Donnerstag, März 28, 2024

Bündnis JUNGE ÄRZTE – Patientenversorgung und Berufsbedingungen im Fokus

Das Bündnis JUNGE ÄRZTE (BJÄ) wurde 2013 als Zusammenschluss der Vertreter der jungen Ärzte von 18 Fachgesellschaften ins Leben gerufen.

Gründungsziel und Aufgabe des Bündnisses war es, die Patientenversorgung nach modernen und ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedingungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten. Fächerübergreifende Themen, die die Zukunft prägen und formen, wie Arbeitsverdichtung, Forschung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Weiterbildung sind hierbei die zentralen Themen. Hierzu wurden bereits Positionspapiere veröffentlicht. Hinsichtlich der zunehmenden Arbeitsverdichtung warnt das BJÄ vor bedenklichen Auswirkungen auf die Patientenversorgung, die Ausübung der ärztlichen Tätigkeit und die ärztliche Weiterbildung. Der ökonomische Druck führt zu Prozessoptimierung. Geschäftsführungen der Krankenhäuser reagieren mit kostensenkenden Maßnahmen wie beispielsweise Personaleinsparungen. Dies führt zu einer, unter wirtschaftlichen, aber nicht mehr unter medizinischen Aspekten, optimierten Patientenversorgung. Im Zuge dessen rückt auch der Fokus der medizinischen Forschung in den Hintergrund.

Dabei benötigt eine hochwertige Patientenversorgung vor allem auch medizinischen Fortschritt und wissenschaftlich versierte Ärzte/innen. Hierfür bedarf es einer innovativen Grundlagen- und klinischen Forschung. Dies ist aufgrund der häufig vorherrschenden Bedingungen im Krankenhausalltag oft nicht mehr möglich. Daher fordert das BJÄ eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, um den wissenschaftlichen Nachwuchsmangel zu verhindern und so die Attraktivität und Leistungsfähigkeit der akademischen und evidenzbasierten Medizin in Deutschland in einem weltweit zunehmend kompetitiven Umfeld zu sichern. Hierzu erschien das Posititionspapier „Junge Ärzte wollen forschen – gegen den Attraktivitätsverlust der akademischen Forschung“. Es weist darauf hin, dass forschende Ärzte/innen mit deutlichen Erschwernissen konfrontiert sind. Meist verlängert sich durch das wissenschaftliche Arbeiten die Facharztweiterbildung unverhältnismäßig und führt zu einer zeitlichen und inhaltlichen Zusatzbelastung – oft auf Kosten der Work-Life-Balance. Übertriebener bürokratischer Aufwand an vielen Stellen erschwert die Forschung zusätzlich. Eine fehlende Wertschätzung und finanzielle Ungleichheit in nicht-klinischen Angestelltenverhältnissen machen die medizinische Forschung zusätzlich unattraktiv. Daher entscheiden sich immer mehr junge Ärzte/innen gegen eine akademische Laufbahn oder suchen Alternativen im Ausland, wo Klinik und Forschung besser vereinbar sind. Die Folge ist ein Nachwuchsmangel von wissenschaftlich tätigen Ärzten/innen in Deutschland. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ebenfalls ein zentraler Stellenwert im Bereich der modernen Medizin. In vielen Bereichen wird dieses Thema ernst genommen und steht bereits auf der Tagesordnung. Etliche Umfragen aus dem medizinischen Umfeld zeigen allerdings, dass der zentrale Wunsch nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen bisher nicht erfüllt wird. Im Rahmen der zunehmenden Feminisierung und einer zunehmenden Anzahl von Männern in Elternzeit bedarf es einer Umstrukturierung. Gute Rahmenbedingungen, unter anderem für ein Familienleben neben dem Beruf, werden als bestes Mittel gegen lokale und fachspezifische Versorgungsengpässe gesehen!

Bezüglich zukünftiger medizinischer Versorgungsengpässe gab es das gemeinsame Positionspapier mit dem Marburger Bund, dem Hartmannbund und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland zum „Masterplan Medizinstudium 2020“. Hier wird betont, dass die Studieninhalte wissenschaftlich begründet sein müssen und nicht auf der Basis der aktuellen regionalen und fachspezifischen Versorgungsprobleme zu lösen sind. Vielleicht ist es einfach an der Zeit, sich darauf zu besinnen, was die Aufgabe eines Arztes ausmacht und wie diese Medizin die Gegenwart geprägt hat um auch die Zukunft gestalten zu können.

Quelle:

Privatdozentin Dr. Sarah Schott
Privatdozentin Dr. Sarah Schott

Statement »Bei Nachwuchssorgen und Landarztmangel: Warum gehen so viele Frauen auf dem Weg vom Studium zum Chefarztposten verloren?« von Privatdozentin Dr. Sarah Schott, Sektionsleiterin Translationale Frauenheilkunde in der Klinik für Allgemeine Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Heidelberg, Mitglied im Bündnis JUNGE ÄRZTE (BJÄ) beim 123. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)

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