Donnerstag, März 28, 2024

Cochlea-Implantat und Hörgeräte gegen Demenz im Alter

Hörgeräte oder ein Cochlea-Implantat können bei älteren Patienten mit Hörstörung bestehende Demenz-Symptome bereits nach sechs Monaten verbessern.

Seit längerem beobachten Forscher, dass Menschen mit Hörstörungen im Alter überproportional häufig an einer Demenz erkranken. Noch ist unklar, welchen Anteil eine Hörstörung für sich allein an kognitiven Einbußen im Alter hat. Sollte dies der Fall sein, dann könnten Hörgeräte oder ein Cochlea-Implantat einen wichtigen Beitrag gegen Demenz im Alter leisten.

 

Hörgeräte gegen Hörstörung und Demenz

Das Hörvermögen nimmt etwa ab Mitte 50 ab. Mit 65 Jahren ist jeder dritte Mensch auf beiden Ohren schwerhörig. Diese Hörstörung führt dazu, dass ältere Menschen im Radio und Fernsehen nicht mehr alles mitbekommen, im Gespräch weniger gut folgen können und daher die Gesellschaft anderer meiden.

Die soziale Isolierung und die fehlenden Anregungen durch die Umwelt könnten langfristig dazu führen, dass Menschen mit Hörstörungen sich geistig nicht mehr so gut entfalten können und deshalb schneller abbauen. Dafür gibt es Hinweise aus Kohortenstudien, in denen schwerhörige Menschen über längere Zeit beobachtet wurden.

In einer Studie zeigte sich, dass das Risiko, langfristig an einer Demenz zu erkranken, bei mittelgradigen Hörstörungen um das dreifache und bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit sogar um das fünffache erhöht war.

Obwohl es hierzu in den letzten Jahren zahlreiche Veröffentlichungen gab, ist ein abschließendes Urteil derzeit noch nicht möglich.

Wenn sich die Vermutung allerdings bestätigen sollte, dann könnte die Behandlung von Hörstörungen einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung einer Demenz im Alter leisten. Das Hörvermögen wäre dann einer der wenigen heute bekannten Risikofaktoren für das Auftreten einer Demenz, die sich auch behandeln ließe. Und weil Hörstörungen häufig sind, könnte dies auch gesellschaftspolitisch eine Relevanz haben.

 

Selbst Patienten mit weit fortgeschrittener Schwerhörigkeit können mit Cochlea-Implantat wieder hören und einer drohenden Demenz entgegenwirken

Eine Hörrehabilitation ist durch Hörgeräte und seit einigen Jahren auch durch sogenannte Cochlea-Implantate möglich. Diese Geräte, die ursprünglich für taube Kinder entwickelt wurden, nehmen den Schall über ein Mikrofon auf und stimulieren dann direkt den Hörnerven.

Auch Menschen, deren Schwerhörigkeit weit fortgeschritten ist, können mit einem Cochlea-Implantat wieder hören.

Erste prospektive Studien deuten darauf hin, dass sich bei einem Teil der älteren Patienten einzelne neurokognitive Fähigkeiten bereits sechs Monate nach der Versorgung mit einem solchen Hörimplantat verbessern.

Für eine abschließende Beurteilung ist es jedoch noch zu früh. Denn die bisherigen Untersuchungen schlossen nur wenige Patienten ein. Auch fehlten bislang noch Langzeitergebnisse. Hier erwarten Experten mit Spannung die Auswertungen der derzeit laufenden internationalen Studien.

Unabhängig davon, ob eine Hörrehabilitation die Entwicklung von Demenz-Erkrankungen beeinflussen kann, wirken Hörgerät und Cochlea-Implantat jedoch überaus positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Dies belegen Studien, aber auch die Erfahrung im klinischen Alltag.

Dies könnte ein Grund dafür sein, dass Menschen mit einem guten Hörvermögen auch länger geistig fit bleiben“.


Literatur:

Lin FR et al. Hearing Loss and Incident Dementia. Arch Neurol. 2011; 68(2): 214-220
https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/fullarticle/802291

Loughrey DG et al. Association of Age-Related Hearing Loss With Cognitive Function, Cognitive Impairment, and Dementia. A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2018; 144(2): 115-126
https://jamanetwork.com/journals/jamaotolaryngology/article-abstract/2665726

Livingston G et al. Dementia prevention, intervention, and care.
Lancet. 2017; 390: 2673-2734
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)31363-6/fulltext

Hughes ME et al.Hearing Aid Use in Older Adults With Postlingual Sensorineural Hearing Loss: Protocol for a Prospective Cohort Study. JMIR Res Protoc. 2018; 7(10):e174
https://www.researchprotocols.org/2018/10/e174/


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde – http://www.hno.org

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