Die Betablocker mit blutdrucksenkenden Wirkung eignen sich bei tachykarder Herzaktion, Angina pectoris, nach Myokardinfarkt oder unter engmaschig kontrolliert auch bei Herzinsuffizienz.
Die blutdrucksenkende Wirkung der Betablocker beruht wahrscheinlich auf der Inhibierung der Katecholamin-Wirkung auf kardiale betaadrenerge Rezeptoren. Dadurch kommt es zu einer Reduktion der Herzfrequenz, des Cardiac Output und des arteriellen Blutdrucks sowie der Hemmung der intrarenalen Renin-Ausschüttung aus iuxtaglomerulären Zellen der Macula densa. Vor allem bei Patienten mit üblicherweise hohen Plasma-Renin-Spiegeln – beispielsweise bei junge Patienten – zeigen Betablocker eine sehr gute Wirkung. Verschiedene Studienergebnisse zum Einfluss der Betablocker auf Myocardinfarkt und Schlaganfall werden seit Jahren kontrovers diskutiert.
Höheres Risiko?
Mit Betablockern wurden große prospektive, kontrollierte Endpunktstudien durchgeführt, die bei unter 65-jährigen Hypertonikern signifikante Verringerungen bei Myokardinfarkt und Schlaganfall gezeigt hatten. In einer Meta-Analyse (die allerdings vorwiegend mit dem Betablocker Atentolol durchgeführt wurden), wiesen Betblocker als »first-line Medikamente« in der Hypertoniebehandlung ein um 16% höheres Schlaganfallrisiko auf.
Auch wenn nicht gesichert ist, ob diese Risikoerhöhung auch für neuere Betablocker zutrifft, empfehlen viele internationale Hypertoniegesellschaften Betablocker derzeit nicht mehr als Initial- bzw. Monosubstanz zur Behandlung der arteriellen Hypertonie.
Anwendungsgebiete für Betablocker
Jedenfalls eignen sich die Betablocker gut für den Einsatz bei Patienten mit tachykarder Herzaktion und Angina pectoris sowie nach Myokardinfarkt. Des Weiteren unter engmaschiger Kontrolle auch bei Herzinsuffizienz.
Bei Diabetikern sind Betablocker nicht kontraindiziert, da sie auch bei dieser Hochrisikogruppe kardiovaskuläre Ereignisse verhindern helfen. Bei Patienten mit ausgeprägter Hypoglykämieneigung ist ihr Einsatz nach einer genauen Risikoabschätzung zu überlegen. Weitere Einsatzgebiet der Betablocker sind die Hypertonie in der Schwangerschaft, Vorhofflimmern und rekurrierende Migräne.
Blutdrucksenkende Wirkung der Betablocker und ihre Sicherheitsaspekte
Naturgemäß verbietet sich die Gabe von Betablockern bei bradykarden Rhythmusstörungen oder bei Vorliegen eines AV-Blocks 2. oder 3. Grades. Auch bei Raynaud-Symptomatik oder fortgeschrittener arterieller Verschlusskrankheit soll diese Substanzklasse nicht primär zur Behandlung einer arteriellen Hypertonie verwendet werden.
Zudem sind Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen Kontraindikationen. Bei Sportlern und Patienten mit hoher körperlicher Aktivität kann der Einsatz von Betablockern limitiert sein. Betablocker sollten nicht mit anderen bradykardisierenden Substanzen – wie beispielsweise Kalziumantagonisten vom Nicht-Dihydropyridin Typ – kombiniert werden.
Betablocker sollen auch die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und Komplikationen nach Herzoperationen verringern können. Schließlich zeigten sich durch den Einsatz von Betablockern innerhalb der ersten 24 Stunden nach Herz- und Thoraxoperationen ebenfalls große Vorteile.
Negative Langzeitwirkungen von Betablockern konnten nicht entdeckt werden. Hingegen ist der günstige Effekt von Betablockern nach Herzinfarkt, bei chronischer Herzschwäche, Vorhofflimmern und anderen Herzrhythmusstörungen, Altersdiabetes sowie Schilddrüsenüberfunktion nachgewiesen.
Diese Erkrankungen liegen bei Patienten mit Bluthochdruck häufig gleichzeitig vor und sprechen daher hier für die Anwendung von Betablockern.
So verbesserten Bisoprolol und Metoprolol sowie Carvedilol in großen Studien die Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz um 35%. Auch zeigt sich in Herzinfarktregistern keine Wirkung so robust und mit 50% Verringerung der Sterblichkeit so groß wie die von Betablockern.
Literatur:
Charles S Wiysonge, Hazel A Bradley, Jimmy Volmink, Bongani M Mayosi, Lionel H Opie. Beta-blockers for hypertension. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jan 20; (1): CD002003.