Viele Ärzte und Patientinnen bevorzugen pflanzliche Medikamente, um Wechselbeschwerden wirksam und nebenwirkungsarm behandeln zu können.
Zur Behandlung von – insbesondere leichten bis mittelmäßigen – Wechselbeschwerden empfehlen Gynäkologen bevorzugt pflanzliche Medikamente. Wichtige Gründe dafür sind die gute Verträglichkeit, die hohe Akzeptanz seitens der Patientinnen und die unbedenkliche Anwendbarkeit auch bei Brustkrebs. Dies ging aus einer repräsentativen österreichweiten Befragung von 100 Gynäkologen hervor, die 2016 von der Spectra Marktforschung durchgeführt wurde.
Im Durchschnitt behandeln – wie die Umfrage ergab – die befragten Gynäkologen jeweils 175 Patienten im Klimakterium (Kassenärzte mehr als Wahlärzte). Rund die Hälfte der Patientinnen im Klimakterium leidet unter keinen (20 Prozent) bis leichten (33 Prozent) Beschwerden, die andere Hälfte unter mittelschweren (29 Prozent) bis massiven (18 Prozent) Beschwerden.
Pflanzliche Medikamente gegen Wechselbeschwerden an zweiter Stelle
90 Prozent der befragten Gynäkologen denken beim Thema Behandlung von Wechselbeschwerden spontan an Hormonersatztherapie, auf Platz 2 rangieren mit 62 Prozent pflanzliche Medikamente. Bei der Therapiewahl steht für die Frauenärzte der Grad der Beschwerden im Vordergrund (54 %).
Auch das Beschwerdebild und die Art der Symptome (25 %), der Wunsch der Patientin (19 %) sowie der Allgemeinzustand bzw. Begleiterkrankungen der Frau (14 %) spielen für Ärzte eine wesentliche Rolle.
Laut Ansicht der Gynäkologen wünschen sich Frauen von einer Therapie ihrer Wechselbeschwerden vor allem eine gute Wirksamkeit und rasche Beschwerdefreiheit sowie eine gute Verträglichkeit, die pflanzliche Medikamente am ehesten bieten. Relevant sind auch die Vermeidung von Hormonen sowie ein einfacher Anwendungsmodus.
Gute Gründe für pflanzliche Medikamente gegen Wechselbeschwerden
Laut ärztlicher Einschätzung bevorzugen Frauen eine pflanzliche Therapie (64 %), nur ein geringer Anteil eine Hormonersatztherapie (16 %) oder andere Therapien (20 %).
53 Prozent der befragten Gynäkologen empfehlen ihren Patientinnen auch pflanzliche Präparate zur Behandlung von Wechselbeschwerden (v.a. bei geringen bis mittleren Beschwerden), weitere 28 Prozent eine Hormonersatztherapie (v.a. bei starken Beschwerden), 19 Prozent andere Therapien wie z.B. Sport, Akupunktur, Ernährungsumstellung oder Lebensstilmodifikation.
Der Grund: Nicht immer könne den Wünschen der Frauen nachgekommen werden. Relevante Kriterien für eine Behandlung mit pflanzlichen Präparaten sind geringe bis mäßige Beschwerden (45 %), Patientenwunsch (21 %), wenn Hormone abgelehnt werden (17 %) oder bei Brustkrebs bzw. (erhöhtem) Brustkrebsrisiko (13 %). Allerdings: Für 15 Prozent der befragten Frauenärzte sind Pflanzenpräparate immer erste Wahl, auch wenn die Frauen unter schweren Wechselbeschwerden leiden.
Vorteile pflanzlicher Präparate sind aus ärztlicher Sicht insbesondere die gute Verträglichkeit (44 %) sowie das gute Risikoprofil (20 %), das nicht existente Brustkrebsrisiko sowie die hohe Akzeptanz seitens der Patientinnen (jeweils 22 %). Entscheidend ist auch, dass pflanzliche Präparate frei von Hormonen sind, insbesondere bei Patientinnen, die dezidiert keine Hormone nehmen wollen.
Als Limitierungen für den Einsatz von pflanzlichen Präparaten zur Behandlung von Wechselbeschwerden werden insbesondere Zweifel an der Wirksamkeit (28 %) oder am Sicherheitsprofil (12 %) sowie die Kosten (12 %) genannt. Für 44 Prozent der befragten Ärzte existieren keinerlei Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzes von Phytotherapeutika.
Isoflavone besonders gut bekannt
83 Prozent der befragten Gynäkologen sind mit Isoflavonen vertraut (51 % sehr gut, 32 % gut), 69 Prozent mit Traubensilberkerze (41 % sehr gut, 28 % gut). Sechs von zehn Gynäkologen (Kassen- und Wahlärzte gleichermaßen) verordnen Isoflavone bereits häufig zur Behandlung von Wechselbeschwerden, weitere 28 Prozent fallweise. Im Vergleich dazu wird Traubensilberkerze etwas seltener verordnet (37 % häufig, 43 % fallweise). Und in erster Linie von Vertragsärzten (45 % häufige Verordner).
Isoflavone sowie Traubensilberkerze sind aus Sicht der Gynäkologen vor allem für Frauen mit geringen bis mäßigen Beschwerden geeignet. Darüber hinaus werden Isoflavone oft verordnet, wenn die Frauen Hormone ablehnen. Traubensilberkerze hingegen kommt oft nur dann zum Einsatz, wenn die Patientin konkret danach fragt.
Als sehr gut oder gut bewertet werden bei Isoflavonen Sicherheit (83 %), Therapieakzeptanz/Compliance (82 %) und Wirkung (40 %). Bei Traubensilberkerze ist dies bei 91 Prozent (Sicherheit), 82 Prozent (Compliance) bzw. 34 Prozent (Wirkung) der Fall.
83 Prozent der Gynäkologen sind darüber informiert, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Einnahme von Isoflavonen für unbedenklich hält. Beziehungsweise dass verschiedene rezente Studien keine negativen Wirkungen auf Brustdrüse, Gebärmutter und Schilddrüse feststellen konnten.
Pflanzentherapie bei Brustkrebs
Neun von zehn befragten Gynäkologen behandeln auch Patientinnen mit Brustkrebs. Bei diesen Frauen empfehlen sie in erster Linie die Anwendung pflanzlicher Produkte (64 %). 21 Prozent der Ärzte weisen darauf hin, dass keine Hormone zum Einsatz kommen sollten.
Als Gründe für diese Therapiepräferenz wird angegeben, dass eine Hormontherapie bei Brustkrebs kontraindiziert ist (46 %). Hingegen muss man durch Therapie mit pflanzlichen Medikamenten keine Rezidivgefahr und keinerlei Auswirkungen auf den Tumor befürchten.
Während Isoflavone und Traubensilberkerze somit völlig unbedenklich sind, ist bei Pollenextrakten Vorsicht geboten: 68 Prozent der befragten Gynäkologen sind darüber informiert, dass Pollenextrakte Spuren von Östrogen enthalten können und daher Präparate mit Pollenextrakten nicht für Frauen geeignet sind, die aufgrund von Vorerkrankungen wie Brustkrebs jegliche östrogenartigen Produkte vermeiden müssen.
Quelle:
Spectra Marktforschung Jänner 2016 – http://www.menopause.org/docs/default-document-library/psisoflavones11.pdf?sfvrsn=2