Samstag, November 1, 2025

Siegeszug der Hörimplantate

Hörimplantate – ursprünglich für völlig taube Patienten entwickelt – können heutzutage auch für mittelgradig-hörgeschädigte Patienten eingesetzt werden.

Viele moderne Errungenschaften der Medizin kommen aus der HNO. Die minimal invasive Chirurgie mit Endoskopen wurde in der HNO entwickelt, ebenso das Operationsmikroskop und Operationen mit dem CO2-Laser. Und es gelang der HNO als erster Disziplin ein menschliches Sinnesorgan zu ersetzen: Das Gehör ist das derzeit einzige Sinnesorgan, das durch ein medizinisches elektronisches Implantat vollständig ersetzt werden kann. Dieser medizinische Fortschritt ist bereits standardisiert und tausende Menschen profitieren bereits davon. Durch die laufende Weiterentwicklung stehen nun auch für spezielle und besonders herausfordernde Hör-Beeinträchtigungen Implantat- und Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Forschung der Universitäts-HNO-Klinik in Wien ist schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet, die Hörrehabilitation – mit und ohne Hörimplantate – laufend zu verbessern. Dies ist auch dringend notwendig, da 1,6 Mio. Österreicher von leichten bis schweren Hörschäden betroffen sind (ca. 22 Prozent der Erwachsenen) und ca. ein Prozent der Bevölkerung leidet an einer hochgradigen, an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit.

 

Hörimplantate bieten sehr gute Chancen für taub geborene Kinder

Ein bis zwei von 1.000 Kindern werden in Österreich mit einer Hörschädigung geboren. Die Gehörschädigung ist daher die häufigste Beeinträchtigung von Neugeborenen. Für Österreich bedeutet das, dass bei ca. 76.000 Geburten pro Jahr ca. 230 Kinder hörbeeinträchtigt sind (Neugeborenen Hörscreening). Dank einer konsequenten Weiterentwicklung der medizinischen Implantat-Technik, werden heute taub geborene Kinder im 1. Lebensjahr implantiert und entwickeln nach der Implantation ein Hörvermögen, das hörgesunden Kindern sehr ähnlich ist.

 

Auch mittelgradig Hörgeschädigte profitieren von der Implantat-Technik

Hörimplantate wurden ursprünglich für völlig taube Patienten entwickelt. In den letzten Jahren stehen aber auch implantierbare Hörsysteme für mittelgradig-hörgeschädigte Patienten zur Verfügung. Das ist dann von besonderer Bedeutung, wenn ein konventionelles Hörgerät nicht angewendet werden kann.

 

Wie funktionieren diese Hörimplantate?

Hörimplantate haben einen getrennten Sprachprozessor mit Mikrofon. Ein winziger Computer bereitet die durch das Mikrofon am Ohr empfangenen Tonsignale auf. Als elektrische Impulse werden sie an den Hörnerv übermittelt. Das Gerät wird unter die Haut gesetzt, die damit verbundenen Elektroden werden im Innenohr befestigt. So wird das Hören fast aller Frequenzen ermöglicht.

 

Hörimplantate können am Hirnstamm angekoppelt werden

Sogar bei Erkrankungen des Hörnervs, wie zum Beispiel bei der Neurofibromatose, kann nun das Implantat auch direkt am Hirnstamm angekoppelt werden, um das Hören wieder zu ermöglichen.

Quelle:

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner © fotoweinwurm
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner © fotoweinwurm

Statement Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner Vorstand der Univ.-HNO-Klinik, Medizinische Universität Wien

Latest Articles

Folgt uns auf Facebook!

Fokus Kinder

Behandlung mittels Psychotherapie bei jungen Menschen mit Depression

Psychotherapie wie die kognitive Verhaltenstherapie sollte die erste Behandlung bei jungen Menschen mit Depression sein. Und erst später Medikamente. Laut einer rezenten australischen Studie sollte...
- Advertisement -

Related Articles

Depressionen bei Kindern und im Jugendalter erkennen

Traurigkeit ist häufig ein Anzeichen für Depressionen bei Kindern: Bis zu 2,5 Prozent der Kinder und bis zu 8,3 Prozent im Jugendalter leiden daran,...

Fieber bei Kindern muss man erst senken, wenn das Kind dadurch leidet

Wenn die Temperatur stark steigt, dann hilft das oft gegen Krankheitserreger. Wobei man Fieber bei Kindern nicht senken muss, solange das Kind nicht darunter...

Enuresis – beim Einnässen von Kindern an alles denken

Prinzipiell muss man zwischen der klassischen Enuresis und der nicht organischen und organischen Harninkontinenz unterscheiden. Beim Einnässen von Kindern muss man zwischen erstens der klassischen Enuresis,...