In vielen Berufen wie in der Pflege oder im Handwerk müssen Beschäftigte kräftig mit anpacken, was auf Dauer hohe Rückenbelastungen darstellt.
Um herauszufinden, welche Rückenbelastungen in der Pflege erträglich sind, sind Vorgaben wichtig, um körperliche Belastungen bewerten und die maximale Belastung einschätzen zu können. Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben im Zuge des Projekts „MEGAPHYS“ zahlreiche Tätigkeiten analysiert sowie Bewertungsmethoden hinterfragt und weiterentwickelt. Die Arbeit soll dazu beitragen, dass für mehr berufliche Tätigkeiten mögliche Überlastungsrisiken leichter erkannt werden können.
Im Projekt MEGAPHYS haben sich sechs Forschungspartner zusammengeschlossen, um ein Methodeninventar zur „Mehrstufigen Gefährdungsanalyse von physischen Belastungen“ für verschiedene berufliche Tätigkeiten zu entwickeln. Als Ergebnis wurde nun eine Handreichung für Verantwortliche im Bereich Arbeitssicherheit erstellt.
Beteiligt an diesem Projekt ist auch die IfADo-Forschungsgruppe Biomechanische Ergonomie um PD Dr. Matthias Jäger. Die Gruppe befasst sich seit rund 40 Jahren mit körperlichen Belastungen beziehungsweise potenziellen Überlastungen des Muskel-Skelett-Systems mit einem besonderen Augenmerk auf Rücken und Wirbelsäule.
Empfehlungen zu maximalen Rückenbelastungen in der Pflege
Für das neue, vielfältige und abgestufte Methodeninventar haben die Forschenden zahlreiche Verfahren zur Erfassung von Belastungen bei beruflichen Tätigkeiten evaluiert und weiterentwickelt. Im Zuge dessen wurden beispielsweise die etablierten „Dortmunder Richtwerte“ durch Auswertung zwischenzeitlich durchgeführter Studien zur Kompressionsfestigkeit der Wirbelsäule aktualisiert. Diese „Revidierten Dortmunder Richtwerte“ geben Empfehlungen, wie hoch der untere Rücken maximal belastet werden sollte. Aufgrund der biologischen Unterschiede und Veränderungen sind die Empfehlungen sowohl geschlechtsspezifisch als auch altersabhängig.
Ermittlung der Rückenbelastung im Zeitverlauf
Für die Bestimmung der Belastung der Lendenwirbelsäule in überlastungsrelevanten Situationen wird beispielsweise das am IfADo entwickelte Simulationswerkzeug „Der Dortmunder“ verwendet. Damit können die in der Wirbelsäule wirkenden Kräfte berechnet werden. Dieses biomechanische Modell wurde nun mit dem Messsystem „CUELA“ des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV gekoppelt. Mithilfe des „CUELA-Dortmunder“ kann nun die Lendenwirbelsäulenbelastung vergleichsweise einfach über ganze Arbeitsschichten ermittelt werden. Bislang dauerte es mehrere Monate, um ein einziges derartiges Schichtmonitoring zu erstellen.
Register für Rückenbelastungen und Prüfung bekannter Verfahren
Zur Erhöhung der allgemeinen Verfügbarkeit von Untersuchungsergebnissen zur Wirbelsäulenbelastung wurde der Aufbau eines „Lumbalbelastungsatlas“ weitergeführt. Dabei handelt es sich um ein Register zur Wirbelsäulenbelastung von Standardfällen des Berufsalltags zum Heben und Tragen oder auch Schieben und Ziehen von Lasten.
Ein weiterer Schwerpunkt der IfADo-Arbeiten zielt auf die biomechanische Evaluierung etablierter Screeningverfahren zur Beurteilung körperlicher Belastungen durch manuelle Lastenhandhabung ab, wie die Leitmerkmalmethoden der BAuA. Neben einer weitgehenden Entsprechung von Screeningbewertungen und korrespondierenden Wirbelsäulenbelastungen wurden auch Empfehlungen zu Wichtungsanpassungen abgeleitet.
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