Experten schlagen zum 2. World Obesity Day am 11. Oktober 2016 Alarm: 223 Millionen Schulkinder sind bereits weltweit übergewichtig oder fettsüchtig.
Experten des World Obesity Day betonen: Ohne Gegenmaßnahmen steigt die Zahl an übergewichtigen und fettsüchtigen Kinder bis zum Jahr 2025 voraussichtlich auf 268 Millionen an. Hochgerechnet werden 2025 rund 27 Millionen Kinder unter Bluthochdruck leiden, 38 Millionen eine Fettleber entwickeln und zwei Millionen an Diabetes mellitus Typ 2 erkranken.
Auch die Zahlen für Deutschland sind erschreckend. Vor diesem Hintergrund warnen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe: „Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen sind in Deutschland ein ernstes Problem“, warnt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. Die letztverfügbaren und repräsentativen Daten für Deutschland wurden 2003 bis 2006 gemessen (KiGGS1). Danach sind fünfzehn Prozent der drei- bis 17-Jährigen übergewichtig; aktuellere Messdaten werden voraussichtlich erst 2017/2018 verfügbar sein.
Nach Angaben der Experten des World Obesity Day wird die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen bis zum Jahr 2025 auf schätzungsweise 1,8 Millionen steigen. „Ihnen droht im Erwachsenenalter ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislaufleiden, Krebs, Gelenkverschleiß und psychische Probleme“, ergänzt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Konkret beziffert der World Obesity Day die Konsequenzen für Deutschland wie folgt: Aus der Gruppe der übergewichtigen Kinder werden bis zum Jahr 2025 insgesamt 73.000 Betroffene eine gestörte Glukosetoleranz entwickeln – dabei handelt es sich um eine Vorstufe des Diabetes –, 23.000 an Diabetes mellitus Typ 2 erkranken, 159.000 an überhöhtem Blutdruck und 220.000 an Fettleber. Wie dramatisch die Situation ist, belegen auch aktuelle Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). So gehört Diabetes zu den fünf Krankheiten, die zwischen 2015 und 2030 immer häufiger Todesursachen sein werden. Um ganze 34 Prozent werden diabetesbedingte Todesfälle nach WHO-Berechnungen in diesem Zeitraum ansteigen.
„Um dieser leidvollen und kostenintensiven Entwicklung entgegen zu steuern, benötigen wir einen Beauftragten der Bundesregierung für Diabetes und Adipositas“, fordert Kröger. Ein Bundesbeauftragter könne beispielsweise auf die Bundesländer einwirken, verpflichtende Qualitätsstandards für das Essen an Schulen und Kitas einzuführen. Derzeit ist in Deutschland eine gesunde Kita- und Schulverpflegung noch die Ausnahme. Zwar hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bereits im Jahr 2007 entsprechende Qualitätsstandards erarbeitet. Doch bisher haben nur die Bundesländer Berlin und Saarland diese verbindlich umgesetzt. „Das Ernährungsverhalten und die Geschmacksvorlieben werden früh in der Kindheit geprägt“, betont Gallwitz. „Deshalb wäre eine solche Maßnahme sehr wichtig.“
Darüber hinaus fordern die beiden Diabetesorganisationen weiterreichende Initiativen – und schließen sich den Vorschlägen der Initiatoren des World Obesity Day an, die das Ziel verfolgen, die Zunahme des kindlichen Übergewichts zu stoppen. „Auch wir begrüßen Bewegungsförderung bei Kindern, Abbau von Übergewicht während der Schwangerschaft, Stillen und die Reduktion stark fett-und zuckerhaltiger Lebensmittel und Getränke“, sagt Gallwitz.
Zudem merken die Experten des World Obesity Day kritisch an, dass „fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke noch immer die meist beworbenen Produkte im Fernsehen und Internet“ sind. „Anstatt Kinder vor schädigenden Zuckerbomben zu schützen, missbraucht die Lebensmittelindustrie Kinder als absatzfördernde Zielgruppe“, klagt der diabetesDE-Vorsitzende Kröger an. DDG und diabetesDE setzen sich zusammen mit der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) seit Jahren für ein Verbot von an Kinder gerichteter Lebensmittelwerbung ein.
http://www.obesityday.worldobesity.org/
https://www.medigo.com/blog/infographics/todesrate-und-todesursachen-2015-und-2030/