Donnerstag, April 18, 2024

100 mg Aspirin täglich bringt gesunden Senioren keine Benefits

Die Einnahme von 100 mg Aspirin täglich scheint bei fitten und gesunden Senioren kaum Benefits zu bringen, hingegen erhöht sich das Blutungsrisiko.

Mit der Einnahme von 100 mg Aspirin – Acetylsalicylsäure – täglich erhoffen sich viele gesunde Senioren Benefits, mit denen sie sich gegen Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugend schützen können. Doch die Rolle von Aspirin zu dieser kardiovaskulären Primärprävention ist weiterhin umstritten. Denn das erhöhte Blutungsrisiko begrenzt einen möglichen potenzielle Nutzen.



Im Grunde genommen betonen jedenfalls zahlreiche Experten, dass die Verringerung der Thrombozytenaktivität mit Aspirin und anderen Thrombozytenaggregationshemmern ein wichtiger Faktor zur Vorbeugung und Behandlung von kardiovaskulären Ereignissen wie Schlaganfall und Herzinfarkt ist.

Wobei dazu Aspirin sowohl vorteilhafte als auch potenziell schädliche Wirkungen hat. Einerseits kann es die Thrombusbildung verringern oder umkehren wie beispielsweise bei akutem Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Andererseits erhöht es aber auch das Blutungsrisiko.

 

100 mg Aspirin täglich sind seit Jahrzehnten gängige Praxis

So konnten beispielsweise australische Wissenschaftler durch die Beobachtung über einen Zeitraum von sieben Jahren zeigen, dass sich die Gesundheit fitter und gesunder Senioren durch die tägliche Aspiringabe nicht verbessern lässt. Stattdessen bestätigte sich eben die bekannte ASS-Nebenwirkung des erhöhten Blutungsrisikos. Im Gegensatz dazu konnte eine große Cochrane-Untersuchung eine moderaten kardiovaskulären Vorteil zeigen.

 

ASPREE-Studie

Seit Jahrzehnten wird vor diesem Hintergrund täglich 100 mg Aspirin eingenommen. Unlängst hat eine große, 7-jährige Studie der Monash University ergeben, dass die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem 100 mg Aspirin von gesunden Senioren nichts bringt.

Bei Menschen ab einem Alter von 70 Jahren konnte das Risiko, erstmals einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, nicht in erheblichem Ausmaß reduziert werden.



Die 2010 begonnene ASPREE-Studie (Aspirin in Reducing Events in the Elderly) verglich die Wirkung von niedrig dosiertem 100 mg Aspirin mit Placebo bei gesunden Senioren ab 70 Jahren. Mehr als 19.000 Menschen in Australien und den USA – 16.700 davon im südöstlichen Australien – wurden über einen Zeitraum von sieben Jahren untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass 100 mg Aspirin ein gesundes Leben nicht verlängert. Es trägt auch nicht dazu bei, länger zu leben oder das Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Risiko signifikant zu reduzieren. Zwischen den Versuchsgruppen mit Aspirin und denen mit Placebo zeigten sich nur sehr geringfügige Unterschiede.

Bestätigt wurde durch die Studienergebnisse ein erhöhtes Blutungsrisiko – eine bekannte Nebenwirkung von Aspirin. Es zeigte sich ein 3,8.prozentiger Anstieg bei Fällen von ernsten Blutungen bei den Aspirin-Anwendern. Bei Placebo-Probanden betrug der Anstieg nur 2,8 Prozent.

 

Aspirin in der Sekundärprophylaxe wichtig

Dennoch betonen die Wissenschaftler, dass Aspirin ein relativ sicheres Medikament ist, dass man aber nicht ohne medizinische Notwendigkeit einnehmen sollte.

Doch für jene Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten oder an einer Angina Pectoris leiden, ist Aspirin ein wichtiges Medikament zur Vorbeugung einer weiteren Erkrankung.




Literatur:

Sean L. Zheng, Alistair J. Roddick. Association of Aspirin Use for Primary Prevention With Cardiovascular Events and Bleeding Events. A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2019 Jan 22; 321(3): 277–287. Published online 2019 Jan 22. doi: 10.1001/jama.2018.20578

Raber I, McCarthy CP, Vaduganathan M, Bhatt DL, Wood DA, Cleland JGF, Blumenthal RS, McEvoy JW. The rise and fall of aspirin in the primary prevention of cardiovascular disease. Lancet. 2019 May 25;393(10186):2155-2167. doi: 10.1016/S0140-6736(19)30541-0.

McNeil et al. Effect of Aspirin on All-Cause Mortality in the Healthy Elderly. N Engl J Med. Author manuscript; available in PMC 2019 Apr 18. Published in final edited form as:
N Engl J Med. 2018 Oct 18; 379(16): 1519–1528. Published online 2018 Sep 16. doi: 10.1056/NEJMoa1803955

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