Freitag, April 19, 2024

Das Atemwegsantibiotikum Moxifloxacin im Blicklicht

Der sogenannte Gyrasehemmer Moxifloxacin ist ein rezeptpflichtiges Antibiotikum der zweiten Wahl aus der Gruppe der Fluorchinolone.

Moxifloxacin wird bei einer Verschlimmerung einer bereits länger bestehenden chronischen Bronchitis, bei Lungenentzündungen und bei akuten Entzündungen der Nasennebenhöhlen angewendet. Laut EMA ist das Antibiotikum für die Behandlung der folgenden bakteriellen Infektionen zugelassen, wenn sie von Moxifloxacin-empfindlichen Bakterien verursacht werden:

  • akute Exazerbation der chronischen Bronchitis,
  • ambulant erworbene Pneumonie, außer schwere Fälle,
  • akute bakterielle Sinusitis (adäquat diagnostiziert),
  • Behandlung der leichten bis mittelschweren entzündlichen Beckenerkrankung (PID).

Der Wirkmechanismus von Moxifloxacin ist mit dem anderer Fluorchinolone identisch, es bindet jedoch an zwei Topoisomerasen und hat so zwei Angriffspunkte. Chinolone allgemein binden an die Gyrase, wodurch diese gehemmt wird. Durch die Bindung der Fluorchinolone an die Gyrase entstehen stabile Komplexe, die eine Vielzahl von enzymatischen Reaktionen auslösen, die letzten Endes zum Tod der Bakterienzelle führen.

 

Wirkweise von Moxifloxacin

Im Vergleich zu den anderen 8-Methoxy­fluorochinolonen hat Moxifloxacin drei Besonderheiten im Molekül aufzuweisen:

  • Den Cyclopropylrest, der an der erweiterten Wirksamkeit auf grampositive Keime mitbeteiligt ist.
  • Die Methoxygruppe; sie gilt als hauptverantwortlich für die gute bakterizide Wirkung, vor allem auf grampositive Keime und für die Lichtstabilität.
  • Den Aza-Bizyklus, welcher das Keimspektrum ebenfalls auf grampositive und atypische Keime sowie Anaerobier erweitert.

Die antibakterielle Wirkung kommt durch die Topoisomerasehemmung (I und IV) zustande. Dieses Enzym, auch DNA-Gyrase genannt, verlieh der Arzneistoffgruppe ihren Namen als Gyrasehemmer. Die Topoisomerasen sind nun an den Teilungs- und Reparaturmechanismen der bakteriellen DNA beteiligt. Ihre Hemmung bewirkt eine konzentrationsabhängige, vergleichsweise schnellere Bakterizidie, als sie Aminopenicilline, Cephalosporine und Makrolide aufweisen.

Nach oraler Gabe erfolgt die Resorption schnell und fast vollständig, ohne dass gleichzeitige Nahrungsaufnahme sie stört. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei 91%. Innerhalb von 0,5 bis 4 Std. werden maximale Plasmaspitzen (Cmax) erreicht. Sie sinken mit einer mittleren terminalen Halbwertszeit von ca. 12 Std. ab. Wegen der niedrigen Plasmaproteinbindung von ca. 40% ist der frei verfügbare antibakteriell wirksame Wirkstoffanteil hoch.

Insbesondere in Lunge, Nasennebenhöhlen und entzündetem Gewebe treten Wirkstoffkonzentrationen auf, die mehrfach bzw. sogar vielfach über jenen im Plasma liegen. Die Anwendung erfolgt wegen der ausreichend langen Halbwertszeit nur 1 x täglich und ist nahrungsmittelunabhängig.

 

Wirksamkeit und Sicherheit bei ambulant erworbener Lungenentzündung

Die ambulant erworbene Lungenentzündung ist eine der Hauptursachen für Morbidität, Krankenhausaufenthalte und Mortalität weltweit. Dagegen muss man rasch mit der Antibiotikabehandlung beginnen. Basierend auf dem Wirkungsspektrum der verfügbaren antimikrobiellen Wirkstoffe und dem Nachweis der lokalen Antibiotikaresistenz. Aktuelle Wirksamkeits- und Sicherheitsprofile von Moxifloxacin zeigen, dass Moxifloxacin Vorteile bei der Behandlung von stationären Patienten mit ambulant erworbene Lungenentzündung bietet.

Literatur:

Ilija Kuzman, Alexandr Bezlepko, Irena Kondova Topuzovska, László Rókusz, Liudmyla Iudina, Hans-Peter Marschall, Thomas Petri. Efficacy and safety of moxifloxacin in community acquired pneumonia: a prospective, multicenter, observational study (CAPRIVI). BMC Pulm Med. 2014; 14: 105.
Published online 2014 Jun 30. doi: 10.1186/1471-2466-14-105

Quellen:

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/Referrals_document/Avelox_6_12/WC500013020.pdf

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/Referrals_document/Avelox_6_12/WC500013021.pdf

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