Freitag, Oktober 31, 2025

Sehschwäche bei Kindern – Anstieg prognostiziert

Sehschwäche bei Kindern tritt immer häufiger auf. Durch das Leben mit Smartphone & Co erwarten Experten einen deutlichen Anstieg der Kurzsichtigkeit. Spielen im Freien wirkt dagegen.

Ganze Schulklassen voller Brillenträger? Augenärzte rechnen mit einem deutlichen Anstieg von Kurzsichtigkeit bzw. Sehschwäche bei Kindern. Ursachen sind vermutlich veränderte Spiel- und Freizeitaktivitäten. Experten beobachten weltweit eine deutliche Zunahme der Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt. Besonders die asiatischen Länder sind von dem unscharfen Sehen in der Ferne betroffen. In China etwa sind in manchen Regionen bis zu 90 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen kurzsichtig.

 

Verändertes Freizeitverhalten und Leistungsdruck im Bildungsbereich verlagern den Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen

In unseren Breiten beträgt der Myopie-Anteil derzeit 35 bis 40 Prozent, wobei auch in Mitteleuropa mit einem starken Anstieg gerechnet wird. Die Gründe sind vermutlich veränderte Spiel- und Freizeitaktivitäten mit vermehrter Nutzung von Smartphones und iPads, verbunden mit intensivem Lernverhalten in Räumen, die wenig Tageslicht bieten. In Asien verbringen Kinder viele Stunden täglich am Schreibtisch, um den Anschluss im Bildungsbereich nicht zu verpassen.

 

Aufenthalt im Freien gegen Sehschwäche bei Kindern (Medmix berichtete unlängst)

Aus der Analyse leiten sich Gegenmaßnahmen ab. So zeigt eine Studie in Taiwan, dass Schulkinder weniger kurzsichtig werden, wenn sie die Pausen im Freien statt drinnen verbringen – Tageslicht kann offensichtlich vor Brillenbedürftigkeit schützen. Weitere Untersuchungen belegen, dass mindestens zwei Stunden Aufenthalt im Freien pro Tag einer Sehschwäche bei Kindern entgegenwirkt, wobei Lichtstärken von mindestens 10.000 Lux erreicht werden sollten.

Zum Vergleich: Ein bewölkter Tag kann diesen Wert unterschreiten, ein gut beleuchteter Klassenraum bringt es auf maximal 500 Lux. Um die Lichtintensität zu erhöhen, werden deshalb etwa in Singapur taghelle Schulzimmer erprobt.

Ein zweiter Hebel setzt am Nutzungsverhalten von Smartphone & Co an. Die Nutzung erfordert eine Nahsicht und findet häufig in Innenräumen statt – zwei Faktoren, die Kurzsichtigkeit fördern können. Eltern sollten die Online-Nutzung ihrer Kinder deshalb kontrollieren und gegebenenfalls dosieren, in dem sie Alternativen anbieten und ermöglichen, raten Experten der DOG. Zusätzlich können medizinische Maßnahmen ergriffen werden, um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit aufzuhalten. Zum einen hilft das Präparat Atropin, das aus der Tollkirsche gewonnen wird und das Augenärzte in einer Konzentration von 0,5 Prozent zur Weitstellung der Pupille nutzen. Jeweils ein Tropfen Atropin in einer Konzentration von 0,01 Prozent abends in beide Augen verlangsamt die Sehschwäche, wie inzwischen mehrere Studien nachgewiesen haben. In dieser schwachen Konzentration erweitert Atropin die Pupille nicht.

Zum anderen steht für Jugendliche als Alternative zur Brille eine multifokale Kontaktlinse zur Verfügung, die das Fortschreiten der Myopie ebenfalls mindert. Ein Aufhalten stark voranschreitender Kurzsichtigkeit ist sinnvoll, weil eine Fehlsichtigkeit von mehr als minus sechs Dioptrien das Risiko für andere Augenerkrankungen wie Netzhautablösung, Glaukom und Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) stark erhöht.

Die wichtigste Empfehlung lautet: mehr Spielplatz, weniger Smartphone. Zumal dieses Freizeitverhalten noch weitere positive Effekte hat – es verbessert die Stimmung und schützt vor Übergewicht.

Quelle: Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

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