Freitag, April 19, 2024

Die Früherkennung von Brustkrebs ermöglicht eine effektivere Krebs-Therapie

Die Früherkennung von Brustkrebs mittels Mammographie-Screening erkennt häufig Tumorvorstufen, was die Krebs-Behandlung verbessern kann.

In Deutschland war die Einführung der qualitätsgesicherten, flächendeckenden Maßnahmen zur Früherkennung von Brustkrebs sehr erfolgreich. Denn man konnte durch das digitale Mammographie-Screening etwa doppelt so viele Tumorvorstufen – sogenannte „ductale Carcinomata in situ“ (DCIS) – entdecken wie zuvor. In diesem DCIS-Stadium sind die Tumorzellen auf die Milchgänge der weiblichen Brust beschränkt. Zudem haben die Tumorzellen die Basalmembran noch nicht durchbrochen. Deswegen konnten sie auch noch keine Metastasen im Körper streuen.

 

Früherkennung von Brustkrebs macht die Tumorvorstufen DCIS sichtbar

Der potentielle des Mammographie-Screenings, einen aggressiven Brustkrebs durch die Diagnose als Vorstufe und durch eine entsprechende Therapie zu verhindern. Wobei dieser häufiger unter älteren als unter jüngeren Patientinnen auftritt.

Unlängst haben Forscher des Instituts für Klinische Radiologie und des Referenzzentrum Mammographie am Universitätsklinikum Münster (UKM) diese Vorstufen analysiert. Dabei werteten sie die entdeckten Tumorvorstufen DCIS nach Kernmalignitätsgrad wie hoch, intermediär sowie gering aus. Eingeteilt waren die DCIS nach 5-Jahres-Altersgruppen zwischen 50 und 69 Jahren bei 733.905 Frauen. Und zwar von Patientinnen, die in den Jahren zwischen 2005 und 2008 erstmals am Mammographie-Screening in Nordrhein-Westfalen teilgenommen hatten.

Die höchste DCIS-Erkennungsrate ergab sich für die aggressivsten Vorstufe (hoher Kernmalignitätsgrad) bei Frauen zwischen 65 und 69 Jahren. Und zwar 0,8 pro 1.000 gescreenter Frauen. Im Vergleich dazu waren es 0,5 pro 1.000 bei gescreenten Frauen der jüngeren Altersgruppen von 50 bis 64 Jahre. Im Gegensatz dazu waren es 0,4 pro 1.000 DCIS vom geringen Kernmalignitätsgrad in der ältesten Altersgruppe.

 

Welche Bedeutung der Kernmalignitätsgrad des ductalen Carcinomata in situ (DCIS) hat

Der Kernmalignitätsgrad des DCIS gilt als relevanter prognostischer Faktor hinsichtlich Wahrscheinlichkeit und Dauer bis zur Metastasierung. Zudem geht infolge molekulargenetischer Pfade das DCIS vom hohen Kernmalignitätsgrad tendenziell in eine aggressive Brustkrebserkrankung über. Nach derzeitigem Wissen entsteht aus dem DCIS vom hohen Kernmalignitätsgrad im Durchschnitt nach fünf Jahren invasiver Brustkrebs. Und zwar mit Durchbrechung der Basalmembran. Hingegen entwickelt sich aus dem DCIS vom geringen Kernmalignitätsgrad durchschnittlich erst nach 15 Jahren ein invasives Karzinom.

 

Früherkennung bringt Vorteile bei der Behandlung

Im Grunde genommen ist Brustkrebs eine der drei häufigsten Krebsarten weltweit. Wobei die Früherkennung von Brustkrebs den Tumor potenziell heilbar macht. Dabei hat sich die Behandlung in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Glücklicherweise ist die Therapieintensität sowohl in der lokoregionalen als auch in der systemischen Therapie zurückgegangen. Ein Schwerpunkt ist das Vermeiden von Überbehandlung, aber auch von Unterbehandlung.

Die oben genannten deutschen Studienergebnisse zeigen jedenfalls, dass man durch digitales Mammographie-Screening mit zunehmendem Alter immer häufiger biologisch solche Brustkrebsvorstufen entdecken kann, die man besser und schonender behandeln kann. Nämlich bevor sie in einen aggressiven invasiven Brustkrebs übergehen. Die systematische Früherkennung von Brustkrebs bewirkt somit durch die frühe Diagnose einen beträchtlichen Therapievorteil. Denn so kann man auch viele Chemotherapien vermeiden.


Literatur:

Nadia Harbeck, Michael Gnant. Breast cancer. VOLUME 389, ISSUE 10074, P1134-1150, MARCH 18, 2017. DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(16)31891-8

Stefanie Weigel, Hans W. Hense, Jan Heidrich, Shoma Berkemeyer, Walter Heindel, Oliver Heidinger. Digital Mammography Screening: Does Age Influence the Detection Rates of Low-, Intermediate-, and High-Grade Ductal Carcinoma in Situ? Published Online: Oct 27. 2015. https://doi.org/10.1148/radiol.2015150322

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