telemedizinischen Leistungen bereits in den Leistungskatalogen der Versicherungen enthalten sind, die Patienten diese bereits in Anspruch nehmen und die Ärzte mit den Versicherungen abrechnen können.

Große medizinische Fortschritte durch Data Science

Hartinger-Klein sieht neben telemedizinischen Leistungen auch große Möglichkeiten durch Data Science für die Medizin. „Wie wir wissen, führt die Nutzung digitaler Technologien zu immer mehr Datenmengen. Diese sinnvoll zu nutzen, gilt es nun. Denn indem zum Beispiel Strukturen in den Daten entdeckt werden, können Krankheitsverläufe präziser vorher gesagt werden. Stichwort: ‚Machine Learning‘ – selbstlernende Maschinen simulieren menschliche Denkprozesse und können innerhalb von kürzester Zeit von einer unüberschaubaren Menge von Daten zu Erkenntnissen gelangen, für die ein Mensch ein ganzes Leben brauchen würde. Diese hohe Konzentration von Daten bietet eine enorme Chance, Forschungen im Bereich Diabetes besser vorantreiben zu können. Auch wissenschaftliche Empfehlungen für neue Präventions- und Behandlungsstrategien können so treffsicher erarbeitet werden“, erklärt Hartinger-Klein abschließend.

Quelle: Statement Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

Mag.a Beate Hartinger-Klein

Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
[1] Die Telemonitoring Richtlinie steht unter folgendem Link zum Download bereit:

https://www.bmgf.gv.at/home/Rahmenrichtlinie_IT-Infrastruktur-Telemonitoring_Messdatenerfassung

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