Donnerstag, April 18, 2024

Wie das Gehirn Alterserscheinungen ausgleicht

Das Gehirn kann mit effektiven Strategien die Alterserscheinungen kompensieren. Beispielsweise konzentriert es sich aufmerksamer auf die wichtigen Details.

Je älter wir sind, desto schwerer fällt es uns, die Welt um uns herum zu sortieren. Das Gehirn entwickelt jedoch erstaunliche Strategien, um Alterserscheinungen auszubremsen und dem Alterungsprozess entgegenzuwirken. Die Messungen der Gehirnwellen zeigten, dass ältere Menschen eine höhere selektive Aufmerksamkeit entwickeln. Sie schauen genauer und aufmerksamer auf die Details als jüngere Menschen. Die Nachteile des Alterungsprozesses kann das Gehirn also bis zu einem gewissen Grad durch erhöhte Aufmerksamkeit ausgleichen.

 

Alterserscheinungen mit höherer selektiver Aufmerksamkeit begegnen

Die Art und Weise, wie die Menschen Kategorien bilden, ändert sich im Laufe des Lebens, wie die Neuropsychologen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unlängst herausfanden. Sie beobachteten dazu jüngere und ältere Menschen bei einer Sortieraufgabe. Dabei gab es zwei Kategorien von Farbkreisen, die sich jeweils in den verwendeten Farben unterschieden.

In jeder Kategorie gab es zusätzlich zwei Gruppen von Kreisen. Solche, die sich insgesamt stark ähnelten, und solche, die sehr individuell aussahen. Die Versuchspersonen mussten die Kreise den beiden Kategorien zuordnen. Sie lernten erst während des Tests durch Rückmeldungen, welche Kategorien es gab. Die Wissenschaftler zeichneten nicht nur die Antworten der Teilnehmer auf, sondern über ein Elektroenzephalogramm (EEG) auch die Gehirnwellen und über einen „Eye Tracker“ die Blickrichtung.

Dabei zeigte sich, dass altersunabhängig alle Probanden keine Schwierigkeiten hatten, die sich ähnelnden Kreise in ihre jeweilige Kategorie zu stecken. Dementsprechend ergaben sich bezüglich Lernprozesse beider Gruppen keine wesentlichen Unterschiede. Als sie im Verlauf des Tests jedoch die weniger eindeutigen Exemplare kategorisieren mussten, gab es Unterschiede. Die Einordnung fiel den älteren Versuchspersonen deutlich schwerer.

 

Das ältere Gehirn kann sich Ausnahmen schwerer einprägen.

Im Grunde genommen gibt es zwei Strategien, wie das menschliche Gehirn einzelne Objekte einer Kategorie zuordnen kann. Während es ähnliche Mitglieder einer Kategorie ganzheitlich wahrnimmt, muss es Ausnahmen gesondert lernen und spezifisch einprägen. Die Verarbeitung solcher Ausnahmen fällt den älteren Menschen schwerer. Da das ältere Gehirn Schwierigkeiten hat, von der ganzheitlichen Strategie zur spezifischen zu wechseln. Allerdings entwickeln die älteren Menschen eine höhere selektive Aufmerksamkeit, was die Messungen der Gehirnwellen zeigten.

Das heisst, ältere schauen genauer hin und nehmen Details aufmerksamer wahr. Schließlich bestätigten das auch die Daten des Eye Trackers, der die Blickrichtung der Probanden aufzeichnete. Somit kann das ältere Gehirn durch den Alterungsprozess entstehende Nachteile durch erhöhte Aufmerksamkeit bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.

Literatur:

Sabrina Schenk, John P. Minda, Robert K. Lech, Boris Suchan (2016). Out of sight, out of mind: Categorization learning and normal aging, Neuropsychologia, DOI: 10.1016/j.neuropsychologia.2016.08.013


Quelle: Ruhr-Universität Bochum (RUB)

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