Dienstag, April 16, 2024

Blutkrankheit Sichelzellkrankheit mittels Neugeborenen-Screening früh erkennen

Die Sichelzellkrankheit sollte man früh erkennen, ein Neugeborenen-Screening auf diese Blutkrankheit könnte zahlreiche Todesfälle verhindern.

Jährlich sterben weltweit etwa eine viertel Million Kleinkinder an der Sichelzellkrankheit. Beispielsweise leiden in Deutschland rund 3000 Menschen an der seltenen angeborenen Blutkrankheit. Auch hierzulande beeinträchtigt die Sichelzellkrankheit Betroffene gesundheitlich schwer und endet meist sogar tödlich. In drei Modell-Projekten in Berlin, Hamburg und Heidelberg haben Mediziner ein Screening von Neugeborenen auf die Blutkrankheit Sichelzellkrankheit erfolgreich angewendet. Ziel ist es, von Sichelzellkrankheit betroffene Kinder mittels Screening früh zu erkennen und bestmöglich zu behandeln. In anderen Ländern wie den USA, den Niederlanden und Frankreich ist eine solch frühzeitiges Screening bereits üblich.

 

Erblich bedingten Veränderung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin

Die Sichelzellkrankheit ist Folge einer erblich bedingten Veränderung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in den roten Blutzellen. Dessen wichtigste Aufgabe ist der Sauerstofftransport. Bei Menschen mit Sichelzellkrankheit verklumpt das Hämoglobin. So schädigt es die roten Blutkörperchen, die dadurch die Form einer Sichel annehmen. Folge sind Durchblutungsstörungen und Blutarmut. Jeder neunte Patient erleidet noch vor dem 18. Lebensjahr einen Schlaganfall, insgesamt reduziert die Krankheit die Lebenserwartung auf rund 50 Jahre. Patienten, bei denen die Krankheit unerkannt bleibt, sterben häufig noch im Kindes- und Jugendalter.

Dabei können schon sehr einfache Maßnahmen die schweren gesundheitlichen Folgen der Krankheit und die frühe Sterblichkeit drastisch reduzieren. Durch die Schulung der Eltern, eine akute Blutarmut zu erkennen und bei Fieber des Kindes sofort einen Arzt aufzusuchen, sowie durch eine Prophylaxe mit Penicillin und Impfungen lassen sich fast alle Todesfälle im Kindes- und Jugendalter verhindern.

 

Wichtige Voraussetzung, um Todesfälle im Kindes- und Jugendalter verhindern zu können, ist, dass den Eltern die Blutkrankheit Sichelzellkrankheit bekannt ist

Im Grunde genommen wären laut Experten Reihenuntersuchungen von Neugeborenen wichtig. In Deutschland gibt es ein solches Screening jedoch nicht, weil die Krankheit hier mit schätzungsweise 3000 Patienten selten ist. Doch bei Untersuchungen mit der international etablierten Methode des Screenings waren in Deutschland von 51.000 Neugeborenen 22 Kinder betroffen. Damit war es die Sichelzellkrankheit, die Mediziner beim Neugeborenen-Screening am zweithäufigsten nachweisen konnten.

Deshalb startete man ein Projekt, das prüft, ob eine Untersuchung auf die Sichelzellkrankheit im Rahmen der bei uns üblichen Screening-Methoden einfach möglich wäre. In Ländern wie den USA, England, Frankreich und den Niederlanden sind Neugeborenen-Screenings auf die Blutkrankheit Sichelzellkrankheit bereits üblich.

 

Im Rahmen des Neugeborenen-Screenings üblichen Tandem-Massenspektrometrie können Mediziner die Sichelzellkrankheit diagnostizieren

International setzt man hierzu Geräte ein, mit denen deutsche Labore in der Regel nicht ausgestattet sind. Doch auch mit der in Deutschland im Rahmen des Screenings üblichen Tandem-Massenspektrometrie können Mediziner die Sichelzellkrankheit diagnostizieren. Ziel des aktuellen Projekts ist es deshalb, festzustellen, ob sich diese Methode für die reguläre Diagnose eignet. Dabei muss sichergestellt werden, dass rasch zuverlässige Befunde vorliegen und dass betroffene Neugeborene schnell von einer Spezialabteilung für Bluterkrankungen versorgt werden.

Wichtiges Anliegen der DGIM und ihrer Korporativen Mitglieder ist es, auch bei Erkrankungen, von denen nur sehr wenige Menschen betroffen sind, Lösungsansätze für eine optimale Diagnose und Behandlung zu finden. Daher begrüße die DGIM den Vorstoß der Forschergruppe. Experten diskutieren aus der Arzt- und Patientenperspektive über Fallanalysen und moderne Therapieansätze, wie man die Behandlungsqualität bei seltenen Erkrankungen verbessern und was die Medizin von ihnen lernen kann.


Quelle: http://www.charite.de/, Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)

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